Bergedorf-West. Bürgerhaus „Westibül“ feiert – und hofft auf einen Neubau
Die einen lieben die günstige Currywurst, andere strengen sich bei Tai Chi an, stricken, singen oder hauen kräftig auf den Tisch – wenn sie beim Doppelkopf auftrumpfen können. Eigentlich ist immer was los im „Westibül“: Allein das Café zählt täglich bis zu 40 Besucher, die sich zum Klönen treffen, Zeitung lesen oder gern mal hitzige Diskussionen über ihr Quartier führen.
„Die Leute brauchen ihren Treffpunkt. Er schützt vor Einsamkeit, gibt Denkanstöße, bietet Begegnung und günstige Preise“, sagt Soziologin Dagmar Kossendey, die das Haus am Friedrich-Frank-Bogen 59 seit Anbeginn leitet – und nächsten Freitag, 24. August, ein 40-Seiten-Magazin zum 25-jährigen Bestehen ausgeben kann.
Zwar gab es mit dem alten Schulpavillon P 5 bereits einen Treffpunkt in Bergedorf-West, „aber Karl-Heinz Rissmann wollte noch extra was für Senioren machen und bemühte sich um Geld aus dem Revitalisierungsprogramm“, erzählt Werner Kleint vom ersten Vorsitzenden des Trägervereins. In der Arge engagieren sich 20 Vereine und Parteien, die Awo, Kirche, ASB, Elternschule. „Anfangs war alles ein bisschen handgestrickt und hemdsärmelig, jedenfalls mussten wir für das Westibül schnell unsere Satzung ändern“, erinnert sich der heutige Arge-Vorsitzende.
Mitten im Einkaufszentrum, in einem ehemaligen Edeka-Laden, standen 446 Quadratmeter frei: Am 23. August 1993 wurde die Begegnungsstätte „Westibül“ eröffnet. Zu den ersten Gruppen zählten das Theater Westibül und die Awo-Senioren. Seit mehr als 20 Jahren nutzt auch der Bille-Schach-Club die Räume, mit gut 60 Mitgliedern der größte Schachverein in Hamburgs Osten.
Und wie so oft bei sozialen Einrichtungen ist das Ringen um die Finanzen häufig ein zähes Geschäft: Bis 2010 wurde die Stadtteilbegegnungsstätte noch aus dem Topf für Seniorenarbeit finanziert, inzwischen ist es der Haushaltstitel für Bürgerhäuser – und eine von zwei Personalstellen wurde gestrichen. So kam es, dass heute ein Caterer das Café versorgt. „Unsere Zuwendung liegt bei jährlich 143 000 Euro“, weiß Buchhalterin Valentina Rudi, die seit 1995 die Kasse im Blick hat: „Anfangs mussten wir sogar monatlich 8000 Mark Miete bezahlen, heute sind es 2600 Euro.“
Um Geld wird es auch wieder gehen, wenn sich Bergedorf-West für das Stadtteilentwicklungsprogramm Rise bewirbt: Derzeit bemüht sich das Büro „Tollerort“ um eine Bedarfsanalyse und wird am 28. August einen Workshop im Quartier moderieren. „Wir wünschen uns einen Neubau, damit Westibül und P 5 verschmelzen können. Keine Flickschusterei, bitte was Vernünftiges mit Lagerräumen, einer großen Terrasse und gern in S-Bahnnähe“, fasst Werner Kleint zusammen: „Auf keinen Fall sollte dafür eine Grünfläche vernichtet werden“, sagt der Ehrenamtliche, der heute seinen 68. Geburtstag feiert.
Alle sind sich sicher, dass ein neuer Treffpunkt auch von den Kooperationspartnern (Kitas, Grundschule, Spielhaus) sehr schnell angenommen würde. Denn die „Westler“ haben längst bewiesen, dass sich Sprachförderung und Kindertheater, Sturzprävention, Chorproben und Skatabende sehr gut unter einem Dach vertragen. „Und wenn wir dann endlich ein verlässliches WLan haben, investieren wir auch in neue Computer“, freut sich Dagmar Kossendey.