Bergedorf. Häufig stehen Ältere mit Smartphone, Tablet und Co. auf Kriegsfuß. Das muss nicht sein. 17 hilfreiche Angebote gibt es im Bezirk.

Wie häufig durfte sich Bruno Soltau das schon anhören. Der 78-Jährige leitet den Bergedorfer Computer Club, ist zudem Fachmann für alle Fragen rund um das Smartphone – und wird mit jeder Menge, sich stets wiederholenden Zweifeln konfrontiert: „Neue Technik überfordert mich“. Oder: „Das kann mein Enkel für mich machen.“ Häufig hört er auch: „Das Internet kostet doch Geld.“ Viele Vorurteile der Generation 50 plus gegenüber moderner Technik. Bruno Soltau weiß aber auch: Was am besten gegen Ängste und Zweifel, hilft, ist die Konfrontationsmethode. Ausprobieren, anfassen, gegebenenfalls begeistern lassen.

Genau so funktioniert die Reihe „Eingeloggt“ der Körber-Stiftung, die in der Woche vom 20. bis 26. März vor allem ältere Menschen an den Umgang mit neuester Technik heranführen und sicher machen möchte. Mit niedrigschwelligen und kostenlosen Angeboten, teilweise aber mit voriger Anmeldung.

Alte Menschen, moderne Technik: „Eingeloggt!“ verbreitert sich immer weiter

Das Körberhaus an der Holzhude 1 hat die bereits etablierten Partner Bücherhalle Bergedorf sowie Volkshochschule mit ins Boot geholt, kooperiert mit weiteren wie das Lola Kulturzentrum oder das Haus brügge. „Die Idee verbreitet sich weiter, der Bedarf ist da“, stellt Caterina Römmer (Programmmanagerin Alter und Digitalisierung) fest, „wir sind mit einer Sache sogar in der Stadt Oldenburg vertreten.“

Bloggen, Gaming, Social Media, Programmieren und Co: Die Bergedorfer wird interessieren, welche 17 der insgesamt 80 „Eingeloggt“-Angebote (Vorjahr: 50) bei ihnen in der Nähe steigen. Als einer der Lieblinge hat sich der „Alltagshelfer Roboter Nao“ (Dienstag, 21. März, 10 bis 12 Uhr) der Bücherhalle herausgestellt. Der kaum 60 Zentimeter hohe Blechkamerad taugt nicht für die kurze Unterhaltung und kennt Antworten auf etwa 100 Fragen. Er animiert zudem zum kleinen Tänzchen, zum Versteckspiel, zum Wiederaufstehen nach einem kleinen Ausrutscher.

In digitalen Welten wandeln, das Online-Einkaufserlebnis genießen

Das „digitale Basteln“, ein neues Angebot, wird am Freitag, 25. März, von 15 bis 18 Uhr in der Bücherhalle im Körberhaus den Bergedorfer „Eingeloggt!-Abschluss markieren. „Das ist genauer gesagt eine Mischung aus haptischem und digitalem Basteln“, weiß Eva Quade von der Bücherhalle Bergedorf. Enkel sollen idealerweise gemeinsam mit Oma und Opa in Teamarbeit 3D-Welten am Laptop erstellen. Dazu wird eine VR-Brille aus Pappe, ein sogenanntes Cardboard, gebastelt – und dann soll diese 3D-Welt mithilfe des eigenen Smartphones erkundet und verändert werden. Vermeintlich kompliziert, könnte aber in der Realität ein enormer Spaß sein.

Dass „Sicher online shoppen“ für die ältere Generation ein wichtiges Thema ist, erschließt sich ebenfalls aus den Vorbehalten. Denn da wo nur der Hauch von Kostenpflichtigem droht, wird weggeklickt. Warum eigentlich, wenn die Regeln bekannt sind? Alle Hintergründe, Fallstricke, Gefahren, aber vor allem auch Chancen werden am Mittwoch, 22. März, von 11 bis 13 Uhr im Haus brügge (Leuschnerstraße 86) erörtert. Dazu Sprechstunden für PC, Smartphone, E-Medien und Konsorten zu festen Terminen, alles mit Anmeldedetails abrufbar unter eingeloggt.net.

Warum Passwörter zum Problem werden können

Auch der Vortrag zur digitalen Vorsorge der Verbraucherzentrale Hamburg im Körberhaus (Donnerstag, 23. März, 10 bis 11 Uhr) dürfte Interessenten finden. Da viele Vertragsabschlüsse nur noch online erfolgen, können Angehörige, Bevollmächtigte und Erben das häufig nicht mehr nachvollziehen. Deshalb stellt Verbraucherschützerin Julia Rehberg sinnvolle, zeitgemäße Nachlass- und Vorsorgeregelungen vor. „Wenn keiner der Angehörigen zum Beispiel die Passwörter kennt, kann diese Vorsorge sehr problematisch sein“, weiß auch Caterina Römmer.

Generationenübergreifendes Basteln: Mia Gonsior und Bruno Soltau beim ersten Ausprobieren von selbst gebastelten VR-Brillen.
Generationenübergreifendes Basteln: Mia Gonsior und Bruno Soltau beim ersten Ausprobieren von selbst gebastelten VR-Brillen. © Sarah Balanca | Sarah Balanca und Jan Schubert

Die Reihe „Eingeloggt“ startete im Jahr 2019 im Haus im Park und hat sich trotz Corona etabliert. Auch was die Besucherzahlen anbelangt, ist das Format mit bis zu 600 Besuchern erfolgreich. Darüber ist Bruno Soltau einigermaßen froh. Denn er weiß: „Ältere werden in unserer Gesellschaft immer mehr. Viele von ihnen plagt nicht nur die Angst, die Technik nicht zu beherrschen. Sie erkennen den Nutzen nicht, wissen außerhalb von Whatsapp überhaupt nicht, was Smartphones eigentlich noch können.“ Diese Berührungsängste kennt der 78-Jährige nicht. Regelmäßig duelliert es sich beim Welten erschaffen im Videospiel „Minecraft“ online mit seinem Enkel. Berührungsängste? Keine Spur!