Hamburg. Bergedorfer Familienunternehmen Pieschek setzt auf ein neues Konzept und moderne Technik. Was sich für Kunden nach dem Umbau ändert.

Wer den Laden der Piescheks in Bergedorf betritt, muss zweimal hinschauen: Alles ist anders als früher. Der Fachhandel für orthopädische Schuhe erstrahlt in neuem Glanz. Inhaber Patrick Pieschek führt das Familienunternehmen in zweiter Generation: Sein Vater Harry Pieschek übernahm den Laden einst am 1. Oktober 1976. Schon dessen Vater und Großvater waren Schuhmachermeister in Bergedorf. 2008 folgte der Umzug an die Wentorfer Straße 1a – nur ein Haus weiter.

2016 zog sich Harry Pieschek aus dem Geschäft zurück, Sohn Patrick übernahm den Fachhandel. Im vergangenen Jahr stand eine große Veränderung an: Der Bergedorfer nutzte das Corona-Krisenjahr, um „Vollgas“ zu geben und investierte nach eigenen Angaben 250.000 Euro in die Umgestaltung.

Schuhtechnik Bergedorf: „Gesundheit kann sexy und cool sein!“

Innerhalb von vier Wochen wurde umgebaut, drei Wochen blieb der Laden geschlossen. Patrick Pieschek und seine Frau Jana sind sichtlich stolz auf das neue Konzept: Moderne Eleganz trifft auf traditionelles Handwerk. Durch Abtrennungen gibt es jetzt einen Verkaufsraum und drei Beratungsräume mit Deckenstrahlern und indirektem Licht. Die Kabinen sind durch verschiebbare Milchglastüren abgetrennt.

„Füße sind oft schambelastet“, meint Jana Pieschek, „wir wollen aber, dass sich die Kunden bei uns wohlfühlen“. Die abgetrennten Kabinen sicherten die Privatsphäre der Kunden. Zudem dienen schlanke Holzleisten als Schallschutz und erinnern durch ihren Holzgeruch an das traditionelle Handwerk. Einlagen und orthopädische Schuhtechnik hätten oft einen schlechten Ruf und würden mit Krankheit verbunden. Das wollen die Piescheks ändern: „Gesundheit kann sexy und cool sein!“.

Fachkräftemangel trifft auch Familienunternehmen Pieschek

„Wir wollten einen Laden, der nicht krank ist“, sagt Patrick Pieschek, der zudem einen 3D-Scanner und einen 3D-Drucker kaufte. Damit befinde sich der Handel jetzt auf einem „High-End-Niveau“, der Scanner erzeuge eine punktgenaue Abbildung des Fußes mit jeglichen Druck- und Belastungspunkten. Mit diesen Informationen könne die passgenaue Einlage dann am 3D-Drucker gefertigt werden.

Auch der Nachhaltigkeitsgedanke steht im Fokus: Der 3D-Drucker erzeuge keinen Müll, außerdem seien die Einlagen zu 80 Prozent recycelbar. Der Preis für eine Einlage aus dem Drucker liege bei etwa 250 Euro, plus 20 Euro Pfand.

Den Imagewandel haben die Piescheks nicht nur für die Kunden vollzogen. Denn auch das Familienunternehmen leide unter dem Fachkräftemangel. „Wir wollen den Beruf attraktiver machen“ erklärt der Inhaber. „Zur Zeit haben wir einen Azubi, wir würden uns aber jährlich neue wünschen.“ Der Bergedorfer hofft, jetzt mehr junge Menschen für die dreieinhalbjährige Ausbildung begeistern zu können: Wer Lust auf das handwerkliche Arbeiten mit den Händen und den Kontakt mit Menschen habe, sei hier richtig.

Pieschek: Kunden reagieren positiv auf Neugestaltung

Bisher besteht das Team von Patrick Pieschek aus acht Mitarbeitenden. Ihnen steht jetzt ein vergrößerter Pausenraum mit Balkon zur Verfügung – hier seien die Arbeiten aber noch nicht ganz abgeschlossen.

Genauso seien die Arbeiten der Außengestaltung noch in der Planung. Die Reaktionen der Kunden auf die Veränderungen seien bisher durchweg „extrem positiv“. „Viele sind in der ersten Zeit erstmal am Laden vorbeigelaufen, weil sie ihn nicht erkannt haben“ sagt Jana Pieschek lachend.

Neu ist auch die Idee, Kunden mit einem kleinen Geschenk zu verabschieden. Auf dem Verkaufstisch steht eine Holzkiste mit regionalen Bio-Äpfeln, jeder einzeln verpackt in einem Kaffeefilter. „Wir wollen jeden Kunden mit einem guten Gefühl entlassen. Der kleine Snack soll für einen Pause-Moment sorgen.“