Bergedorf. SPD, Grüne und FDP wollen Ladeplätze speziell für Personentransport. Ein Taxifahrer nennt den idealen Ort im Bezirk.
Dass Bergedorf in der Hamburger Gesamtbetrachtung bei den E-Ladesäulen gewaltig hinterher hinkt, ist bekannt. Nun versucht die Bergedorfer Koalition, diesen Malus schnellstmöglich zu korrigieren. Speziell für E-Taxis sollen nun Ladeplätze geschaffen werden. Kritiker vermissen bei dieser weiteren Maßnahme zur Mobilitätswende allerdings eine Leitlinie.
SPD, Grüne und FDP wollen das Bergedorfer E-Ladesäulen-Desaster weiter bereinigen. Nur „eine konsequente Mobilitäts- und Antriebswende“ könne, so glaubt es Lenka Brodbeck von Bergedorfs Grünen, Hamburg und somit auch Bergedorf „zukunftsfest machen“, was eine mögliche CO2-Einsparung angehe. Dazu passt, dass die Flotte an E-Taxis weiter aufgerüstet wird. Gegenwärtig sind rund 200 Fahrzeuge mit Elektroantrieb auf Hamburgs Straßen unterwegs, weitere 250 Fahrzeuge sollen zeitnah dazukommen.
Ausbau der E-Ladestruktur: Verwaltung sucht nun passende Orte aus
„Aus diesem Grund“, sagt Grünen-Mitglied Lenka Brodbeck, „ist mit der weiteren Elektrifizierung der Taxiflotte ein Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur im Bezirk Bergedorf notwendig, insbesondere dort, wo Taxen ohnehin Standzeiten haben: an den Taxiständen.“ Die Bergedorfer Verwaltung sucht nun nach dem Auftrag aus der Politik geeignete Orte, um E-Ladesäulen in Kooperation mit Stromnetz Hamburg einzurichten.
Der Impuls, erklärt Lenka Brodbeck weiter, komme aus den Reihen der Taxifahrer und der Handwerkskammer. Sonja Jacobsen, Bergedorfer Fraktionsvorsitzende der FDP, ergänzt, dass Bergedorfs doch eher schmale Ladeinfrastruktur „auch für Taxis mitgedacht“ werden müsse.
CDU kritisiert das „Klein-Klein“ bei der E-Ladeinfrastruktur
Das kommt bei den „Betroffenen“ durchaus an: Ben Irmak, Vorstandsmitglied und Fahrer bei Funktaxi Bergedorf, empfindet es so, dass E-Taxis in Bergedorf bisher eine eher untergeordnete Rolle eingenommen haben. Der Taxiunternehmer selbst hat sich auch schon ein derartiges Fahrzeug, ein Volvo XC40, angeschafft und meint: „Im Hamburger Zentrum gibt es teilweise schon Stände mit Ladesäulen ausschließlich für E-Taxis. In Bergedorf könnte ich mir als ersten Schritt zwei Ladeplätze auf einer der beiden Bahnhofsseiten vorstellen.“
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„Sie machen lieber in Klein-Klein. Hier mal eine Ladestation beantragen, dort auch mal eine. So ein bisschen nach Gutsherrenart, aber ohne großen Plan“, kritisiert CDU-Verkehrssprecher Jörg Froh. Er spielt damit auf einen eigenen, unlängst in den Verkehrsausschuss überwiesenen CDU-Antrag an. Dieser sollte aus Sicht der Union das Grundproblem von zu wenigen E-Ladesäulen im Bezirk strukturell lösen. Denn die Säulenstandorte sollten bereits bei der Planung von Neubaugebieten mitberücksichtigt werden. Zurzeit gibt es 27 E-Ladepunkte im gesamten Bezirk – niedrigster Wert aller sieben Bezirke.
Grundsätzlich ginge der Taxi-Antrag „an der Lebenswirklichkeit vorbei“, meint Jörg Froh: „Taxen stehen am Taxenstand, weil sie schnell wieder weg wollen und nicht, weil sie ihren Akku aufladen wollen.“ Viel sinniger sei es, überall dort zu laden, wo eben jener Akku leer werde, und deshalb sei es umso dringlicher, die E-Ladeinfrastruktur generell zu erweitern. Froh sieht ferner ein „verheerendes Signal“, wenn andere E-Fahrzeuge von der Nutzung exklusiver E-Ladesäulen für Taxis ausgeschlossen seien.