Neuengamme. Neben einem Hamburger engagieren sich zwei junge Frauen aus Russland und den USA in Neuengamme. Was sie dazu bewegt hat.

Viele junge Menschen aus vielen verschiedenen Ländern haben im Laufe der Jahrzehnte die KZ-Gedenkstätte Neuengamme besucht und dort auch mitgearbeitet, etwa beim jährlichen Internationalen Workcamp oder als sogenannter Volunteer (Freiwilliger). Derzeit packen drei Volunteers in der Gedenkstätte am Jean-Dolidier-Weg 75 mit an.

Casey Sennett aus den USA und Anastasiia „Tasya“ Bibikova aus Russland sind von der internationalen Organisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste nach Neuengamme vermittelt worden. Dritter im Bunde ist Robert Klenk aus Hamburg, der ein Freiwilliges Soziales Jahr leistet. Das Trio wird in verschiedenen Abteilungen arbeiten und auch eigene Projekte verwirklichen.

Junge Freiwillige arbeiten in KZ-Gedenkstätte Neuengamme mit

Casey Sennett (23) will vor allem bei der Öffentlichkeitsarbeit der KZ-Gedenkstätte, die zur Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen zählt, mitwirken. Sie lebt in Philipsburg, Pennsylvania, beendete im Mai ihr Studium an der Pennsylvania State University mit einem Master of Arts in Anthropologie und einem Bachelor of Arts in Anthropologie, Geschichte, Jüdischen Studien und Nahost-Studien.

„Ich habe auch Zertifikate in Museumsstudien sowie Holocaust- und Genozid-Studien erworben“, sagt die junge Amerikanerin und fügt hinzu: „Ich freue mich darauf, während meines Freiwilligendienstes in Neuengamme mehr über die Gedenkstätte, die Geschichte des Nationalsozialismus und die pädagogischen Initiativen der Gedenkstätte zu erfahren – und für die Social-Media-Accounts der Gedenkstätte Inhalte zu produzieren.“ Einen Teil ihres Freiwilligendienstes wird sie außerdem bei der psychosozialen Arbeit mit Verfolgten in Hamburg absolvieren.

In Neuengamme noch tiefer in die historische Forschung eintauchen

Anastasiia Bibikova, die Tasya genannt wird, ist 21 Jahre jung. „Ich engagiere mich seit Langem politisch“, sagt die Russin. „Ich habe bereits als Journalistin gearbeitet und über die aktuellen repressiven Zustände geschrieben. Dann habe ich mich dem Veliky Novgorod Memorial angeschlossen, um über die politische Verfolgung durch die UdSSR-Regierung zu schreiben und den Menschen im heutigen Russland zu helfen, sich an ihre schwierige Vergangenheit zu erinnern.“

In der Gedenkstätte Neuengamme möchte sie „noch tiefer in die historische Forschung eintauchen, um herauszufinden, wie und warum Erniedrigung und Grausamkeit manchmal zu einer Ideologie werden“. Tasya Bibikova will vor allem in dem umfangreichen Archiv der Gedenkstätte forschen: „Hier kann ich viele Geschichten von russischsprachigen ehemaligen UdSSR-Soldaten durchlesen, die im KZ Neuengamme inhaftiert waren.“ Sie würde auch gern Besucher über das weitläufige Gelände führen. „Ich sollte also viel lernen, um die Geschichte und das Erbe dieses Ortes zu verstehen“, sagt Tasya Bibikova.

Direkt nach dem Abitur ein Freiwilliges Soziales Jahr

Casey Sennett und Tasya Bibikova wohnen zusammen in einer kleinen Wohnung, die der Freundeskreis der Gedenkstätte für die freiwilligen Helfer in Bergedorf zur Verfügung stellt. Robert Klenk (18) wohnt sowieso in Hamburg. Er hat gerade Abitur gemacht. „Ich möchte erst einmal ein Jahr Pause machen und herausfinden, was zu mir passt“, sagt er und fügt hinzu: „Daher habe ich mich entschieden, ein Freiwilliges Soziales Jahr zu machen. Da ich mich sehr für Geschichte interessiere, bin ich auf die KZ-Gedenkstätte Neuengamme gekommen.“ Er wolle auch „dazu beitragen, dass die Erinnerung an das Geschehene nicht verblasst“.

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