Neuallermöhe. Manchmal fällt nicht nur eine Verbindung aus. Warum ein hoher Krankenstand nicht das einzige Problem der Verkehrsbetriebe ist.

Zwar hat er davon gehört, dass Busfahrer Andreas Knop gern mal quietschgelbe Enten an seine kleinen Fahrgäste verteilt und aufheitern will, wenn der Bus Verspätung hat. Aber so richtig vergnügen kann sich Thomas Lenné nicht über die „trudelige Linie 234“, die durch Bergedorf, Lohbrügge, Nettelnburg und Neuallermöhe fährt.

Zuletzt mussten Ehefrau Ofelia und das zweijährige Enkelchen Estelle so lange im Kalten warten, dass er kurzerhand das Auto holte und die beiden zum Ziel fuhr: „Das ist schon traurig, wenn der Bus so unzuverlässig ist.“

Verkehrsbetriebe: Der ewige Ärger mit der Buslinie 234

Dabei wollte die Kleine doch unbedingt pünktlich zum Laternenumzug ihrer Kita an der Edith-Stein-Kirche. So ging sie, ihre Sterntaler-Laterne fest in der Hand, mit der Oma zur Bushaltestelle an der Lilo-Gloeden-Kehre. Als der 234er nicht kam, warteten sie zehn Minuten auf die Linie 134.

„Auch dieser Bus kam nicht an diesem nasskalten Abend. Nun wurde es zeitlich eng, weil auch der dritte Bus, wieder die Linie 234, einfach nicht kam“, erzählt Thomas Lenné, der schon mal mit dem Rad vorgefahren war – und einen verzweifelten Anruf bekam.

Busfahrer Andreas Knop will seine Fahrgäste mit Quietscheenten fröhlich stimmen  – trotz mancher Verspätung.
Busfahrer Andreas Knop will seine Fahrgäste mit Quietscheenten fröhlich stimmen – trotz mancher Verspätung. © bgz | Anne Strickstrock

„Ich radelte also zurück und packte Frau und Enkelin ins Auto, was wir ja umweltbewusst eigentlich vermeiden wollten“, erzählt der Rentner. Inzwischen hatte der Umzug längst begonnen: „Ich fuhr die beiden zum Endpunkt des Umzuges, wo sie dann zumindest noch den Rückweg hinter dem Pferd herlaufen konnten.“

Gleichzeitig aber rief er den HVV an, „um mich nach den Umständen dieser drei ,No Shows‘ zu erkundigen“. Man verwies ihn an die zuständigen VHH, aber in der folgenden Stunde sei da nur ein Besetztzeichen zu hören gewesen – „dann gab ich auf“.

Wegen Personalknappheit und hohen Krankenstands um Verständnis gebeten

Doch die Geschichte ging noch weiter: „Ich verfasste eine Google-Kritik, in der ich meinem Ärger mit einer kurzen Schilderung und einer Ein-Sterne-Wertung Ausdruck verlieh. Darauf reagierten die VHH nun und baten, die Details schriftlich dem ‚Kundendialog‘ mitzuteilen.“ Das tat Thomas Lenné – und bekam zur Antwort, man bitte um Verständnis, habe Personalknappheit und einen hohen Krankenstand.

Warum aber wird der Fahrplan nicht angepasst? Darauf bekam er keine Antwort. Dabei sei der Fachkräftemangel ebenso wenig spontan vom Himmel gefallen wie eine Erkältungswelle im Winter, schimpft Lenné. Er wünscht sich einen „ehrlichen Fahrplan“, „dass man nicht raten muss, ob der nächste Bus in 20, 30 oder 40 Minuten kommt“.

Kritik: „Viele Erkältungen im Winter sind wenig überraschend“

Auch wenn der Bus dann eben seltener komme, so sei er wenigstens verlässlich, müsse man „nicht mit einem Kleinkind an der Hand bei Schneeregen und Temperaturen um den Gefrierpunkt eine Abfahrt nach der anderen am Fahrplan vorbeiziehen sehen“.

Der Personalmangel und der demografische Wandel, „aufgrund dessen die Personaldecke immer kürzer wird“, seien schuld an der schwierigen Lage, versucht VHH-Sprecher Lennart Meyer eine Erklärung. Zwar habe man in diesem Jahr schon 339 neue Kolleginnen und Kollegen eingestellt, gebe es derzeit 78 Fahrschüler, doch noch immer sind aktuell 100 Stellen im Fahrdienst frei: „Um Fahrten nicht ausfallen lassen zu müssen, arbeiten wir mit Subunternehmen zusammen und sind so grundsätzlich immer noch gut aufgestellt.“

Erste Maßnahme: Es wird die Taktung verringert

Es sei nunmal so, dass umso mehr Menschen den ÖPNV nutzen, je kälter es wird, so Meyer: „Dünnen wir den Takt planmäßig aus, führt das zu überfüllten Bussen“, erklärt er die komplexe Verkehrsplanung: „Wenn klar ist, dass nicht alle Dienste einer Schicht besetzt werden können, müssen die Disponenten in unserer Leitstelle kurzfristig entscheiden, welche Fahrten ausfallen müssen. In der Regel nimmt man zuerst Fahrten auf Linien mit einer hohen Taktung oder Linien mit wenig Querverbindungen – Stichwort Anschlusssicherung – aus dem Plan.“

Nun, dann würde sich Thomas Lenné wenigstens eine Hotline mit aktuellen Infos wünschen: „Die könnte auch älteren Möchtegern-Fahrgästen ohne HVV-App sagen, wann der nächste Bus kommt. Vielleicht wäre der nette Herr Knop bei so einer Hotline nützlicher, um gute Laune zu verbreiten“, meint der Senior, der zudem „vielleicht etwas kritisch und überspitzt“ nach einer Entschädigung gefragt habe: „Bei der Deutschen Bahn gibt es das ja auch bei Unpünktlichkeit.“

Auch bei der Service-Hotline ist gerade Land unter

Die Probleme speziell mit der Linie 234 „tun uns sehr leid“, betont Lennart Meyer: „Wir haben viele Ausfälle, da ist der Zehn-Minuten-Takt nicht immer einzuhalten.“ Die neuerliche Corona-Welle erreiche Mitarbeiter aus allen Bereichen: „Daher können auch die Busse in der Werkstatt nicht immer sofort repariert werden. Und auch bei der Service-Hotline ist gerade Land unter.“

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Wie aber lässt sich nun erfahren, ob und wann überhaupt ein Bus kommt? „Die HVV-App ist keine Hilfe, und das Warten auf einen pünktlichen Bus ein Vabanque-Spiel“, meint Fahrgast Lenné.

„Wir als VHH senden Echtzeitdaten für die Fahrplanauskunft“

In der App oder auf der Website werde der Normalfahrplan dargestellt. „Wir als VHH senden Echtzeitdaten für die Fahrplanauskunft. Ob eine Fahrt pünktlich ist, verspätet oder ausfällt, sollte dort jeweils gekennzeichnet sein“, entgegnet Meyer und verweist zudem auf die elektronischen Anzeigen an den Haltestellen.

Wenn es zu längeren Wartezeiten bei der Kundenhotline (Telefon 040 725 94 800 oder indo@vhhbus.de) komme, so möge doch bitte jeder Gast etwas Geduld haben: „Wir arbeiten nach Kräften daran, unsere Linien so zuverlässig zu gestalten, wie wir es uns als Fahrgast selber wünschen.“