Hamburg. Nicht immer ist der Verkauf für Senioren die beste Lösung. Ein Vortrag in Bergedorf klärt auf. Die wichtigsten Antworten.

Was passiert mit meinem Haus, wenn ich alt bin? Wie finanziere ich die Immobilie weiter? Sollte ich sie verkaufen oder doch darin wohnen bleiben? Wie kann ich mir den altersgerechten Umbau leisten? Diese Fragen stellen sich nicht nur Senioren, auch viele junge Menschen wollen schon vorausplanen. Mittlerweile gibt es immer mehr Modelle, mit der auch im Alter die Vorzüge des eigenen Hauses noch genossen werden können – der Erlös für die Immobilie aber schon gezahlt wird. Über diese Möglichkeiten will Alexander Krolzik, Leiter der Immobilienfinanzierung von der Verbraucherzentrale Hamburg, jetzt in Bergedorf aufklären.

Dafür lädt der Jurist und Baufinanzierungsberater am Mittwoch, 22. März, ab 18 Uhr zu einem Vortrag auf Einladung des Bergedorfer Grundeigentümervereins ein – im Theatersaal der Lohbrügger Bürgerbühne am Neuen Weg 54. Der Experte erklärt, wie Immobilienbesitzer mit ihrem Objekt im Alter umgehen können – und welche finanziellen Risiken es gibt.

Immobilien Bergedorf: Für Senioren gibt es spezielle Kredite

„Dieses Gebiet ist mein Herzensthema“, sagt Alexander Krolzik, der sich schon seit acht Jahren mit dem Umgang mit Immobilien im Alter beschäftigt. Das Thema werde zunehmend wichtiger – und es sei ratsam, sich genau mit den verschiedenen Modellen auseinanderzusetzen. Dabei müsse der Blick auch immer auf die spezifische Lebenssituation gelenkt werden, so Krolzik. Unterschieden werde generell in Kreditmodelle, Verkaufsmodelle und Vermietmodelle.

Speziell für ältere Menschen, die ein Darlehen benötigen, etwa für eine Weltreise oder für altersgerechte Umbauten, eignet sich ein Seniorenkredit. Dabei wird ein gewisser Betrag als Kredit zur Verfügung gestellt. „Es handelt sich hierbei um ein Darlehen ohne Tilgung“, sagt Immobilienexperte Krolzik. Die Immobilie dient bei diesem Modell als Kreditsicherheit. Die Eigentümer zahlen monatlich die Zinsen, aber nicht den Kredit ab. Stirbt der Eigentümer, wird das Darlehen aus dem Verkaufserlös der Immobilie getilgt – oder von den Erben übernommen.

Immobilien werden als Kreditsicherheit verwendet

Auch bei der Umkehrhypothek wird die Immobilie als Kreditsicherheit verwendet: Eigentümer schließen mit der Bank einen Baukredit ab und erhalten das Geld schließlich als monatliche Auszahlung. Die Immobilie gehört in diesem Fall weiterhin dem ursprünglichen Eigentümer. Im Sterbefall haben Erben die Möglichkeit, das Darlehen zu tilgen und so die Immobilie zu übernehmen. Das Modell sei besonders in den USA beliebt, erzählt der Jurist.

Senioren haben auch die Möglichkeit, ihre Immobilie zu verkaufen – und trotzdem darin zu leben. Hier gebe es viele unterschiedliche Varianten, so Krolzik. Zum Beispiel könne die Immobilie verkauft werden und der Erlös als Rente, Einmalzahlung oder einem Mix aus beidem ausgezahlt werden. Außerdem könne ein lebenslanges oder temporäres Wohnrecht vereinbart werden, erzählt der Experte. Eigentümer sollten sich aber im Vorfeld genau Gedanken darüber machen, welche Bedürfnisse sie eigentlich haben und wie lange sie die monatliche Zahlungen benötigen.

Teilverkauf kann tückisch sein

Alexander Krolzik weist auf eine weitere Variante hin, die interessant für Senioren sein kann: „Es gibt die Möglichkeit, eine Immobilie zu verkaufen und dann selbst zu mieten – das wird als Rückmietkauf bezeichnet“, so der Experte. So bekämen die Senioren eine hohe Einmalzahlung und müssten nur so lange Miete zahlen, wie sie wirklich noch in dieser Immobilie leben.

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Sehr eindringlich warnt der Jurist allerdings vor dem Teilverkauf – der immer weiter expandiert: „Dieses Modell ist das gefährlichste unter den Varianten und gleichzeitig eines der komplexesten Vertragswerke, das es gibt“ so Krolzik. Beim Teilverkauf wird ein Teil der Immobilie verkauft, das Wohnrecht bleibt beim Eigentümer. Allerdings muss dieser dem Verkäufer eine monatliche Nutzungsgebühr für den verkauften Teil zahlen. Diese Gebühr betrage im Schnitt fünf bis sieben Prozent des Verkaufswertes. Dazu kommen Gebühren für die Instandhaltung und die Grundsteuer. Außerdem müssten meist ein Abwicklungsentgelt und Maklergebühren gezahlt werden.

Immobilien Bergedorf: Teilverkauf oft sehr risikoreich

„Insgesamt hat der Eigentümer sehr viel weniger vom Wert seines Hauses. Den Menschen ist im Vorhinein meist nicht klar, wie viel Geld sie da bezahlen“, berichtet der Experte. Im schlimmsten Fall säßen betagte Senioren irgendwann auf der Straße, weil sie die monatliche Nutzungsgebühr nicht stemmen können, warnt er. Hier sieht Krolzik den Gesetzgeber in der Pflicht: „Es gibt keinerlei Schutz- oder Kontrollmechanismen bei diesem Verkaufsmodell. Der Gesetzgeber muss da unbedingt handeln“.

Über solche Risiken und Möglichkeiten will der Immobilienexperte jetzt in Bergedorf aufklären. Interessierte können sich für den Vortrag telefonisch unter 040/724 72 73 oder per E-Mail an info@grundeigentuemerverein-bergedorf.de anmelden – immer zu den Bürozeiten montags (9 bis 13 Uhr) sowie dienstags und donnerstags (9 bis 17 Uhr).