Hamburg. Vor 30 Jahren hatte der damals Anfang 40-Jährige dramatische finanzielle Probleme. Darüber hat er jetzt ein Buch geschrieben.
Als die Lage endgültig aussichtslos schien, lief der Mann zu Hochform auf. Wie, darüber können Interessenten nun in seinem Buch nachlesen: Burkhard Zieroth stand einst das Wasser bis zum Hals. Der Juwelier aus Lohbrügge, damals Anfang 40, stand mit 800.000 Mark bei seinem Hauptlieferanten in der Kreide, hatte ein 150.000-Mark-Darlehen bei der Bank offen, 50.000 Mark Steuerschulden und diverse kleinere unbezahlte Rechnungen bei weiteren Gläubigern. Nichts davon konnte er bezahlen.
Entstanden war die Schieflage durch den fremdfinanzierten Kauf eines Geschäfts- und Wohnhauses in Lohbrügge. Es fanden sich keine Mieter, statt Einnahmen gab es nur die monatlichen Forderungen der Bank in der damaligen Hochzinsphase. Und wegen der andauernden wirtschaftlichen Krise fanden immer weniger Kunden den Weg in das Juweliergeschäft an der Alten Holstenstraße.
Bergedorfer Juwelier Zieroth verjagte einst den Pleitegeier
Am schlimmsten aber war Zieroths Umgang mit der fortschreitenden Katastrophe: Er steckte den Kopf in den Sand. Versprach seinen Gläubigern immer wieder Zahlung in der übernächsten Woche, ließ böse Mahnbriefe ungeöffnet liegen, sah dem eigenen Untergang ebenso tatenlos wie ungläubig zu. „Ich war wie gelähmt“, sagt der Geschäftsmann heute. Längst hatte sich seine Misere in Lohbrügge und Bergedorf herumgesprochen, er war mehr und mehr gesellschaftlich isoliert, wurde geschnitten. „Wenn ich einen Raum betrat, drehten die Leute sich weg. Mit so einem unzuverlässigen Gesellen wie mir wollten sie nichts zu tun haben.“
Burkhard Zieroth ist heute 77 und führt noch immer sein Geschäft in der Alten Holstenstraße. Die schwere Krise ist gemeistert, liegt mehr als 30 Jahre zurück. Wie er es damals schaffte, das Steuer herumzureißen und sein sinkendes Schiff auf Erfolgskurs zu manövrieren – darüber hat der Juwelier jetzt ein Buch geschrieben. „Franziskus, der mich lehrte, dass es keine Grenzen gibt“ ist der Titel des 196 Seiten starken Werks, das man nun in seinem Geschäft kaufen kann.
Im Buch ist es ein zunächst geheimnisvoller Franziskus, der plötzlich in Zieroths Büro steht und ihm ebenso vertrauensvoll wie unmissverständlich zu verstehen gibt, dass er seine Haltung grundlegend ändern muss, um den Weg aus dem Jammertal zu finden. In Wirklichkeit war es der Leiter eines Seminars „Positives Denken“, das der angeschlagene Unternehmer in der Schweiz besuchte. „Ich hatte schon mehrmals an solchen Lehrgängen teilgenommen“, schildert Zieroth. „Aber hier begriff ich endlich, dass es nicht reicht, sich die Dinge schönzureden, sondern dass man aktiv werden muss, die Ärmel aufkrempeln. Und vermeintlich ,heilige Kühe‘ schlachten.“
Um Schulden zu begleichen, trennt er sich von Uhren und einem Auto
Heilige Kühe waren etwa die umfangreichen privaten Uhren- und Münzsammlungen, von denen sich zu trennen er bislang für unmöglich gehalten hatte. Dann der noch ziemlich neue und sündhaft teure BMW 745, eine wahre Protzkiste. Mit dem Erlös konnte Burkhard Zieroth die vielen kleinen Forderungen begleichen, die an ihm gezerrt hatten. Um bei den drei großen Gläubigern – dem Finanzamt, dem Hauptlieferanten und der Bank – noch einmal Zahlungsaufschub zu erreichen, bedurfte es nicht nur der Zahlung kleiner Teilbeträge, sondern etwas anderem: Überzeugungskraft durch eigene Überzeugung und das felsenfeste Vorhaben, diese Krise mit allen dafür erforderlichen Entbehrungen zu meistern.
„Tu erst das Notwendige, dann das Mögliche, und plötzlich schaffst Du das Unmögliche“, zitiert Zieroth in seinem Buch Franz von Assisi. Es gelingt nicht ohne den Teilverkauf seines privaten Wohngrundstücks in Bergedorf. Das Wohnhaus für sich und seine Familie kann er aber halten. „Wenn man sich so einer Misere bedingungslos stellt, entsteht auch schon mal etwas Neues, Größeres“, sagt der Juwelier heute. Er hat nicht nur ein Buch geschrieben. Er hat nun auch eine eigene Uhrenkollektion entwickelt und von einem seiner Handelspartner produzieren lassen. Motivationsuhren hat Zieroth sie getauft.
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Über dem soliden Schweizer Uhrwerk prangt als Ziffernblatt das fernöstliche Ying-und-Yang-Zeichen für das harmonische Miteinander von Gegensätzen, außen herum spendet ein optimistisches Motto wie „Es geht mir jeden Tag immer besser und besser“ dauerhaft Zuversicht. „Das dient der Selbstkonditionierung, ersetzt negative Gedanken durch positive“, ist der Unternehmer überzeugt.
Das Buch ist in gebundener Ausgabe für 19,50 Euro, als Taschenbuch für 12,50 Euro, die Uhr (limitierte Auflage: 200) für 120 Euro im Juweliergeschäft Zieroth erhältlich: Alte Holstenstrasse 22-24, 21031 Hamburg.