Lohbrügge. Umweltschonende Lichtquellen stehen Fußgängern im Weg. Nicht das einzige Ärgernis: Worüber sich die CDU noch aufregt.

Da ist an dieser Stelle mitten im Lohbrügger Wohngebiet sowieso schon nicht viel Platz. Der Gehweg misst vielleicht gerade mal 1,50 Meter. Wenn sich hier zwei Mütter mit Kinderwagen begegnen, muss schon mal die Straße zum Ausweichen herhalten. Doch es kommt noch ärger: In der Mitte dieses Trottoirs steht ein neuer LED-Lichtmast. Genau darüber und weitere unsinnige Platzierungen regen sich insbesondere Verkehrsexperten der CDU auf.

„Da wäre doch an den Seiten ausreichend Platz gewesen“, sagt Jörg Froh (CDU). Fußgängerfreundlicher wäre es allemal, die Masten im Bereich der äußeren asphaltierten 30 Zentimeter aufzusetzen: „Für mobilitätseingeschränkte Personen mit Begleitung oder Eltern mit Kinderwagen wäre dann ausreichend Platz.“ Die Raumverengung an der Straße Höperfeld direkt an der Einmündung Poeckstraße ist kein Einzelfall. Jörg Froh (CDU) vermutet, dass es im Bezirk noch mehr derartiger, aus seiner Sicht schlecht platzierter Lichtmasten gibt.

Fußgänger in Bergedorf: Ärger um Lichtmasten, die Gehwege versperren

Wenig Nachvollziehbares ist zudem im Landgebiet zu beobachten: Dort stellte der CDU-Mann auf Deichstraßen beispielsweise am Allermöher Deich oder am Moorfleeter Deich fest, dass die neuen LED-Masten, die alte Holzlaternen ersetzen, grundsätzlich nur 80 Zentimeter vom Fahrbahnrand entfernt gesetzt werden.

Dabei stehen dort in den Nebenflächen durchschnittlich 2,50 Meter an Raum zur Verfügung, die alten Masten waren auch weiter weg vom Fahrbahnrand aufgestellt. Jörg Froh schwant Böses, sollten Straßenräume neu aufgeteilt und Gehwege überplant werden: „Wenn dann ein neuer Gehweg gebaut werden würde, müssten alle Masten wieder herausgenommen und versetzt werden.“

Bei schneeglatter Witterung hält sich ein älterer Herr am LED-Lichtmast am Höperfeld fest.
Bei schneeglatter Witterung hält sich ein älterer Herr am LED-Lichtmast am Höperfeld fest. © Susanne Tamm | Susanne Tamm

Das generelle Umsetzen koste unnötiges Geld, wie Jörg Froh aus Nachfragen bei der für Straßenbeleuchtung verantwortlichen Hamburg Verkehrsanlagen GmbH erfragte: etwa 2500 Euro pro Platztausch. „Das ist für mich verschenktes Steuergeld. Grundsätzlich sollten vorher mit dem Bezirksamt die zukünftigen Planungen von Gehwegen abgestimmt und dann die Lichtmasten aufgestellt werden“, echauffiert sich der 65-Jährige.

Bei der Behörde direkt nachgefragt hieß es beispielsweise zu den mittig gesetzten Masten, dass es „Prinzipien und Richtlinien“ gebe, etwa auch was Abstände zum Straßenrand angehe. Ähnliches hörte sich auch das Tiefbauamt an, das sich auch mit Hamburg Verkehrsanlagen über Masten-Standorte austauschte: „Die Probleme mit deren Vorgaben wiederholen sich.“

Bergedorfs Grüne sind einverstanden, wünschen sich aber dennoch Referenten

Unions-Mann Froh möchte auch nicht falsch verstanden werden: Die Umrüstung von alten (eher klimaschädlichen) Straßenlaternen auf modernes LED sei absolut richtig. Aber die Platzierung? Die ist laut dem CDU-Urgestein „nicht immer umsichtig und zukunftsgewandt“. Zumal es beim Thema Straßenlicht ja auch um Sicherheitsaspekte gehe.

Froh kann nicht nachvollziehen, wieso die Lichtmasten die Straße für Autos (teilweise ausgestattet mit taghellen Scheinwerfern) bestens ausleuchten, teilweise Fußgänger aber im Dunklen lassen und nicht mit Bewegungsmeldern arbeiten. Deshalb spricht sich Froh für unterschiedlich dimmbare LED-Masten aus – als sinnvoll erachtet der 65-Jährige zum Beispiel ein System, bei dem die Masten durch Bewegungsmelder heller werden, wenn sich jemand zu Fuß oder auf dem Rad nähere.

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Bergedorfs Grüne sehen das in weiten Teilen ebenfalls wie die CDU: „Selbstverständlich müssen Gehwege in ihrer ganzen Breite für Fußgänger nutzbar sein“, meint deren verkehrspolitische Sprecherin Anke Bendt-Soedetjo und spricht auch den mancherorts im Bezirk vorzufindenden Missstand von Gehwegen unter Mindestbreiten an.

Doch die Grünen haben dazu weiteren Klärungsbedarf, wünschen sich zunächst mal einen Referenten aus der Behörde, der nähere Details zu bewegungsgesteuerter Straßenbeleuchtung erklärt. Die soll laut Bendt-Soedetjo bei Nachfragen unter Neuallermöher Bürgern „als eher unsicher“ empfunden worden sein

Eine erste Aufgabe für die Fußgängerbeauftragte?

Die CDU wünschte sich zuletzt, die verantwortlichen Behörden dazu zu verpflichten, Lichtmasten nicht mittig auf enge Gehwege zu stellen und diese grundsätzlich bei Nebenflächen weiter weg vom Fahrbahnrand zu positionieren. Auch die hiesigen Straßenabteilungen sollten bei der Standortfestlegung miteinbezogen werden wie eventuell auch die soeben eingestellte Fußgängerbeauftragte des Bezirks.

So weit möchten Grüne mit ihren Koalitionspartnern SPD und FDP ohne Hintergrundinfos nicht gehen. So müssen sich die Passanten am Höperfeld/Poeckstraße erstmal weiter an der Straßenlaterne vorbeizwängen.