Hamburg. Bewirtungsfläche seit einem Jahr ohne Betreiber. Dabei ist der Kreativität der Wirte keine Grenze gesetzt. Sind die Kosten das Problem?
Es gibt nichts Neues bei der Sternwarten-Gastronomie – bisher: Trotz mehrerer Anfragen bleibt die Bewirtungsfläche auf dem Gelände am Gojenberg weiterhin seit nunmehr fast einem Jahr ohne Pächter und somit geschlossen. Das Bezirksamt macht mit einer umfangreichen öffentlichen Ausschreibung zeitlich Druck, denn die Bewerbungsfrist endet bereits am 15. März 2023.
Verwaltungsdezernent Ulf von Krenski wurde im Kulturausschuss zum Sachstand des Cafés gefragt und antwortete so knapp wie möglich: „No.“ Dann aber führte von Krenski doch dezidierter aus, was die Schwierigkeit in erster Linie ist: „Für einige Interessenten ist gerade die Kostenseite bei diesem Projekt schwer kalkulierbar.“ Das bezöge sich insbesondere auf einen realistischen Wirtschaftsplan, was Energiepreise angehe.
Günstig sind diese Zeiten ohnehin nicht für Neugründungen von gastronomischen Betrieben, die Branche ächzt auch unter Personalmangel. Was erschwerend hinzu kommt: Am Standort auf dem Gojenberg war bisher kein Massenandrang zu verzeichnen, auch nicht zu Zeiten des bis April 2022 von den Geschwistern Klärmann betriebenen Cafés Raum und Zeit.
Sternwarte Bergedorf: Fast keine Vorgaben für Gastronomen
Nun aber soll ab sofort eine erneute, sehr detailliert angelegte Ausschreibung auf der Internetseite von Hamburg helfen, einen Pächter zu finden. Der Werbetext wird durch eine siebenseitige Powerpoint-Präsentation inklusive Grundrisszeichnung unterstützt. „Es gibt nahezu keine Vorgaben. Es steht dem künftigen Pächter gänzlich frei, welche Art der Gastronomie er dort betreiben möchte – sei es Café, Restaurant oder Kneipe“, preist die Verwaltung in ihrem Text das Objekt an. Interessenten sollen ferner auch bei baulichen Veränderungen unterstützt werden.
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Weitere Unterstützungsmodelle seien, was die Pachtmodalitäten anginge, denkbar, etwa die Überlassung der Küche als mietfreies Objekt. Laut Bezirksamt muss der Pächter in den ersten drei Jahren – so lange solle optimalerweise die Mindestlaufzeit des Vertrages laufen – nach Geschäftsübernahme nur die Nebenkosten an das vermietende Bezirksamt zahlen. „Ab dem vierten Geschäftsjahr soll die Pacht umsatzorientiert erfolgen“, heißt es weiter. Was genauer eine Deckelung der Beteiligung auf 2000 Euro monatlich oder acht Prozent des durchschnittlichen Monatsumsatzes des Vorjahres bedeutet.
Starkes Café wäre auch Pluspunkt bei der Bewerbung zum Weltkulturerbe
Auch die Mitglieder des Kulturausschusses kommentierten die Situation: Rudi Walter aus der Bergedorfer Linken-Fraktion etwa betont den Wert der Tentativliste der Unesco, der Vorschlagsliste für künftige Nominierungen, da sich konkurrierende Kulturdenkmäler und Schutzgebiete, die wie die Hamburger Sternwarte den Titel als Weltkulturerbe anstreben, mit ihren dortigen Bewerbungen stark positionieren würden. Gleiches empfiehlt er auch für die Bewerbung der Sternwarte, insofern brauche es auch ein funktionierendes Café.
Walter wollte außerdem wissen, ob die Zuständigkeiten auf dem Gelände der Sternwarte nun endlich eindeutiger geklärt seien. Hier bleibt aber zwischen drei Behörden alles wie gehabt: Eigentümer des Geländes und des Hauses mit der Sternwarte inklusive Café ist die Universität Hamburg, die das Gebäude zur Verpachtung dem Bergedorfer Bezirksamt zur Verfügung stellt.
Sternwarte Bergedorf: Schlichtes Café-Angebot reicht nicht mehr
Das Potenzial bleibe trotz der schwierigen Marktsituation unverkennbar. Dr. Geerd Dahms (FDP), Vorsitzender des Kulturausschusses, bemerkte neulich beim Ortstermin der Gremiumsmitglieder in Café, Küche und dem etwa 100 Quadratmeter großen Veranstaltungsraum, „dass dort etwas drin ist, da kann man mehr draus machen.“
Erika Garbers (CDU) ist der festen Ansicht, dass ein schlichtes Café-Angebot an der Sternwarte künftig nicht reichen werde: „Wir brauchen einen Gastronom mit Power und Engagement, der dort übernimmt.“ Der möge nach dem Willen des Bezirksamts bestmöglichst schon zum 1. April 2023 die Sternwarten-Gastronomie übernehmen, vielleicht ein Soft Opening zum 15. April anstreben.
Kontaktdaten für die Bewerbung: E-Mail an ulfvon.krenski@bergedorf.hamburg.de