Hamburg. Neuallermöhes Bürgerhaus feiert nach drei Jahren und anfangs wackeliger Finanzierung Eröffnung. Ein Wermutstropfen bleibt jedoch.
Die hinzugewonnene Fläche wirkt gar nicht so opulent – dennoch herrscht eine große Freude bei allen Beteiligten des NeuallermöherKulturzentrums und Stadtteilhauses KulturA über den 255 Quadratmeter großen Anbau im überdachten Zauberwürfel-Stil. Der Kubus bietet nicht nur mehr Platz für die 20 Mitarbeiter und sämtliche Beratungs- und Kulturangebote des Hauses, sondern grundsätzlich eine weitere Anlaufstelle für die Bewohner des jungen Stadtteils in der Freizeit.
Mehr Räume für Theater, Sport, Kultur, Beiräte, Eltern-Kind-Gruppen. Für Deutsch-Kurse, arabisch-türkische Infocafés, sogar Flohmärkte. Treffpunkt für Ehrenamtliche, Initiativen und Stadtteilgruppen und sogar für sogenannte „Feierbiester“. Denn der „Stadtteilraum“ im Parterre, immerhin 50 Quadratmeter groß, kann zum Beispiel für Geburtstage für 30 Euro die Stunde gemietet werden. Das sei ja nun ein echter Vorteil, findet „Hausherrin“ Ina Achilles, geschäftsführende Vorständin des Trägervereins Sprungbrett, der das Haus seit 1998 betreibt, „dieser Raum verfügt auch über einen separaten Zugang“. Was gerade an Wochenenden durchaus wichtig ist. Oben gibt es zudem fünf zusätzliche Beratungsräume und ein weiteres Gruppenzimmer.
KulturA-Anbau: Fertigstellung mit 14 Jahren Anlauf
Der Erweiterungsbau stammt aus preisgekrönter und renommierter Architektenhand des Schnelseners Robert Heinicke und fällt bei beiläufiger Betrachtung zunächst gar nicht mal als später hinzugekommen auf. Das Bestandsgebäude teilen sich unter Sprungbrett-Regie bislang das Café Evergreen, das Kinder- und Familienhilfezentrum kifaz, die Stadtteilmütter Neuallermöhe, der Kommunikations- und Kunstverein kokus und weitere. Allmählich wurde durch die Popularität des Hauses klar: viele schöne Angebote ja, ausreichend Platz nein. Weil der Stadtteil und auch die nähere Umgebung boomt, brauchte das Bürgerhaus einen Raumgewinn. Das wurde im Jahr 2009 erstmals durchdacht und nun 14 Jahre später endlich Realität.
Als es aber im Jahr 2020 tatsächlich mit dem Erweiterungsbau losging, mussten die städtischen Projektentwickler der Sprinkenhof GmbH erstmal einen Wasserschaden im etwa 1020 Quadratmeter großen Haupthaus beheben und dessen Generalüberholung umsetzen. Sanierung und Erweiterung haben dann in Summe 4,1 Millionen Euro gekostet.
„Hier wird der Nachbarschaftsgedanke ziemlich konkret“
2,71 Millionen Euro kommen aus der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen aus dem Fördertopf für Rise-Mittel, 1,35 Millionen Euro aus dem bezirklichen Quartiersfonds, 100.000 Euro letztlich von der Sozialbehörde. Auch die Deutsche Fernsehlotterie hat etwas zum Gelingen beigetragen, sicherte zum Beispiel die Ausstattung für Café und Küche im KulturA.
Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein schaute bei der Anbau-Eröffnung vorbei um zu prüfen, ob das von ihrer Behörde bewilligte Geld auch gut angelegt ist. Das kann wohl bei dieser Wertung der Senatorin mit „Ja“ beantwortet werden: „Hier wird der Nachbarschaftsgedanke ziemlich konkret“, lobte sie. Eigentlich hatte sich auch Bundesbauministerin Klara Geywitz in Neuallermöhe angesagt, musste aber kurzfristig absagen.
Auch für die im Stadtteil lebende Bezirksamtsleiterin geht die Hängepartie um das Zauberwürfel-Haus zu Ende: „Die Entwicklung war insgesamt herausfordernd“, rekapituliert Cornelia Schmidt-Hoffmann. Am Beginn ihrer Amtszeit im Oktober 2021 stand die Finanzierung auf der Kippe. „Dann habe ich mich bei einer Bezirksversammlung zu der Ankündigung verleiten lassen, dass vom Geld her alles klar sei, was aber eine Woche später wieder anders aussah“, erinnert sich die 58-Jährige. Festzuhalten bliebe eines: „Wir haben einen langen Atem bewiesen.“
Gastgeberin verdrückt Tränchen beim Kinderchor
Trotz des räumlichen Zugewinns bekommt das KulturA jedoch keine zusätzliche Manpower. „Die Personal- und Zuwendungslage ist schon desolat“, nimmt Ina Achilles kein Blatt vor den Mund, „die Ehrenamtlichen schmeißen hier größtenteils den Laden“. Sie freue sich zwar sehr über ihr neues Büro im Neubau – doch in Wahrheit teilt sie sich weiterhin mit einer Kollegin ein Büro. Da müsse für Familien- und andere soziale Beratungstermine schon detailliert abgestimmt werden, wer im Homeoffice bleibt oder vor Ort anwesend sein wird.
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Den gefühlvollen Höhepunkt setzte die aktuelle Grundschul-Generation des Stadtteils, und zwar im alten Saal des Hauses an der Otto-Grot-Straße 90. „Kennst du das KulturA?“, fragen 50 Kinderstimmen des Anton-Rée-Chors auch passend zum 25. Geburtstag der Einrichtung und bitten mit einem schmissigen „Komm doch einfach rein!“ herein. Was nicht nur Gastgeberin Achilles emotional und mit einem Tränchen im Gesicht mitnahm:. „Das war ja gemein, das bringt mich total aus der Fassung.“