Bergedorf. Die Petition der Bethesda-Pflegedienstchefin in der Notaufnahme droht zu scheitern. Bis zum 11. April ist noch Unterstützung möglich.
Langsam wird es knapp, aber Sharon Uhlemann bleibt optimistisch. Vielleicht gehört das zur Grundkondition, wenn man Pflegedienstleiterin einer Notaufnahme ist – in ihrem Fall der des Agaplesion Bethesda Krankenhauses in Bergedorf. Doch der Blick auf die Entwicklung ihrer beim Bundestag laufenden Online-Petition zur fairen Verteilung der Corona-Prämie macht Sorgen: 50.000 Unterschriften wären erforderlich, damit das Parlament sich mit ihrem Anliegen befasst. Bis Freitag waren es aber erst 2621.
„Ich habe mir vorgenommen, nichts unversucht zu lassen, um die Ungerechtigkeit bei der Auszahlung der Corona-Prämie zu beseitigen. Denn die zerstört gerade den großartigen Teamgeist, der uns durch die enorme Arbeitsbelastung während der Pandemie zusammengeschweißt hat“, sagt die 31-jährige, die im Bethesda Chefin von rund 30 Mitarbeitern ist. „Die durchschnittlich 1500 Euro haben nämlich nur einige bekommen. Viele andere sind sogar komplett leer ausgegangen, darunter Pflegehelfer, Hebammen, Altenpfleger oder Notfallsanitäter – und auch das gesamte Team unserer Notaufnahme. Einfach nur deshalb, weil wir nicht als bettenführende Station gelten.“
Erste Unterschriftensammlung auf change.org hatte stattliche 170.000 Unterzeichner
Eine Ungerechtigkeit, die Sharon Uhlemanns erster Online-Petition im Mai 2022 sagenhafte 170.000 Unterzeichner bescherte. Doch die lief auf dem Portal change.org und hatte deshalb keine verpflichtende Wirkung auf den Bundestag oder die Bundesregierung. Passiert ist deshalb nichts.
„Jetzt ist das Thema Corona leider bei vielen Menschen aus den Köpfen“, weiß Sharon Uhlemann. „Aber jetzt haben wir die Chance, wirklich etwas zu bewegen.“ Doch dafür müssten bis zum 11. April mindestens 50.000 Unterschriften zusammenkommen, damit der Petitionsausschuss des Bundestages verpflichtet ist, das Thema auf die Tagesordnung zu nehmen.
Debatte im Bundestag soll den Teamgeist im Gesundheitswesen wieder herstellen
„Und dann würde es weitergehen, weil jetzt die CDU-Bundestagsfraktion unsere Sache unterstützt“, ist sich Uhlemann sicher. Auch wenn die Corona-Prämie bereits ausgezahlt wurde, könnte eine Debatte im Bundestag vieles bewegen: „Neben finanzieller Gerechtigkeit geht es um die Anerkennung der Arbeit, die alle im Gesundheitswesen vom Frühjahr 2020 bis heute geleistet haben. Und darum, den durch die ungerechten Zahlungsunterschiede beschädigten Teamgeist wieder herzustellen“, sagt Sharon Uhlemann. „Deshalb bin ich bis zum Schluss optimistisch, dass wir 50.000 Unterschriften erreichen.“
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Wer die Petition direkt online unterzeichnen will, findet sie beim Bundestag unter der Adresse epetitionen.bundestag.de. Dort muss auf der Homepage dann der Button „Petitionsforum“ gedrückt und die ID-Nummer 14 62 62 eingegeben werden. Für die Stimmabgabe freigeschaltet ist die Petition noch bis Dienstag, 11. April, um 24 Uhr.
Hoffnung auf zusätzliche Stimmen machen Sharon Uhlemann diverse bereits gut gefüllte Unterschriftenlisten, die sie unter anderem in allen Stationen des Bethesda Krankenhauses und sogar bei bei der Freiwilligen Feuerwehr in ihrem Geesthachter Heimatstadtteil Grünhof-Tesperhude ausgelegt hat. Wer ihr Anliegen ebenfalls noch mit einer Liste unterstützen will, erreicht Uhlemann auf Instagram unter „Schwester Sharon“.