Hamburg. 33 Bilder von acht Malern zeigen Gegensatz zwischen Stadt und Land. Die Besucher der Schau können selbst aktiv werden.
„Stadt und Land“ lautet der Titel der neuen Bürgerausstellung im Bergedorfer Schloss. Ein passendes Thema, findet Museumsleiterin Schanett Riller: „Schließlich hat Bergedorf Stadt und Land innerhalb der Bezirksgrenzen und ist darüber hinaus noch Teil der Metropole Hamburg“. Für die Schau hat sich diesmal nicht ein einzelner Künstler erfolgreich beworben. In den Ausstellungsräumen des Bergedorfer Schlosses (Bergedorfer Schloßstraße 4) sind stattdessen Bilder aus der Kunstsammlung der Hamburger Sparkasse (Haspa) zu sehen.
„Die Haspa hat eine Sammlung mit über 800 Werken und wir freuen uns immer, wenn wir die Möglichkeit bekommen, sie an interessanten Orten in der Metropolregion Hamburg zu zeigen“, sagt Kunsthistorikerin Friederike Weimar, Kustodin der Kunstsammlung. Sie hat nun 33 Werke von acht verschiedenen Künstlern ausgewählt, die sich alle mit unterschiedlichen Vorstellungen von Stadt und Land beschäftigen. „Die Stadt ist für viele lebendig, aber auch laut, das Land ruhig, aber langsamer in seinen Entwicklungen.“ Die Ausstellung sei ein Gesprächsangebot an die Besucher, über ihre eigenen Assoziationen nachzudenken und den Umgang der Maler und Grafiker mit dem Thema auf sich wirken zu lassen. Auf Kreidetafeln können die Betrachter ihre Gedanken und Eindrücke hinterlassen.
Haspa zeigt in Bergedorf Schätze aus ihrer Kunstsammlung
„Die Haspa-Sammlung ist regional geprägt. Wir sind der Unterstützung der Kunstszene in Hamburg verpflichtet“, betont Weimar. Die Kunsthistorikerin wählte vor allem Künstler mit einem Schwerpunkt auf das frühere 20. Jahrhundert aus, viele davon waren entweder dem Hamburgischen Künstlerclub von 1897 oder der 1919 gegründeten Hamburgischen Sezession verbunden. Viele der Künstler seien zu Lebzeiten auf das Leben in der Stadt angewiesen gewesen, nahe dran am Kunstmarkt. „Das heißt aber nicht, dass sie auch die Stadt malten. Gerade Impressionisten zog es oft aufs Land“, erklärt Weimar. Gerade Kunstschaffende mit großbürgerlichem Hintergrund hätten oft aber auch verklärtes Bild von der ländlichen Idylle gehabt.
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Manche der ausgestellten Künstler bildeten beide Lebenswirklichkeiten ab. Der 1869 in Hamburg geborene Paul Kayser zog in späteren Lebensjahren raus nach Blankenese und wählte auch technisch unterschiedliche Darstellungsformen. Während die Landschaftsdarstellungen durch die pointillistische Maltechnik ruhig, aber auch statisch wirkt, setzte Kayser bei seiner Darstellung des Hamburger Stadtverkehrs auf dynamischere Pinselstriche.
Willy Davidson widmete sich in seinen Lithografien dagegen fast ausschließlich dem urbanen Raum. „Er war ein Maler der Vorstadt“, betont Weimar und fügt hinzu: „Er hatte aber einen negativen Blick auf die Stadt“. Seine Grafiken zeigen vorwiegend düstere Fabriklandschaften mit qualmenden Schloten. Da Davidson schwul war und mit seinem Lebensgefährten zusammen lebte, wäre ein Umzug des von 1890 bis 1933 lebenden Künstlers aufs Land zur damaligen Zeit aber nur schwer denkbar gewesen.
Otto Tetjus Tügel stellt gerade in seinen Abbildungen von ländlichen Szenen meist keine Idylle dar. Der Künstler, der 1892 in Hamburg zur Welt kam, gehörte zuerst zur Hamburgischen Sezession und später zur zweiten Generation von Bewohnern der Künstlerkolonie Worpswede. Der Exzentriker eckte in der niedersächsischen Provinz selbst unter Künstlerkollegen stets an. Er warf immer wieder einen morbiden Blick auf das Land, die Vegetation wuchert dornig und bedrohlich.
Die Ausstellung in Bergedorf ist der dritte Teil einer Tour der Haspa-Kunstsammlung im Norden, die vorher in Uetersen und Buxtehude Station gemacht hat. Im Bergedorfer Schloss sind die Bilder ab sofort bis zum Freitag, 17. März, zu sehen. Das Bergedorf Museum im Schloss ist dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet fünf Euro, ermäßigt 3,50 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er frei.