Bergedorf. Bezirk Bergedorf ist in Hamburg Vorreiter bei Einführung neuer Technik. Wozu die Umrüstung von gut 3000 Laternen gut ist.

Als Erstes hatten die Boberger die kleinen, grauen Kästchen an ihren Straßenlaternen bemerkt, inzwischen sind es gut 3000 in ganz Bergedorf. Was ist das? In der Hansestadt soll die Steuerung der Beleuchtung umgerüstet werden, daher werkeln die Techniker der Hamburg Verkehrsanlagen GmbH (HHVA) im Auftrag der Stadt und stellen auf die neue, Europäische Funk-Rundsteuerung (ERF) um.

Bisher waren die Empfänger der Ton-Frequenz-Rundsteuerung (TRF) in den Masten und Schaltschränken nicht sichtbar, da wurden die Steuersignale über die elektrischen Netze gesendet, um die Beleuchtung ein- oder auszuschalten. Die neue Rund-Steuerung mit ihren Antennen in den grauen Kästchen in gut drei Meter Höhe braucht indes kein Netz zur Datenübertragung. Hier lösen Langwellensignale das Einschalten der Beleuchtung aus. Da einer dieser Sender in Burg nahe Berlin steht, sind alle Empfänger Richtung Süd-Osten ausgerichtet. Die Kästchen dienen also allein dem Empfang, sie senden keine Signale aus.

Straßenbeleuchtung: 45.000 Laternen in Hamburg werden umgerüstet

Langwelle breitet sich entlang der Erdoberfläche aus und kann sehr große Distanzen überwinden, ist gegen kleinere Berge, hohe Bauwerke oder auch gegen Nebel immun – es gibt somit so gut wie keinen „Funkschatten“, wie die Techniker es formulieren. „Insgesamt sind es in ganz Hamburg rund 100.000 Lichtmasten, davon haben 45.000 Schaltempfänger, die jetzt ausgetauscht werden“, sagt Stefan Jungk, der Leiter der Abteilung Bau für die öffentliche Beleuchtung: „Die anderen 55.000 laufen über Schaltschränke, da sind also immer mehrere Masten an einem Kabel verbunden.“

An der Ecke Vierlandenstraße/Am Pool in Bergedorf sind die Laternen schon umgerüstet.
An der Ecke Vierlandenstraße/Am Pool in Bergedorf sind die Laternen schon umgerüstet. © BGZ | strickstrock

Zunächst in Steilshoop und Farmsen wurde die neue Technik erprobt, es folgten Altengamme, Curslack und Boberg. Die beauftragten Monteure brauchen Zeit, immerhin dauert die Umrüstung pro Mast etwa eine halbe Stunde. „Im Bezirk Bergedorf soll die Aussendung der Tonfrequenzsignale zuerst abgeschaltet werden. Und wir sind schon weit voran, in gut vier Wochen sollen die restlichen 20 Prozent aller 3700 Masten in Bergedorf umgerüstet sein“, erklärt Jungk. Jetzt seien nur noch Neuallermöhe und das Bergedorfer Stadtgebiet dran, in den anderen Stadtteilen sind die Arbeiten bis auf einzelne Masten abgeschlossen, vielleicht fehlen noch 40 Masten in Allermöhe.

Straßenbeleuchtung: Ende 2024 soll die gesamte Stadt versorgt sein

Anschließend will sich das Team den Bezirk Hamburg-Mitte vorknöpfen: Bis Ende 2024 soll die gesamte Hansestadt mit der neuen Technik versorgt sein. Das städtische Unternehmen HHVA plant, schon im August 2024 fertig zu sein, „danach kommen nur noch die Problemfälle, also Masten, die in Baustellen stehen oder in Fußgängertunneln ohne Funkverbindung“, so Beleuchtungsexperte Jungk.

Und wann weiß nun die Laterne, dass es dunkel wird? Ihr Kriterium ist die Himmelshelligkeit oberhalb der Bebauung, die an mehreren Stellen in Hamburg als Beleuchtungsstärke in Lux gemessen wird. „Bei 40 Lux kommt der Einschaltbefehl. Und morgens wird ab 25 Lux wieder ausgeschaltet“, erklärt der HHVA-Ingenieur. „Wenn die Beleuchtungsstärke oberhalb der Bäume 25 Lux ist, haben wir zwischen den Häusern und Bäumen ungefähr zehn Lux am Boden.“ Grundsätzlich seien zwischen einem und zehn Lux nötig: „Eine Verkehrskreuzung braucht schon zehn Lux, während ein abgelegener Gehweg mit einem Lux auskommt.“