Hamburg. Das Konzept „2030+“ betrachte Entwicklung nur einseitig und vergesse Land und Natur. Bezirkspolitiker wollen das Gespräch suchen.
Über viele Jahre haben sich Planer Gedanken darüber gemacht, wie Bergedorf ab dem Jahr 2030 aussehen soll: Wie kann es so wachsen, dass Wohnen, Verkehr oder ländliche Entwicklung ein schlüssiges Gesamtbild ergeben? Die daraus entstandene Charta mit dem Namen Bergedorf 2030+ könnte künftigen Entscheidungen im Bezirk zugrundeliegen. Doch die Ideen der Planer stoßen bei Naturschützern auf regelrechte Gegenwehr: Die Onlinebeteiligung zum Entwicklungskonzept nutzte der Nabu jetzt, um Bergedorfs Zukunftsplan massiv zu kritisieren.
Kritik: Stadtplanung ohne den ländlichen Raum
Ganz grundlegende Punkte sind es, die die Naturschützer beanstanden. In dem Konzept gehe es nur um das Szenario Wachstum, und das sei eine sehr „einseitige Betrachtungsweise der möglichen Entwicklung“, meint der Nabu. Die Sichtweise sei auf Wohnungsbau, Infrastruktur und Gewerbe reduziert, der ländliche Raum „deutlich unterrepräsentiert“.
Zukunftsrelevante Themen wie Biodiversität, Artensterben oder Energiewende würden gar nicht benannt, und auch zur Entwicklung des Landgebietes gebe es nur wenige konkrete Aussagen. Kapitel für Kapitel kritisieren die Naturschützer „fehlende Betrachtungen“ im Detail – ob allgemein zur ländlichen Entwicklung, zur Zukunft von Landwirtschafts- und Naturflächen, zur Kulturlandschaft oder zu weiteren Themen. Vieles sei „unzureichend“, „unvollständig“ oder vereinfacht dargestellt.
Bezirk sieht kein Ungleichgewicht
Der Bezirk sieht das anders, sieht „kein Ungleichgewicht“, so Stadtplaner Axel Schneede im Stadtentwicklungsausschuss. Er verwies darauf, dass die mehrfach kritisierte fehlende Detailschärfe quasi „in der Natur der Sache liege“. Denn das Entwicklungskonzept für ganz Bergedorf habe ja eine ganz andere „Flughöhe“ als andere Projekte, sei eben kein konkreter Leitfaden, sondern setze allgemeine Ziele und Leitbilder. Um Details gehe es bewusst nicht.
CDU: „Der Nabu hat einen Punkt gemacht“
Trotzdem: Der Nabu habe „einen Punkt gemacht“, stellte CDU-Fraktionschef Julian Emrich fest. Denn auch wenn mit dem Entwicklungskonzept nur eine grobe Richtung gegeben werden solle: Der Schwerpunkt sei tatsächlich die Frage „Wo können wir wachsen und wie können wir wachsen?“. Zur Frage, welche Flächen im Gegenzug geschützt und aufgewertet werden sollen, gebe es „weniger Ausführungen“, stellte er fest – und regte Gespräche mit dem Nabu an.
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Und auch Maria Westberg (Die Linke) meint, dass Aspekte wie Biodiversität oder Klimakrise „viel enger hätten mit aufgenommen werden müssen. Denn wenn wir es nicht machen, haben wir eine falsche Planung für 2030“. Auch Die Linke vermisse deshalb in den Konzept „die wunden Punkte, die der Nabu genannt hat“. Mindestens Gespräche mit dem Nabu, „gern auch öffentlich“, müssten folgen.
Ganz in Frage stellen wollte keine Fraktion das Entwicklungskonzept – trotz der Nabu-Kritik. Die Verwaltung will nun aber die geforderten Gespräche mit den Naturschützern suchen.