Hamburg. Wasserstoff-Projekte in Bergedorf kommen voran. Bei der Woche des Wasserstoffs kann sich jeder darüber informieren.

Wer sehen möchte, wo an der Energiewende für ganz Norddeutschland geforscht wird, hat dazu diese Woche mitten in Bergedorf gleich mehrfach Gelegenheit: Der Energie-Campus am Schleusengraben lädt zu Führungen und Vorträgen.

Bei der bundesweiten „Woche des Wasserstoffs“ steht dabei das kleinste und explosivste Molekül des ganzen Universums im Mittelpunkt: Der Wasserstoff, kurz H2, der auf der Erde vor allem in seiner harmlosen Lieblingsverbindung Wasser vorkommt – als H2O.

Energie-Campus: Führungen und Vorträge zum grünen Wasserstoff

Bereits am Mittwoch, 14. Juni, geht es um die Akzeptanz der Wasserstoff-Technik in der Bevölkerung. Für 15 Uhr lädt die Soziologin Pia Arndt zum einstündigen Online-Vortrag „Transformation & Gesellschaft – Stimmungsbild zur H2-Akzeptanz“. Darin wird die Leiterin der Forschungsgruppe „Industrielle Transformation, gesellschaftliche Teilhabe und Transfer“ die Ergebnisse ihrer aktuellen Gesellschaftsstudie vorstellen, bei der Chancen und Risiken dieser hochexplosiven grünen Technologie bewertet werden sollten. Anmeldung und Details unter www.woche-des-wasserstoffs.de.

Am Freitag, 16. Juni, steht dann das seit 2021 ebenfalls im Energie-Campus beheimatete Projekt „Norddeutsches Reallabor“ im Fokus. Dabei darf alles auch live vor Ort in der Forschungseinrichtung am Ende der Straße Am Schleusengraben in Augenschein genommen werden, die zur Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) gehört.

In Bergedorf schlägt das Herz des „Norddeutschen Reallabors“

Für 15 und 17 Uhr laden die Wissenschaftler zu jeweils einstündigen Führungen durch ihre Forschungseinrichtung, die sich mit fast allen Arten der Energieerzeugung und -speicherung befasst und dabei im Kleinen die Anforderungen einer ganzen Stadt nachstellt. Genau deshalb schlägt in Bergedorf auch das Herz des „Norddeutschen Reallabors“, einem Zusammenschluss von 50 Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik.

Projektkoordinator Mike Blicker wird diesen Verbund am Freitag um 16 Uhr in einem einstündigen Vortrag im Energie-Campus vorstellen. Das Reallabor läuft noch bis März 2026, wird mit über 50 Millionen Euro von verschiedenen Bundesministerien gefördert und hat dank seiner vielen Partner aus der Wirtschaft ein Investitionsvolumen von 405 Millionen Euro.

Schwerpunkt von Vortrag und Führungen wird am Freitag das Thema „Power to Gas“ sein, also die Umwandlung von Wind- und Solarkraft in grünen Wasserstoff oder auch in andere Gase, die viel Energie speichern können. Besucher des Energie-Campus’ werden einen Wasserstoff-Elektrolyseur besichtigen, der Wasser in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff zerlegt. Zudem geht es aufs Dach zum ganzen Stolz der Forscher: Dort wird der Luft das Treibhausgas Kohlendioxid entzogen, um daraus schließlich künstliches Methan zu erzeugen, das dann als Erdöl-Ersatz etwa zu Plastik verarbeitet werden kann.

Der grüne Wasserstoff vom Energie-Campus wird bereits dem Erdgas der Heizanlage des benachbarten Wohnquartiers Am Schilfpark beigemischt. Zudem ist geplant, hier bis 2026 eine Erdgas-Tankstelle einzurichten – und möglichst auch eine Wasserstoff-Kooperation mit dem benachbarten Betriebshof der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) aufzubauen.