Bergedorf. Roswitha Strunge, die aus Ärger über den ungepflegten Friedhof dort selbst zum Rasenmäher greift, ist nicht als einzige sauer.
Der Tragödie zweiter Teil: Nachdem uns Roswitha Strunge erzählt hatte, dass sie sich derart über die mangelnde Pflege auf dem Bergedorfer Friedhof geärgert hat, dass sie sogar selbst mit ihrem privaten Rasenmäher anrückte, meldeten sich weitere Leser in unserer Redaktion. Die einhellige Meinung: „Es sieht schlimm aus!“
„Ich habe mich mehrmals bei der Friedhofsverwaltung über den katastrophalen Zustand beschwert, leider erfolglos“, berichtet etwa Michael Buzowicz: Man gebe sich selbst große Mühe, das Grab zu gestalten, doch rundherum lasse die Grünabteilung alles verkommen, meint der Boberger: „Das ist frech, schließlich wird die Friedhofspflege von uns allen bezahlt.“
Bergedorfer Friedhof: Ärger über ungepflegtes Urnenfeld
Jeweils etwa 1500 Euro hat Burkhard Berndt bezahlt, als er 2006 seine Mutter und 2010 seinen Vater beerdigen musste, auf dem anonymen Feld nördlich von Kapelle II – gleich hinter den im Bethesda-Krankenhaus still geborenen Kindern. Da hier Blumen lediglich an der zentralen Granitstele abgelegt werden dürfen, sollte das Rasenmähen kein Problem sein. „Aber das steht hier meterhoch, es sieht aus wie auf einem m Kartoffelacker“, schimpft der 68-Jährige: „Zuletzt wurde im April gemäht, es sieht oberhammer-schlimm aus!“
Erst vergangene Woche habe er sich bei der Friedhofsverwaltung beschwert: „Mensch, hier liegen doch Tote. Das muss man doch ein bisschen in Ehren halten“, meint der Börnsener. Er selbst käme nicht auf die Idee, selbst Hand anzulegen, schließlich muss er in seinem eigenen Garten 2000 Quadratmeter Rasen mähen. „Aber das sieht nicht so furchtbar aus wie hier, als hätte man plötzlich Feierabend gemacht oder der Trecker sei kaputtgegangen“, meint der Mann, der 47 Jahre lang als Fliesenleger gearbeitet hat.
Es müsse ja kein Golfplatz werden, aber bitte auch keine ungepflegte Biowiese: „Klar, dass in einem Waldfriedhof mal Äste herumliegen oder es Maulwurfshügel gibt“, zeigt Burkhard Berndt Verständnis. „Hier aber vermodert und verlottert seit Jahren alles. Dabei will ich doch nur, dass die mal den Rasen mähen.“
Seine Eltern hätten sich zwar extra dafür entschieden, ihm in den kommenden 25 Jahren nicht viel Arbeit zu hinterlassen, schließlich müsse er sich noch um seinen schwerbehinderten Sohn kümmern, erzählt der Rentner: „Aber ich selbst möchte hier nicht tot überm Zaun hängen, da werde ich lieber im Börnsener Waldfriedhof bestattet.“
Friedhofsverwaltung hat Schwierigkeiten durch Personalausfall
Was sagt die Bergedorfer Verwaltung zu den Beschwerden? Die Gärtner seien natürlich stets bemüht, den Friedhof in einem sauberen und vorzeigbaren Zustand zu halten, sagt Rathaussprecher Lennart Hellmessen: „Aufgrund von Personalausfall hatten wir jedoch in diesem Jahr Schwierigkeiten, den Standard zu halten.“
Das Bezirksamt beschäftigt zehn Friedhofsgärtner/innen und einen Friedhofsmeister. Weitere Stellen sind nicht ausgeschrieben, dabei ist die Aufgabe groß: „Die zu mähende Fläche beläuft sich auf ungefähr 20 Hektar und wird mit zehn bis zwölf Mähgängen pro Jahr (je nach Witterung) gepflegt“, so Hellmessen und zieht einen Vergleich: 29 Fußballfelder seien in der Regel einfacher zu bearbeiten als ein Friedhof.
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Immerhin ist eine Pflege-Patenschaft denkbar: „Ich darf mich nächste Woche mal mit einem Bezirksgärtner treffen und über meinen Plan sprechen, zumindest für den Eingang zu Kapelle II eine Patenschaft zu übernehmen“, sagt Roswitha Strunge, die sich das auch sehr pflegeleicht vorstellen kann: „Es geht auch für wenig Geld, mit Hackschnitzeln und blühenden Blumen wie Lavendel.“ Auf jeden Fall habe sie beim Bezirksamt auch angeregt, die beauftragten Fremdfirmen zu kontrollieren: „Da ist man wohl etwas verwundert, dass nicht alles so perfekt gemacht wird.“