Reinbek. Reinbek. Bei der Suche nach einem Nachfolger hatte Korinna Pipping sofort ein gutes Bauchgefühl, nun wird an einer „sanften Unternehmensübergabe“ gearbeitet.
Eigentlich wollte Heiner Marcus Roskothen bei Korinna Pipping nur ein Haus in Reinbek kaufen, für sich und seine Familie. Drei Jahre später gehört ihm nicht nur das – sondern gleich ihr ganzes Immobilienunternehmen. Der 39-Jährige hat zusammen mit Karl Gero Wendeborn (32) die Firma von Korinna Pipping übernommen. Die in der ganzen Region bekannte Maklerin suchte Nachfolger für ihre Firma und hatte bei den beiden sofort ein gutes Bauchgefühl. Wer das Trio nun gemeinsam erlebt, merkt sofort: Die Chemie stimmt.
Sanfte Unternehmensübergabe
Und das muss sie auch, denn die Drei arbeiten an einer sanften Unternehmensübergabe. Korinna Pipping will etwas kürzertreten, ihre Nachfolger aber noch mindestens drei bis fünf Jahre lang bei der Arbeit begleiten. Konkret bedeutet dies, dass die erfahrene Maklerin nach und nach loslassen und Verantwortung abgeben muss. Die Männer schätzen es andererseits, dass die Maklerin sie an ihrem Erfahrungsschatz teilhaben lässt.
Ein Prozess, den jährlich zahlreiche Firmen durchlaufen. „Die Industrie- und Handelskammer Lübeck, die für die Kreise Stormarn, Herzogtum Lauenburg, Segeberg, Ostholstein und die Hansestadt Lübeck zuständig ist, geht von 12 000 IHK-Unternehmen aus, deren Geschäftsführung älter als 55 Jahren ist und sich bald erste Gedanken über die Nachfolge machen muss“, sagt Nils Thoralf Jarck, Leiter des IHK-Geschäftsbereiches Existenzgründung und Unternehmensführung.
Viele Gemeinsamkeiten und Vertrauen
Heiner Marcus Roskothen hatte Korinna Pipping schon vor Jahren kennengelernt und Interesse an ihrem Unternehmen signalisiert. Als bei der Maklerin nun die Idee keimte, sich langsam aus dem Geschäft zurückzuziehen, erinnerte sie sich an den jüngeren Interessenten. Der setzte sich wenig später zusammen mit Karl Gero Wendeborn an den Verhandlungstisch. Die beiden haben sich während ihres VWL-Studiums in Göttingen kennengelernt, sind seitdem befreundet. Eine Trennung von Privatleben und Beruf gibt es demnach für die beiden nicht. Dafür viele Gemeinsamkeiten, Vertrauen, den gleichen Humor und gute Berater, die vorgesorgt haben, wenn es mal knirschen sollte. Eine Herausforderung, doch die drei sind absolut sicher: „Wir schaffen das.“
Nachfolger wollen Angebot deutlich erweitern
Während Korinna Pipping ihre Nachfolger derzeit im treuen Kundenkreis bekannt macht und ihnen die Immobilien der Region näherbringt, tüftelt der jüngere Nachwuchs schon an einer Erweiterung der Angebotspalette. „Wir werden unter dem Dach der Marke Korinna Pipping mit einem Partner eine Firma gründen, die den Kunden auch den Innenausbau und die Sanierung für ihre Immobilie anbietet“, sagt Karl Gero Wendeborn.
Zwölf Mitarbeiter - Koordinatoren und Handwerker aller Gewerke - sollen dafür fest eingestellt werden. „Wir stehen für deren Leistung mit unserem Namen und versprechen demnach eine hohe Qualität bei der Ausführung“, betont Heiner Marcus Roskothen. Diese Idee soll erst der Anfang sein, das Angebot später erweitert werden.
Auch später immer für die Kunden da
„Die haben gute Ideen, die Jungs, was?“, freut sich Korinna Pipping und nimmt es gelassen, dass direkt nach der Übernahme frischer Wind durch ihre Räume weht. Sicher auch deshalb, weil die neuen Projekte genau ihrem Stil entsprechen. „Meine Arbeit endete noch nie, wenn ein Vertrag unterschrieben ist. Ich bin auch später immer für meine Kunden da, gebe Tipps, helfe ihnen weiter. Mit vielen bin ich nun sogar befreundet“, sagt Korinna Pipping.
„Ich bin ja noch von der alten Schule. Die beiden sind die neue Generation, haben im Bereich Digitalisierung die Nase vorn“, fügt sie hinzu. Im Gegenzug übergibt sie den beiden Männern ein Unternehmen, das nicht nur Häuser, Wohnungen und Gewerbeobjekte vermietet und verkauft, sondern auch mit Bauträgern Projekte entwickelt. Auf die Idee, den Namen der Firma zu ändern, sind die Nachfolger deshalb auch nie gekommen. „Der Name steht für Qualität, da knüpfen wir an“, sagt Karl Gero Wendeborn.
Auch wenn Korinna Pipping ihren Mitstreitern freie Hand lässt, eins legt sie ihnen ans Herz. „Hier wird ein Student, der eine 180 Euro teure Wohnung mieten will, genauso behandelt, wie jemand, der seine Villa in Marbella für 22 Millionen Euro verkaufen möchte.“ Das solle so bleiben.