Hamburg. CDU legt Antrag mit Vorschlägen vor. Statt sich dem anzuschließen, zieht die Koalition nach – und verärgert die Union damit.

Das Problem ist identifiziert, der Schildbürgerstreich möglicherweise vor der Auflösung: An Bergedorfs modernster Bushaltestelle am Ludwig-Rosenberg-Ring soll nach Beschluss der Bezirksversammlung nun doch beim Komfort nachgebessert werden, unter anderem überdachte Warteplätze eingerichtet werden. Zudem gab es letzten Endes noch ein Tauziehen darum, wer das denn nun als eigenen politischen Erfolg werten darf.

Alle Parteien haben nicht nur das mediale Echo, sondern auch die Kritik der Bürger und vor allem der Vertreter des Seniorenbeirats zu diesem Missstand vernommen. Während der dreijährigen Umgestaltung des Bereichs Sander Damm bis Binnenfeldredder wurde auch die Bushaltestelle Lohbrügger Markt mit nun zweigeteiltem Stopp modernisiert. Dabei wurde festgestellt, dass fest in den Boden eingelassene Wartehäuschen nicht aufgestellt werden können, weil unterirdisch Leitungen verlaufen – ein klassischer Planungsfehler des verantwortlichen Landesbetriebs Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG). Und misslich für einen viel frequentierten Umsteigepunkt.

Keine Wartehäuschen an moderner Haltestelle: CDU fordert mobile Unterstände

Dementsprechend aufgeregt reagiert nun die Politik. Zunächst die Bergedorfer CDU: „Zu so einer Bushaltestelle gehört mindestens ein Fahrgastunterstand mit Sitzgelegenheit“, findet der verkehrspolitische Sprecher Jörg Froh. Frohs Partei schlägt im Antragstext mehrere Punkte vor, um Abhilfe zu schaffen: So sei es gelebte Praxis auf Hamburger Baustellen von HVV und VHH, mobile, per Lkw-Kran versetzbare Fahrgastunterstände mit Sitzgelegenheiten ohne Fundamente aufzustellen. Dafür sei doch am zweigeteilten Stopp Lohbrügger Markt mehr als genug Platz vorhanden.

An der sehr langen Bushaltestelle Sander Markt im Ludwig-Rosenberg-Ring sei zudem die Aufstellung einer Sitzbank in der Mitte ratsam. Dort sind zwar zwei Unterstände mit Sitzen vorhanden, jedoch an den äußeren Seiten der Haltestelle platziert – ungünstig angelegt für Mobilitätseingeschränkte, um Busse rechtzeitig zu erreichen, die versetzt halten.

Rot-Grün-Liberal zieht nach und sieht weiteren Missstand am Binnenfeldredder

Die Mindestanforderungen aus CDU-Sicht, die an die Behörde für Verkehr und Mobilitätswende (BVM) und den HVV gerichtet werden, lauten also: zwei zusätzliche seniorengerechte Sitzbänke an besagter Doppelhaltestelle aufstellen und möglichst auch jeweils einen Fahrgastunterstand. Diese Wünsche seien herauszuhören aus der Vielzahl an Beschwerden, fasst Froh zusammen.

Die Beschwerden gingen ebenfalls bei den Vertretern der Bergedorfer Koalition (SPD, Grüne, FDP) ein, die noch kurzfristig ihrerseits einen eigenen Antrag zum Lohbrügger Wartehäuschen-Desaster formulierten. Wohlgemerkt eigenständig und weitergehend, wie SPD-Verkehrsexperte Oliver Roßborg betont: „Unter Planungsfehlern dürfen die Menschen, die auf den Bus angewiesen sind, nicht leiden und im Regen stehen gelassen werden.“

Der CDU-Antrag sei „richtig, aber zu kurz gedacht“, meint Roßborg und bringt zu der vom Vorredner bereits erwähnten Idee der mobilen Fahrgastunterstände auch den Freundschaftsbänke-Fonds der Bürgerschaft ins Spiel. Zudem müsse der Blick auch weiter in den Lohbrügger Norden zum Haltepunkt Binnenfeldredder gerichtet werden. Auch hier fehle es nach dem Umbau an Sitzplätzen und Wetterschutz.

Kurzfristig eingereichter Antrag an HVV und BVM erzielt Mehrheit

Dennoch klingt der Koalitionsantrag an BVM und HVV nicht sehr viel anders, betont aber die Realisierung sowohl von „kurz- als auch langfristigen“ Lösungen an drei Lohbrügger Bushaltestellen.

Auch interessant

Jörg Froh reagiert mit Sarkasmus auf den nachgestellten Koalitionsantrag, auch weil dieser aus seiner Sicht eine eher schlechte Kopie des eigenen Gedankens ist: „Mit viel Prosa, aber eine reine Wiederholung und abgeschrieben“, kommentiert er das Einreichen am Morgen der Bezirksversammlung, anstatt sich dem CDU-Antrag anzuschließen. Der CDU-Mann geht sogar noch weiter, wirft der Koalition Ortsunkenntnis und inhaltliche Fehler vor – nichtsdestotrotz entschied sich die Parlamentsmehrheit für den Antrag von Rot-Grün-Gelb, der zudem die Zustimmung der Links-Partei erhielt.