Bergedorf. Aussteller ziehen ein weitgehend positives Fazit. Doch unter Besuchern gibt es ein Dauerthema, das für Diskussionen sorgt.
Nieselregen und Temperaturen um acht Grad: Verschärfte Bedingungen für das vorweihnachtliche Beisammensein unter freiem Himmel. Doch viele Aussteller und Hüttenbetreiber des Bergedorfer Weihnachtsmarktes nehmen es gelassen – und ziehen jetzt ein recht positives Zwischenfazit für den Markt, der noch bis zum 30. Dezember in der Innenstadt aufgebaut ist.
Während die ersten Besucher in der Alten Holstenstraße und am Markt mit den Öffnungszeiten der Geschäfte eintrudeln, bleibt es am Schloss bis zum Nachmittag ruhig. „Das ist normal“, sagt Torsten, der seinen Nachnamen lieber nicht nennen mag. Zum zweiten Mal ist der Aussteller mit seinem Sortiment an Herrnhuter Sternen in Bergedorf zu Gast. „Die Leute kommen verlässlich ab drei, vier Uhr am Nachmittag.“ Am frühen Abend ist der Platz nach seiner Erfahrung dann voll.
Aussteller des Bergedorfer Weihnachtsmarktes sind zufrieden
2019, erinnert sich der Gast aus Wittenberg, schoben sich die Bergedorfer noch Schulter und Schulter an seiner Hütte vorbei. Aber da rieselte auch der Schnee. Trotzdem will Torsten nicht meckern. Der Umsatz ist im Vergleich zu den Vorjahren nur leicht zurückgegangen, und es kommen ja noch ein paar Tage. Die beste Empfehlung für seine Ware hängt über ihm in den alten Bäumen des Schlossparks. Mit Eintreffen der Dunkelheit beginnen die Herrnhuter Sterne zu strahlen und ergänzen das Lichter-Rund, das die Schlosswiese umgibt. Am Abend wird es hier gemütlich, auch wenn Regen fällt. Torsten liebt diesen Platz.
„Im letzten Jahr hatten wir vier Tage Regenwetter und jetzt sind es schon 16“, bedauert auch Organisatorin Jule Duda von der Agentur Hamburg Events. Immerhin haben die ersten Tage mit Schnee gezeigt, wie perfekt es aussehen kann. Die Resonanz, so Duda, sei auch im zweiten Jahr des neuen Konzeptes positiv. Die Gewichtung – das Gros der Handwerkstände in der Alten Holstenstraße, das kulinarische Angebot eher am Schloss – geht auf. Ein Beweis dafür sind die vielen Stammgäste unter den Ausstellern.
Auch am Bergedorfer Markt erwartet den Besucher ein vertrautes Bild. Anke Batschkus ist seit 15, ihre Mutter Sigried Fuß bereits seit über 23 Jahren dabei. An ihrem Stand mit Küchenzubehör und Kunsthandwerk aus Holz empfangen die Veteraninnen viel Stammkundschaft. Sie lieben den Schnack mit den Leuten, sind mit den Verkaufszahlen zufrieden und gravieren das Frühstücksbrettchen nach individuellem Wunsch und zum Preis des Vorjahres, 9 Euro das Stück.
Ein Dauerthema sind die Preise auf dem Markt
Preise sind ein Dauerthema auf dem Weihnachtsmarkt. „Die Leute sparen aber eher am Essen“, ist der Eindruck von Sigried Fuß. Tatsächlich kommen Familien mit 4 Euro für die Portion Pommes und 8 Euro für eine Rindswurst schnell an ihre Grenzen. „Wir haben gerade die Nudelbox im CCB gegessen und jetzt dürfen die Kinder dafür doppelt so oft aufs Karussell“, so der Kommentar eines Vaters, dessen Sohn gerade das Feuerwehrauto erklimmt.
„Für uns wird eben auch alles teurer“, lautet die Antwort auf gestiegene Preise am Grill. „Ob und wie die Betreiber gestiegene Einkaufspreise an die Kunden weitergeben, ist natürlich ihre Sache“, sagt Jule Duda. Sie hofft, dass das Angebot über den gesamten Markt verteilt, groß genug ist, um jedem Gast das Passende bieten zu können.
Über Geschmack lässt sich auch jenseits des kulinarischen Angebots streiten. Das betrifft etwa die gläsernen Spielgeschäfte, die „unbemannt“ vor sich hin blinken und das junge Publikum mit riesigen Plüschtieren locken. „Grauenhaft“ entfährt es einem älteren Ehepaar im Vorbeigehen. „Bei manchen sehr beliebt“ erklärt Jule Duda. Hier regelt die Nachfrage das Angebot. Das Organisationsteam ließ die Glaskästen jedenfalls bewusst hinter dem Karussell bei St. Petri und Pauli aufstellen, um eine dunkle Ecke im Übergang zum Schlossgelände zu erhellen. Wem es vor riesigen Plüschmonstern eher graust, der kann jederzeit ein paar Schritte zur Seite gehen und ist im Nu in der Stille des Kirchraums. Bis zum Weihnachtstag können Besucher dort täglich um 18 Uhr einem Konzert, einer Predigt oder einem Chor lauschen.
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Die geschmückten Hütten des Bergedorfer Weihnachtsmarktes öffnen Sonntag, Montag und Dienstag von 11 bis 21 Uhr sowie am Mittwoch, Donnerstag, Freitag und Sonnabend bis 22 Uhr. An Heiligabend und den beiden Feiertagen ist der Markt geschlossen. Am Sonnabend, 23. Dezember, erwartet Anthony Bauer Besucher auf der Schlosswiese zu einem weihnachtlichen Konzert. Der letzte Tag der Veranstaltung in der Innenstadt ist der 30. Dezember.