Bergedorf. Volles Lichtwarktheater, gut besuchte Bücherhalle, viele Menschen an der Holzhude: ein guter Start. Doch es gibt auch Kritik.
Und dabei ist es noch nicht mal ganz fertig: Mit eindrucksvollen Besucherzahlen und einem reichhaltigen Füllhorn an Angeboten und Veranstaltungen punktet das Körberhaus an der Holzhude 1 in den ersten drei Monaten. Ganz klar ist schon geworden: Bergedorf mag sein neues Körberhaus. Einige Termine stechen regelrecht hervor, einer der Hauptmieter verzeichnet überragende Besucherzuwächse. Jedoch gibt es auch kritische Stimmen zum Baustellenflair des Neubaus oder zur wenig einladenden und umständlichen Eingangssituation. Doch die Körberhaus-Verantwortlichen verfolgten einen Leitspruch: „Programm geht aktuell über Komfort.“
„Besser als wir es uns vorgestellt haben“ – eine Aussage, die Eva Nemela, Nicole Becker-Kloth und Eva Quade sofort unterschreiben für die ersten Tage in ihrer neuen Arbeitsheimat. Dass das Publikum ins Körberhaus strömen würde, hätten die Verantwortlichen so nicht erwartet. Fürwahr: Mit 12.000 Besuchern in der Eröffnungswoche beginnend am 5. Dezember 2022 wurde gleich eine Marke gesetzt. Diese Werte ergeben sich aus Messungen per Clickmeter, Zählungen der abgegebenen Jacken und der Auslastung der Veranstaltungssäle.
Erste Körberhaus-Bilanz: Bis zu 1000 Menschen kommen täglich
Mittlerweile kommen zwischen 700 bis 1000 Besucher täglich ins Körberhaus. Dabei sei vor allem aus der Sicht von Nicole Becker-Kloth, Leiterin Körberhaus für das Bezirksamt, eines augenfällig: „Egal, ob Kinder oder Schüler, Ältere oder auch Menschen mit Migrationshintergrund – wir haben immer ein volles Haus, für ein ,Provisorium’ läuft es wunderbar.“ Zuletzt etwa verbreiteten im Theatersaal beim Format „Bühne für Bergedorf“ gut 100 Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren jede Menge Geräuschkulisse.
Doch es kommen auch Schüler zum Lernen. Oder Bergedorfer, die sich ehrenamtlich engagieren möchten und sich in einer Ecke, in einer Sitzgruppe zusammen besprechen. Das entspricht ja auch einer Philosophie des Hauses, angenehmer Aufenthaltsort ohne Konsumzwang zu sein.
Faltenrock und Kneipenquiz funktionieren auch am neuen Standort
Und dann diese Eventfülle auf der Halbinsel-Baustelle: 533 Veranstaltungsangebote gab es seit Jahresbeginn, diese teilen sich auf in 38 Aufführungen im Lichtwarktheater und Körbersaal, die anderen 495 in den anderen Räumlichkeiten mit festen Terminen für den Körberhaus-Blog, den Computer Club und weiterem. Anders ausgedrückt: 4400 Nutzer kamen in den größeren Räumen zusammen, davon allein 800 bei verschiedenen „Markenformaten“ der Stiftung wie dem Kneipenquiz oder Faltenrock im Körbersaal.
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Auch das am 21. Januar eröffnete Lichtwarktheater (468 Plätze) ist ein Publikumsgarant. Schon am Eröffnungswochenende mit einem Tag der Offenen Tür kamen etwa 4000 Gäste, um sich die neue Spielstätte anzusehen. „Wir sind an diesem Tag kaum die Treppen rauf oder runter gekommen, derart voll war es“, erinnert sich Eva Nemela, ihres Zeichens Leiterin des Hauses für die Körber-Stiftung. Besonders hoch schnellte das Stimmungsbarometer vor der Bühne bei den Gastspielen von Schauspielerin Katharina Thalbach und dem nun singenden Ex-Moderator Reinhold Beckmann.
Bücherhalle Bergedorf boomt, 50 Prozent der Medien ständig vergriffen
Nicht unwesentlich am Einstandsergebnis beteiligt ist auch die Bücherhalle. „Wir sind sehr zufrieden, haben monatlich bis zu 10.000 Personen mehr als am alten Standort an der Alten Holstenstraße“, ordnet Eva Quade, Leiterin der Bücherhalle, ein. Drei von vier Körberhaus-Besuchern, also insgesamt 9000 Menschen, schauten in der Auftaktwoche in der Bibliothek vorbei. Noch so ein Wert: Von den 29.000 verfügbaren Medien der Bücherhalle sind laut Quade 50 Prozent ständig ausgeliehen.
Bei all den Statistiken nicht zu vergessen: Noch hat das neue Körberhaus, dass die Bergedorfer recht offenkundig schon ins Herz geschlossen haben, nicht seine volle Strahlkraft erreicht. Es fehlt noch so einiges, was auch die totale Zustimmung zum Haus bei so manchen trübt: Einige fragen sich, „warum denn eine Baustelle eröffnet“ worden ist, der Haupteingang von der Seite der B 5 weiter gesperrt und die Parkplatzsituation im näheren Umfeld so miserabel ist. Zudem fremdeln einige Bergedorfer im fortgeschrittenen Alter mit dem Körberhaus, kehren zum alten Standort am Gräpelweg 8, dem jetzigen Begegnungszentrum im Park, zurück.
Letzte Arbeiten sind im vollen Gange – bald kommt ein neuer Übergang hinzu
Eva Nemela verteidigt die Eröffnung im Dezember trotz unbefriedigender Eingangssituation, noch nicht fertiggestellter Außenflächen, ein wenig Baustellenflair im und rund ums Haus: „Das nehmen wir erst mal in Kauf. Uns war wichtiger, Angebote zur Verfügung zu stellen. Die Auslastung spricht doch für sich.“ Kollegin Becker-Kloth pflichtet bei, „dass es ja voran“ gehe, wie an der Pflasterung des Umlaufs zum Körberhaus sichtbar sei. Und sie kann verkünden: „Demnächst wird die Brücke vom Schweinske aus noch freigegeben.“ Auch der beschwerliche, bei schwindendem Tageslicht stolperfallenartige Zugang über die Rückseite vorbei am H4-Hotel sei ein zeitlich befristetes Manko.
Im Grunde sei es doch „großartig“, findet Nemela das Komplementärangebot im alten Haus im Park unproblematisch, „dass wir so viele Angebote und Anlaufstellen für die ältere Zielgruppe in Bergedorf haben.“ Wen das Körberhaus bislang nicht abgeholt habe, werde vielleicht in Zukunft überzeugt – trotz extrem begrenztem Parkplatzangebot. „Wir haben eine gute Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr und sind auch zu Fuß bestens zu erreichen“, findet Nicole Becker-Kloth