Hamburg. Gasnetz Hamburg spricht von “kleiner Revolution“. Blockheizkraftwerk im Schilfpark-Quartier läuft mit Gasmix statt reinem Erdgas.

Wer dieser Tage seine Gasrechnung erhält, der hat vor allem einen Wunsch: dass es möglichst bald günstige und umweltfreundliche Alternativen zu Gas geben möge. Und genau daran arbeiten Forscher längst – auch in Bergedorf. Denn im Wohngebiet Schilfpark hat sich über 15 Monate laut Gasnetz Hamburg „eine kleine Revolution“ abgespielt: Erstmals wurde hier in Erzeugeranlagen, die für Erdgas gebaut wurden, auch Wasserstoff eingesetzt. Genauer, ein Gasmix mit bis zu 30 Prozent Wasserstoff darin.

Ein gefördertes Forschungsprojekt von Gasnetz Hamburg, Blockheizkraftwerkbetreiber enercity contracting, Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) und Bergedorfer Bezirksamt läuft nun Ende September aus – mit positivem Fazit.

Gasnetz Hamburg hat Forschungsprojekt im Schilfpark gefördert

Wasserstoff gilt als sauberste Energiequelle, ist aber noch schwer zu gewinnen und soll deshalb mittelfristig weniger in Wohngebieten, als vielmehr in Industrie und Schwerlastverkehr eingesetzt werden. Doch auch bei Gebäuden kann er funktionieren, wie das aktuelle Projekt zeigte: Das Blockheizkraftwerk des Quartiers lief – wie gewohnt Wärme und Strom erzeugend – mit dem Gasmix.

Für die Projektlaufzeit wurde eigens eine Wasserstoff-Einspeiseanlage vor dem Bergedorfer Wohnquartier errichtet. Der Wasserstoff – ein Gas, das entsteht, wenn Wasser (H2O) der Sauerstoff entzogen wird – musste in Gasflaschen geliefert werden. Nun wurde ausprobiert, ob sich ein Mix aus Erdgas und Wasserstoff verträgt – und bis zu welchem Maß.

Dabei zeigte sich, dass die herkömmlichen Erdgasanlagen auch funktionieren, wenn bis zu 30 Prozent Wasserstoff beigegeben wird. „Es funktionierte sogar mit nur kleinen Umbauten an den Anlagen“, sagt Bernd Eilitz, Sprecher von Gasnetz Hamburg. Diese waren dennoch notwendig, weil Wasserstoff einen ganz anderen Energiegehalt und Brennwert als Erdgas hat.

Erdgasgeräte eignen sich für den Mischbetrieb mit Wasserstoff

„Unser Projekt zeigt erfolgreich, wie gut sich Erdgasgeräte auch für einen Mischbetrieb mit Wasserstoff eignen“, sagt Tom Lindemann, Projektleiter bei Gasnetz Hamburg. Sicherlich sei die hier erprobte Lösung nicht flächendeckend in Hamburg einsetzbar – denn Wohnhäuser haben sehr unterschiedliche Heizsysteme.

Doch in einzelnen Netzabschnitten könne so gewandelter Ökostrom als Gas gespeichert und später bei Bedarf wieder zu Strom und Wärme werden. Die Erkenntnisse aus dem Projekt dienen einem langfristigen Ziel: die Rückverstromung von erneuerbarem Wasserstoff zu ermöglichen. Mitarbeiter der HAW werden die Erkenntnisse aus dem Projekt nun noch weiter auswerten.