Bergedorf. Quadratmeter-Preise von 4400 Euro verhageln Traum vom Eigenheim. Ein Stadtteil im Bezirk gilt als der kinderreichste in ganz Hamburg.
Das Wohnen in Bergedorf ist zum Luxus geworden. Wer heute eine Wohnung, ein Ein- oder Zweifamilienhaus im Bezirk kaufen will, zahlt durchschnittlich 4400 Euro pro Quadratmeter. Das sind rund 150 Prozent mehr, als noch vor zehn Jahren. Und die Grundstückspreise im Bezirk haben sich seit 2012 sogar fast vervierfacht, auf jetzt gut 850 Euro je Quadratmeter. Das belegen die „Hamburger Stadtteil-Profile“, die das Statistikamt Nord jetzt mit den Werten für 2022 fortgesetzt hat.
Das 204 Seiten starke Werk, auf der Homepage statistik-nord.de des Amtes öffentlich einsehbar, bietet für jeden der 104 Hamburger Stadtteile je zwei Seiten voller Zahlen zu den Themen Bevölkerung, Wohnen, Sozial- und Infrastruktur. Hinzu kommen die Werte für die sieben Bezirke und die Stadt insgesamt. Bergedorf (132.901 Einwohner) ist mit seinen 14 Stadtteilen vertreten, darunter neben den bevölkerungsreichen Lohbrügge (41.179 Einwohner), Alt-Bergedorf (36.757) und Neuallermöhe (23.368) auch die elf Stadtteile der Vier- und Marschlande von Curslack (4143) bis Tatenberg (573).
Dramatischer Rückgang der Sozialwohnungen besonders im Bezirk Bergedorf
Wer das Zahlenwerk nicht allein für aktuelle Größen- oder Strukturvergleiche innerhalb der Hansestadt nutzen will, findet auf der Homepage die Stadtteilprofile bis zurück ins Jahr 2004. Wir haben uns die jüngsten zehn Jahre genauer angeschaut, die neben der Immobilienpreis-Entwicklung auch manchen anderen Trend belegt. So geht im Bezirk Bergedorf auch der Anteil der Sozialwohnungen rasant zurück: Lag er 2012 noch bei 17,1 Prozent oder 9336 der seinerzeit insgesamt 20.705 Wohnungen, schrumpfte er auf heute nur noch 7806 Wohnungen (12,7 Prozent).
Besonders dramatisch ist die Lage in Alt-Bergedorf, dessen Bevölkerung durch Neubaugebiete wie die Glasbläserhöfe oder den Schilfpark am Schleusengraben zwar um gut 4000 Menschen gestiegen ist. Der Anteil der Sozialwohnungen rutschte aber von 11,8 auf heute nur noch 3,9 Prozent. Dass es der Bezirk Bergedorf insgesamt mit seinen 12,7 Prozent trotzdem noch deutlich über Hamburgs Sozialwohnungsquote von 7,9 Prozent schafft, liegt an Neuallermöhe: Der jüngste Bergedorfer Stadtteil hat mit 50,3 Prozent noch immer den Spitzenwert der ganzen Stadt.
Neuallermöhe: Wo Wohnen bezahlbar ist, gibt es überdurchschnittlich viele Kinder
Positiver Effekt des bezahlbaren Wohnraums: Neuallermöhe ist auch der kinderreichste unter allen Hamburger Stadtteilen. In fast jedem dritten Haushalt (29,8 Prozent) lebt hier mindestens ein Kind. Im Hamburger Durchschnitt ist das nicht einmal in jedem fünften Haushalt der Fall (18 Prozent).
Deutlich gewachsen sind im Bezirk seit 2012 die Wohnungsgrößen. Aktuell leben die Bergedorfer durchschnittlich auf 83,7 Quadratmetern, knapp vier mehr als vor zehn Jahren – und gut sieben Quadratmeter mehr, als der heutige Hamburger Durchschnitt von 76,3. Jede dritte dieser Wohneinheiten ist in Bergedorf ein Einfamilienhaus oder eine Doppelhaushälfte. Das ist der Spitzenwert unter den sieben Bezirken der Stadt, die im Schnitt auf 19,7 Prozent kommt.
Seit 2012: Zahl der Einpersonen-Haushalte in Bergedorf steigt um fast zehn Prozent
Beide Werte sind in den vergangenen zehn Jahren trotz der rasant gestiegenen Immobilienpreise nur leicht zurückgegangen – im Gegensatz zur Zahl der Haushalte mit Kindern. Ihr Anteil schrumpfte im Bezirk Bergedorf von 23 Prozent auf heute nur noch 21,4. Dagegen sind die Einpersonen-Haushalte von 40,9 auf jetzt 44,6 Prozent gestiegen, ein Plus von fast zehn Prozent.
Ob diese Trends eines für Familien zunehmend unbezahlbaren Bergedorfs in den kommenden Jahren anhalten werden, bleibt abzuwarten. Politik und Verwaltung haben zumindest bei größeren Neubauprojekten im Wohnungsbau eine verpflichtende Quote von mindestens 30 Prozent Sozialwohnungen eingeführt. Und die damit verbundene öffentliche Förderung für den Investor führt angesichts der aktuell explodierenden Baukosten sogar dazu, dass einige Projekte von Wohnungsbaugesellschaften auf bis zu 100 Prozent Sozialwohnungen umgestellt werden.
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Jungen Familien mit dem Traum von den eigenen vier Wänden hilft das indes nicht: Wer mit zwei kleinen Kindern auf eine Wohnung mit vier Zimmern und rund 100 Quadratmetern spekuliert, muss im Bezirk Bergedorf einschließlich aller Nebenkosten für den Kauf im Neubau rund eine halbe Million Euro auf den Tisch legen. Allein den Kaufpreis taxieren die Hamburger Stadtteilprofile aktuell auf 450.000 Euro.
Dennoch bleibt Bergedorf überdurchschnittlich beliebt, wie der sogenannte Wanderungssaldo belegt: 9279 Menschen, die Bergedorf 2022 verließen, stehen 14.759 Zuzüge gegenüber. Die Zahl der Bergedorfer lag zum Jahreswechsel so bei 132.901 Menschen und dürfte heute, zehn Monate später, noch höher liegen.