Hamburg. Anita König, Chefärztin in der Bergedorfer Klinik, erklärt, warum die Schutzmaßnahmen sinnvoll sind. Aber: Teststationen fallen weg.

Der letzte Todesfall liegt nicht lange zurück: Am 29. Januar starb ein 78-jähriger Mann im Agaplesion Bethesda Krankenhaus, bei dem bei der stationären Aufnahme zuvor ein Hirninfarkt und eine Corona-Infektion diagnostiziert worden waren. Und in der Vorweihnachtszeit 2022 galt für die Bergedorfer Klinik gar ein zweiwöchiges Besuchsverbot, weil die Infiziertenlage hauptsächlich mit Corona-Kranken kombiniert mit hohem Krankenstand der Mitarbeiter den Krankenhausbetrieb stark gefährdete.

Nachweise, dass trotz der weitestgehenden Abschaffung aller Schutzmaßnahmen eine Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus nicht zu unterschätzen ist. Und obwohl nun seit dem 1. Februar die Maskenregelung im Öffentlichen Nahverkehr abgeschafft wurde und die fünftägige Isolationspflicht nach einem positiven Corona-Test entfällt, bleibt im Bergedorfer und in anderen Krankenhäusern sowie weiteren Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen wie Pflegeheimen oder Arztpraxen die Eindämmungsverordnung des Hamburger Senats noch bis weit ins Frühjahr bestehen.

Coronavirus: Maßnahmen bleiben im Bethesda bestehen

Das heißt im Klartext: Im Bethesda gelten weiterhin für alle Eintretenden die FFP2-Maskenpflicht und ein negativer tagesaktueller Corona-Test. Des weiteren bleibt auch der Corona-Krisenstab unter der Leitung von Anita König, Chefärztin der Anästhesie und Leiterin der Taskforce, bestehen. Das Gremium tagt trotz überschaubarer aktueller Corona-Lage – derzeit werden zwei Patientinnen (62 und 83 Jahre alt) behandelt – regelmäßig, zurzeit einmal die Woche für eine halbe Stunde.

Dann spricht König in einer Videokonferenz nicht nur mit Geschäftsführerin Maria Theis, sondern auch mit anderen Chefärzten, der Pflegedienstleitung, Vertretern des Einkaufs, Qualitätsmanagement, Haustechnik und einigen mehr.

Die lang gültige Verordnung hilft der Klinik beim Arbeitsalltag

Konferenzen und Corona-Regeln bleiben mindestens bis zum 7. April 2023 bestehen, möglicherweise sogar darüber hinaus, je nachdem, wie die Bundesregierung entscheidet. Keine Einrichtung kann die Regeln vorher eigenmächtig absetzen, sondern höchstens nur verschärfen. Die so lang gültige Verordnung helfe der Klinik am Glindersweg durchaus im Arbeitsalltag, lässt Anita König durchblicken.

Die Chefärztin spricht trotz weniger Corona-Patienten weiterhin von einer „angespannten Situation“, die gar nicht mal so sehr etwas mit den Ausläufern der Pandemie zu tun habe. Der hohe Krankenstand bei den Mitarbeitern sei eher das Problem, wirke sich negativ auf Patientenbehandlung und Bettenbelegung aus. „Corona hat Kollateralschäden bei uns hinterlassen und aufgedeckt. Man darf nicht außer Acht lassen, dass die Pandemie auf den Nährboden eines Pflegenotstands getroffen ist“, analysiert Anita König.

Irritierte Besucher, eingeschränkte Besuchszeiten

Weil im Alltag jenseits der Klinik Schutzmaßnahmen nicht mehr verpflichtend sind, reagieren Krankenhausbesucher laut Anita König zumindest mal „irritiert“ auf Masken- und Testpflicht. Wobei die Chefärztin eine Schwachstelle im System selbst herausstellt – denn so rasch wie Teststationen im Bezirk verschwinden, scheint es entgegengesetzt sehr wahrscheinlich, dass sich Besuchszeiten (täglich von 14 bis 20 Uhr) ausweiten und Besucherzahlen ansteigen.

Auch die Teststation direkt vor dem Haupteingang zum Bethesda beschränkt sich aktuell nur auf die Zeit von 14 bis 17 Uhr. „Es schließen immer mehr Stationen. Somit wird es auf Sicht für uns schwer, die behördlichen Auflagen zu erfüllen“, schlussfolgert Anita König. Denn wo können sich die Patienten noch testen lassen, was sie jedoch für den Krankenhausbesuch benötigen?

Allmähliche Rückkehr zum Krankenhausalltag

Trotz aller Widrigkeiten bewegt sich das Bergedorfer Bethesda langsam aber sicher zurück in den Krankenhausalltag. Im Bethesda werden wieder Praktika vergeben, auch externe Referenten zu Spezialveranstaltungen dürfen wieder anreisen.

König ordnet ein: „Ich habe grundsätzlich die große Hoffnung, dass der Alltag in unserem Haus wie vor der Pandemie zurückkehren wird.“ Doch die routinierte Chefmedizinerin gibt eine persönliche Anregung: Es müsse grundsätzlich darüber nachgedacht werden, in den typischen Herbst- und Wintermonaten mit erhöhtem Infektionsgeschehen für Virus- und Atemwegserkrankungen wieder auf den Schutz durch Masken zurückgreifen zu können.


Informationen zu Corona Teststationen

Im Bezirksgebiet inklusive des Testcontainers vor dem Bethesda gibt es noch immerhin noch zehn Corona-Teststationen: das Corona-Testzentrum am BG Klinikum Bergedorf (Bergedorfer Straße 10, Montag bis Freitag 7.30 bis 16 Uhr, Sonnabend und Sonntag 9 bis 15 Uhr), die Grachtenhaus-Apotheke (Edith-Stein-Platz 7, Montag bis Freitag 8 bis 16 Uhr, Sonnabend 8 bis 13 Uhr), die EcoCare-Teststelle (Rahel-Varnhagen-Weg 26, Montag bis Sonnabend 9 bis 18 Uhr, Sonntag 10 bis 16 Uhr), das Testteam (Herzog-Carl-Friedrich-Platz 1, Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr, Sonnabend 10 bis 18 Uhr, Sonntag 10 bis 18 Uhr), das Testzentrum im CCB (Bergedorfer Straße 105, Montag bis Sonnabend 10 bis 16 Uhr), in der Mohnhof Apotheke (Hinterm Graben 26, Montag bis Freitag 9 bis 12 Uhr und 15 bis 18 Uhr, Sonnabend 9 bis 12 Uhr), die Teststelle am Südbahnhof (Neuer Weg 39a, Montag bis Freitag 7 bis 18 Uhr, Sonnabend 8 bis 18 Uhr, Sonntag 9 bis 16 Uhr), im Optibo UG (Curslacker Neuer Deich 38, Montag bis Freitag 8 bis 13 Uhr, Sonnabend 9 bis 13 Uhr, Sonntag 10 bis 13 Uhr) sowie bei TestMe Neuengamme (Neuengammer Hausdeich 215, Montag bis Freitag 8 bis 18 Uhr, Sonnabend 9 bis 18 Uhr, Sonntag 9 bis 14 Uhr).