Lohbrügge. Falsch verlegte Kabel beim Umbau des Straßenzugs Sander Damm-Binnenfeldredder verhindern Unterstände. Seniorenbeirat macht Druck.
Es ist ein Schildbürgerstreich: Ausgerechnet Bergedorfs modernste Bushaltestellen werden kein einziges überdachtes Wartehäuschen bekommen. Wegen falsch verlegter Kabel ist es nicht mehr möglich, die nötigen Fundamente zu setzen – und zwar sowohl im Bereich des jetzt zweigeteilten Stopps „Lohbrügger Markt“ an der Kreuzung Ludwig-Rosenberg-Ring/Lohbrügger Markt als auch an der Haltestelle „Binnenfeldredder“, die jetzt am Röpraredder liegt.
„Es waren überall Wartehäuschen geplant, aber das ist zum jetzigen Zeitpunkt leider unmöglich“, bestätigt Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen. Der Planungsfehler sei bei der umfangreichen Neugestaltung des gesamten Straßenzugs gemacht worden, die nach fast drei Jahren Bauzeit im März 2022 abgeschlossen wurde. Verantwortlich dafür war der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG).
ÖPNV Hamburg: Planungsfehler verhindern Wartehäuschen
Wie die Behörden intern mit dem Versäumnis umgehen, ist bisher unklar: „Grundsätzlich ist die Errichtung von Fahrgastunterständen natürlich möglich“, sagt Hellmessen. Das sei hier nun aber mit erheblichen Kosten verbunden. „Umsetzung und Kostenträger dieser Maßnahme sind zurzeit in Klärung.“
Für Senioren wie die stark gehbehinderte Ingeborg Dähne (85) ist das ein Drama: „Ich muss regelmäßig zu Arztbesuchen und zum Einkaufen ins Lohbrügger Zentrum und bin auf den Bus angewiesen. Ohne eine Sitzgelegenheit an der Haltestelle ist das eine fürchterliche Tortur. Leider kann ich nicht immer auf die Haltestelle ,Sander Markt’ neben dem ehemaligen Finanzamt ausweichen, wo es ja immerhin ein Wartehäuschen gibt “, sagt die Lohbrüggerin, die ihrem Ärger beim Bezirksamt bereits Luft gemacht hat – aber ebenfalls eine unbefriedigende Antwort bekam.
Seniorenbeirat drangt darauf, zumindest Bänke aufzustellen
Doch jetzt scheint zumindest eine Übergangslösung greifbar zu sein: „Wir werden kurzfristig seniorengerechte Wartebänke aufstellen – allerdings ohne Überdachung“, verspricht Hellmessen. Eine Maßnahme, die auf die Initiative und das Drängen des Bergedorfer Seniorenbeirats zurückgeht: „Wir haben das Thema intensiv mit dem Bezirksamt diskutiert“, sagt Karin Rogalski-Beeck, Verkehrsexpertin im Seniorenbeirat. „Herausgekommen ist ein Antrag an den Freundschaftsbänke-Fonds der Bürgerschaft.“ Rund zehn Bänke seien dort für Bergedorf bewilligt worden.
Karin Rogalski-Beeck setzt nun darauf, dass kurzfristig ausreichend Sitzgelegenheiten an den betroffenen Haltstellen installiert werden. Wobei sie gerade beim Blick auf den Busstopp am Ludwig-Rosenberg-Ring nicht so recht an falsch verlegte Kabel glauben mag: „Dort gibt es einen sehr breiten Grünstreifen mit großen Bäumen und auch sonst sehr viel Platz. Trotzdem soll es nirgends ein Fleckchen geben, wo wie früher wieder zwei Unterstände aufgestellt werden können?“
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Ob das vielleicht bloß an fehlenden Anschlüssen für die üblicherweise integrierten großen Werbeflächen der gläsernen Wartehäuschen liegt, mag Karin Rogalski-Beeck nicht bewerten. Aber beim Blick auf die noch gut ausgestattete Haltestelle „Sander Markt“ macht sie sich bereits Sorgen: „Dort werden demnächst die Bauarbeiten für den Ausbau der Veloroute 8 beginnen, die vom Bergedorfer Bahnhof über diesen Busstopp und weiter entlang des Sander Marktes sowie durch Lohbrügge bis in die Hamburger City führt. Hoffentlich kommen dabei nicht auch irgendwelche Kabel auf unergründliche Abwege.“