Wien. Der Milliardär René Benko hatte seine Immobiliengruppe mit Hilfe niedriger Zinsen und finanzstarker Investoren aufgebaut. Zuletzt häuften sich die Negativmeldungen. Nun übernimmt ein Sanierer das Ruder.
Schon als 17-Jähriger verdiente René Benko beim Ausbau von Dachböden in seiner Heimatstadt Innsbruck gutes Geld. Später folgte ein märchenhafter Aufstieg zum Immobilien-Tycoon, der mit Wolkenkratzern, Einkaufszentren und anderen Gebäuden in Toplagen zum Superreichen aufstieg. Auf 5,6 Milliarden Euro schätzt das US-Magazin Forbes das Vermögen des heute 46-Jährigen. In Zeiten extrem niedriger Zinsen lief sein Geschäft glänzend. Nun ist seine vor rund 20 Jahren gegründete Signa-Gruppe angeschlagen. Am Mittwoch gab Benko auch unter dem Druck der Mitgesellschafter seine Macht an den deutschen Sanierer Arndt Geiwitz ab.
Wie das Unternehmen bekanntgab, tritt Benko als Vorsitzender des Beirates der Signa-Holding zurück. Geiwitz übernehme auch den Vorsitz des Gesellschafter-Komitees und werde die Restrukturierung der Immobilien- und Handelsholding verantworten. „Dies ist in der derzeitigen Situation die beste Lösung für das Unternehmen, seine Partner, Investoren sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagte Benko laut Mitteilung. Es gelte nun, Vertrauen wiederherzustellen. Das Immobilienportfolio von Signa bleibe einzigartig. Alle Beteiligten seien gefordert, Signa jetzt zu unterstützen.
Geiwitz sagte, das Unternehmen brauche Ruhe und Ordnung. Es gelte, langfristige Lösungen zu finden. „Es ist daher verantwortungsvoll wie geboten, jetzt eine umfassende Konsolidierung für das Unternehmen einzuleiten.“ Die Qualität des Immobilien-Portfolios sowie die der geplanten Projekte insbesondere in Deutschland sei sehr gut.
Signa baut etwa in Hamburg den 245 Meter hohen Elbtower. Zur Unternehmensgruppe gehört auch der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof, der bereits zwei Insolvenzverfahren hinter sich hat. Das jüngste Verfahren wurde unter Geiwitz’ Führung durchgeführt.
Höhere Zinsen, höhere Kosten
Die Immobilienbranche hat seit dem Beginn des Ukraine-Krieges mit gestiegenen Bau- und Energiekosten sowie höheren Zinsen zu kämpfen. Wegen der gestiegenen Zinsen kam es bei der Gesellschaft Signa Prime Selection im Vorjahr zu einer Abwertung von 1,17 Milliarden Euro. Davon waren vor allem Immobilien in Deutschland betroffen, wie aus dem Konzernabschluss der Luxusimmobilienholding hervorgeht.
Signa habe weitere externe Berater engagiert, um mit Hochdruck alle Geschäftsbereiche zu überprüfen sowie ein ganzheitliches Konzept für die Gruppe zu erarbeiten, hieß es.
Benkos Miteigentümer der Holding hatten den Milliardär nach Angaben des österreichischen Gesellschafters Hans Peter Haselsteiner aufgefordert, die Macht über das Firmengeflecht aufzugeben, nachdem sich Probleme in verschiedenen Sparten und bei diversen Projekten häuften. So meldete die Signa-Sportartikelsparte im Oktober Insolvenz an. Der Bau des Elbtowers wurde unterbrochen.
Der 46-jährige Benko hatte seine Unternehmensgruppe auch mit Hilfe finanzstarker Investoren aufgebaut. Zu den Miteigentümern der Signa-Holding gehörten bislang die Stiftung der österreichischen Bauunternehmerfamilie Haselsteiner (Strabag) und Ernst Tanner, der Verwaltungsratspräsident des Schweizer Schokoladenherstellers Lindt & Sprüngli. An Signa Prime Selection ist unter anderem der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne beteiligt.
In Österreich hatte die Signa-Gruppe zuletzt das operative Geschäft der Möbelgruppe Kika/Leiner verkauft. Der Händler meldete kurz darauf Insolvenz an.