Bergedorf. Aus Liebe zum Singen schuf der 56-jährige Christian Mädler eine weibliche Kunstfigur. Nun hofft er auf viele Auftritte.
Jeans, Poloshirt, Kurzhaarschnitt: Nein, Christian Mädler ist auf den ersten Blick wirklich nicht anzusehen, dass auch ein Glitzerkleid, ein paar Blusen und Röcke zu seiner Garderobe zählen. Doch dass der 56-jährige BergedorferFrauenkleidung besitzt, hängt einzig mit einer kulturellen Leidenschaft zusammen: Der IT-Experte singt für sein Leben gern. Und hat dafür sein Alter ego Doris Hudson erschaffen, eine Sängerin mit Liedrepertoire aus den 1920er- bis 60er-Jahren.
Seit einigen Jahren gibt es Doris Hudson nun schon und auch einige Auftritte hat sie bereits gehabt. Doch Hobbysänger Christian Mädler hofft nun, noch mehr Möglichkeiten zu bekommen, auf der Bühne zu singen und feilt weiter an seinem Soloprogramm.
Christian Mädler wird auf der Bühne zu Doris Hudson
Die Geschichte von Doris Hudson begann streng genommen schon, als Christian Mädler ein Kind war. Denn damals sang der Bergedorfer im Kinderchor. Und auch wenn er danach zunächst mit dem Singen aufhörte, so brauchte es doch 2014 nicht viel Überredungskunst, als ihm sein Ehemann vorschlug, Gesangsstunden zu nehmen. Christian Mädler meldete sich also bei Mezzosopranistin Andrea Krüger-Brüning an, die auch viel in der St.-Michael-Kirche am Gojenbergsweg musiziert, und begann mit seinem Gesangsunterricht. Bis heute macht er Stimmcoaching.
Als der IT-Fachmann dann wenig später bei einem Schülerfest ein Lied vortrug, war die Liebe zur Bühne geweckt: „Ich dachte mir: das könnte ich nochmal machen“, erzählt er. Zunächst tat er sich für eine Weile mit einem Freund, der Akkordeon spielt, zusammen. Doch dann gab es eine neue Möglichkeit: Im Magnus Hirschfeld Centrum – einer Beratungsstelle für queere Menschen, in der Mädlers Ehemann arbeitet – entstand 2015 die Idee, eine „Queer Open Stage“ ins Leben zu rufen: Jeweils zehn Minuten auf der Bühne für Amateure mit Liebe zur Kunst.
Für die queere Szene wurde Doris Hudson erschaffen
Mädler meldete sich an. „Ich war aufgeregt und dachte mir: Wenn ich da sowieso für die queere Szene singe, schmeiße ich mir eben einen Fummel an“, sagt Christian Mädler schmunzelnd. Und auch ein Name sollte her. „Da kam mir dann Doris Hudson in den Sinn – quasi eine Mischung aus Doris Day und Rock Hudson“, sagt er.
Denn wie die Stars der 1960er-Jahre liegt auch der musikalische Fokus von Doris Hudson auf Musik der 20er- bis 60er-Jahre: Mit Karaokebegleitung singt Christian Mädler Klassiker wie „Für mich soll’s rote Rosen regnen“, Kriminaltango“ oder „Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre“ – mit Tenorstimme. 30 Lieder hat er aktuell im Programm, und sein Konzept ist das einer „singenden Jukebox“: Die Zuhörer können sich aussuchen, welche Lieder er singt.
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Mit der Zeit hat er ein richtiges kleines Soloprogramm entwickelt: „Ich mache kleine Anmoderationen – zum Beispiel zu der Geschichte der Lieder“, sagt er. In den vergangenen Jahren hat er viel in Senioreneinrichtungen gesungen, doch er würde gerne noch öfter und auch auf anderen Bühnen auftreten (www.dorishudson.de). Das Geld steht für ihn dabei nicht im Vordergrund, nur der Spaß an der Sache, denn: „Dieser Hang zur Bühne muss irgendwie in mir geschlummert haben.“