Bergedorf. Es gibt Schwierigkeiten mit dem Bergedorfer Tor. Mieter müssen ihre Pläne ändern. Projektentwickler nennt neues Datum.
Auf der Zielgeraden scheint sie ihr Glück zu verlassen: Fehlende Arbeitskräfte, fast keine Zuverlässigkeit bei der Materiallieferung und auch das ein oder andere bauliche Missgeschick bringen Bergedorfs zentralste Baustelle, das Bergedorfer Tor, zum Ende hin in zeitlichen Verzug. Tatsächlich ist in den drei Baufeldern der Projektgesellschaft noch kein Mieter komplett eingezogen, was ursprünglich anders geplant war. Doch die Verantwortlichen haben dennoch ein Ziel: Bis kurz vor Weihnachten sollen sämtliche Räume an die Mieter übergeben sein.
Bürodienstleister Regus hatte da offensichtlich andere Pläne: Bis zum Dienstag, 14. November, warb die Firma für flexible Arbeitsplätze mit einer großen Eröffnung am 15. November zunächst für Kunden und am späten Nachmittag für geladene Gäste. Das wurde dann aber relativ kurzfristig abgesagt. Wie bei einigen Nachbarmietern mehr ist die Strom- und Elektroversorgung noch im Rückstand, sind Türen noch nicht installiert, fehlen Glastrennwände – ein vernünftiger Geschäftsbetrieb ist vorerst nicht möglich.
Bergedorfer Tor: Plötzlich standen sie ohne Stromversorgung da
Karl-Friedrich Konietzky, Geschäftsführer der Projektgesellschaft, hat das gesamte 140-Millionen-Euro-Bauprojekt im Blick und benennt die Probleme, mit denen er und Geschäftspartner Peter Appel zu tun haben: Da wären zunächst einmal Lieferunregelmäßigkeiten zu nennen: Es würden teilweise von Lieferanten Näherungszeiträume „von vier bis sechs Wochen und mehr“ genannt, nennt Konietzky einen nervigen Umstand, der seriöse Planungen bei der Abnahme von Gebäudeteilen unmöglich mache.
Doch auch mit denjenigen, die das Gebäude nach und nach innen hochrüsten, gibt es Schwierigkeiten. Und ein altes Leid ist plötzlich wieder da: „Wir haben zum Beispiel bei einer Elektrofirma die Situation gehabt, dass durch Corona-Infektionen zwei Riesentrupps an Mitarbeitern verloren gingen. Dadurch gibt es Verzögerungen“, erklärt Karl-Friedrich Konietzky. Überhaupt ist das Thema Stromversorgung ein leidiges: Ursprünglich soll den Projektentwicklern für ihr Bergedorfer Tor der Anschluss an eine Leitung zugesichert worden sein, die auch das CCB Bergedorf versorgt. Das sei aber aus für ihn unerfindlichen Gründen, so Konietzky, zwischenzeitlich nicht mehr möglich gewesen, sodass kreative Alternativen gefragt waren: „Da haben wir zuerst eine lange Zunge gemacht, haben aber nun eine eigene Netzwerkstation in unserer Tiefgarage“, berichtet er.
Projektchef wird deutlich: „Verantwortungsloses Handeln“
Noch ein Grund, weshalb das Prestigeprojekt im Herzen Bergedorfs jetzt doch noch strauchelt: das Feuer auf dem Dach von Baufeld 3, dem medizinischen Zentrum. Weil die Flammen eine Lüftungsanlage vollständig zerstörten, musste das Dach erneuert werden. Was wiederum einen weiteren Zeitverlust bedeutete.
Auch mit seiner Kritik an so manchem Bauausführenden spart Chef Konietzky nicht, beklagt teilweise fehlendes digitales Verständnis (etwa bei Planänderungen) und auch teilweise „verantwortungsloses Handeln“ – so als konkretes Beispiel aus der Praxis bei den Deckenhöhen, die erst versiegelt werden, wenn wirklich alle Versorgungsleitungen verlegt sind. Das sei Standard in der Branche – Konietzky musste in der Praxis des Bergedorfer Tor feststellen, dass „an mancher Schnittstelle nicht richtig zusammengearbeitet“ werde. Wie bei Technikern und Deckenbauern.
Bergedorfer Tor: Schriftzug hängt seit Kurzem
Der Zeitplan ist ziemlich verrutscht. Im Gebäude des Baufelds 2 sollte schon seit September das Pflegezentrum SenVital residieren, im Oktober in Baufeld 3 das Medizinische Zentrum folgen und im November der Büroturm in Baufeld 4 mit unterschiedlichen Firmen an den Start gehen. Längst nicht mehr möglich: Erst am Montag (13. Oktober) hat SenVital einen ersten Teil seines Gebäudekomplexes übergeben bekommen.
Doch die Verantwortlichen wollen noch vor Heiligabend 2023 an alle bisher vertraglich gebundenen Mieter – im Bürokomplex sind noch drei Flächen in der Größe von 144 bis 220 Quadratmeter frei – die entsprechenden Geschäfts-, Praxis- und Büroflächen übergeben. Und es wird langsam: Für 15. November ist beispielsweise die Übergabe an die Apotheke im Erdgeschoss des Medizinzentrums vorgesehen, nachdem zuletzt auch das Stolle-Sanitätshaus diesen Status erreichte. Auch die Physiotherapie Bergedorf folgt bis Ende November, zeitnah auch der Zahn-Allrounder AllDent über zwei Stockwerke (1136 Quadratmeter). „Wann unsere Mieter letztlich eröffnen, bleibt ihnen überlassen“, sagt Karl-Friedrich Konietzky. Verständnis werde zwar vielfach bei den künftigen Protagonisten des Bergedorfer Tors gezeigt für die Probleme auf der Baustelle, doch der Ärger sei auch spürbar: „Wir ärgern uns auch tagtäglich, vor allem über die Unzuverlässigkeiten der Firmen.“
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Der Silberstreif am November-grauen Horizont hängt aber wenigstens schon: Das Wandrelief mit dem Schriftzug Bergedorfer Tor ist bereits am Eingang angebracht. Verfehlen kann das Gebäude also niemand mehr.