Hamburg. Pflegedienst-Chefin der Bethesda-Notaufnahme fordert in einer Petition Nachbesserungen – und bittet um Unterstützung. So geht’s.

Sharon Uhlemann ist frustriert. Die Pflegedienst-Chefin der Notaufnahme in Bergedorfs Agaplesion Bethesda Krankenhaus hat zwar fast 170.000 Unterstützer. Aber trotzdem ist kein Politiker in Berlin oder Hamburg auf ihre Online-Petition bei change.org zur gerechten Verteilung der Corona-Prämie eingegangen.

Und das, obwohl sie Gesundheitsminister Karl Lauterbach und auch Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher sogar persönlich angeschrieben hatte. Es gab keine Antwort. Doch das soll sich jetzt ändern.

Corona: Bergedorferin fordert Nachbesserungen bei Corona-Prämie

„Mittlerweile wurde die Prämie für das Jahr 2021 in einer derart ungerechten Form ausgezahlt, dass sie zur Spaltung der Menschen im gesamten Pflegesektor geführt hat“, ärgert sich die 31-jährige Bergedorferin, die genau das in ihrem 30 Mitarbeiter großen Team erlebt – wie auch im gesamten Bethesda Krankenhaus. „Die riesige Arbeitsbelastung durch Corona hatte uns alle zusammengeschweißt.“

Nur deshalb hätten sie diese Zeit überhaupt durchgestanden. „Aber bei der durchschnittlich 1500 Euro hohen Prämie sind Pflegehelfer, Hebammen, Altenpfleger, Notfallsanitäter und viele andere leer ausgegangen. Im Bethesda sogar die gesamte Notaufnahme, weil wir nicht als bettenführende Station gelten, was im Gesetz aber als Grundvoraussetzung festgeschrieben ist.“

Bergedorfer Pflegedienst-Chefin hat Instagram-Account

Der Frust über die Ignoranz der Politik verflog erst am 10. Februar. Zumindest ein bisschen: „Ich wurde von der CDU-Fraktion des Bundestags nach Berlin eingeladen. Die sind über meinen Instagram-Account ,Schwester Sharon’ auf mein Anliegen aufmerksam geworden.

Mit ihrem Fraktionsvize Sepp Müller und seinem Team habe ich mein Projekt dann noch mal neu aufgearbeitet“, sagt Sharon Uhlemann. Jetzt ist es als sogenannte E-Petition vom Petitionsausschuss des Bundestags online gegangen.

Damit läuft nun die wohl wichtigste Frist für Uhlemanns Projekt „Keine Spaltung der Pflege – Faire Verteilung der Corona-Prämie“: Innerhalb von nur vier Wochen müssen 50.000 Unterschriften zusammenkommen. Gelingt das, muss der Petitionsausschuss Uhlemanns Forderungen anhören und – mit Unterstützung der CDU-Fraktion – an den Bundestag zur möglichen Beschlussfassung weiterleiten. Wer die Eingabe mit seiner Stimme unterstützen will, geht die Seite epetitionen.bundestag.de im Internet: Dort „Petitionsforum“ anklicken und die ID 14 62 63 eingeben.

Corona belastet Arbeit in der Pflege weiterhin erheblich

„Ich will mich nicht geschlagen geben, ohne alles versucht zu haben“, sagt Sharon Uhlemann mit Blick auf den Petitionsstart zu einem Zeitpunkt, an dem die Corona-Pandemie aus vielen Köpfen längst verschwunden ist.

„Tatsächlich wütet Covid-19 noch immer mitten unter uns, wie die wieder mehr als zehn Fälle allein unter den Patienten des Bethesda Krankenhauses zeigen. Sie haben zwar gewöhnlich keine lebensbedrohlichen Verläufe mehr, aber jeder einzelne muss isoliert behandelt werden. Für uns als Pfleger bedeutet das einen mindestens verdoppelten Arbeitsaufwand, von der Vielzahl der belegten Behandlungsräume ganz abgesehen. Denn jeder Patient mit Corona braucht ein eigenes Zimmer.“

Wie wichtig das Thema ist, zeigen ähnliche Initiativen von Deutschen Pflegerat und der Fachgesellschaft für Notfallmedizin DGINA, die aber beide kürzlich gescheitert sind. Durch die Unterstützung der CDU-Fraktion erhofft sich Sharon Uhlemann nun mehr Erfolg – sofern die 50.000 Unterschriften zusammenkommen: „Eine faire Verteilung der Corona-Prämie ist bis heute wichtig, damit die Pflege dieser und aller anderen Patienten trotz aller Anspannung im Gesundheitssystem weiterhin gelingen kann.“