Bergedorf. Eine Umstellung auf Impfungen gegen Influenza scheitert an bürokratischen Hürden. Aber auch die Zahl der Patienten ist gesunken.

Daumen nach unten für Corona-Impfcenter am Frascatiplatz: Mit dem Jahreswechsel schließt die letzte zentrale Anlaufstelle für den persönlichen Pandemie-Schutz in Bergedorf. Nur noch bis einschließlich Silvester wird hier geimpft – täglich außer am Mittwoch von 10 bis 17 Uhr und am 31. Dezember von 10 bis 14 Uhr. Eine Ausweitung des Angebots auf Grippeschutzimpfungen ist an bürokratischen Hürden gescheitert.

„Die Ergänzung auf Influenza ist nicht möglich, weil die Arbeit des Impfcenters auf der Corona-Impfverordnung basiert“, sagt Betreiber Dr. André Motamedi. Der Gynäkologe mit Praxis beim Neuen Mohnhof an der Straße Hinterm Graben hatte das Impfcenter mitten in der zweiten Corona-Welle Ende Januar 2022 eröffnet, um die damals völlig überlaufenen Hausarztpraxen zu entlasten. Der Grippeschutz war da kein Thema.

Corona-Impfcenter: Viele Parkplätze direkt vor der Tür

Das Konzept ging seinerzeit auf: Die Patienten strömten an den verkehrsgünstig gelegenen Frascatiplatz, wo quasi direkt vor der Tür geparkt werden kann. Auch der Fußweg von Bergedorfs City ist nur wenige Minuten kurz. Bis heute verweisen viele Hausärzte aus dem gesamten Hamburger Osten auf Motamedis Angebot im umgebauten Teil des Restaurants Frascati 1.

Hier kann jeder Patient zwischen dem mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna wählen oder auch dem sogenannten Totimpfstoff Novavax. Mitzubringen sind lediglich die Krankenversichertenkarte und der Impfpass. „Aber die Nachfrage liegt nur noch bei zehn Menschen pro Tag. Dabei könnten wir deutlich über 100 schaffen. Theoretisch natürlich auch beim Grippeschutz“, sagt André Motamedi.

Weiterbetrieb des Impfcenters im neuen Jahr wirtschaftlich nicht darstellbar

Aber seine Anfrage bei der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg habe diese Idee grundsätzlich scheitern lassen: „Alle meine Mitarbeiter im Impfcenter sind für den Corona-Schutz angestellt.“ Eine Erweiterung auf Grippeimpfungen sei praktisch unmöglich, sagt Motamedi. Und schon gar nicht reibungslos direkt zum neuen Jahr. Es sei angesichts der eingebrochenen Corona-Impfzahlen wirtschaftlich nicht mehr darstellbar, einfach weiterzumachen.

Impfcenter von Dr. André Motamedi am Frascatiplatz (mit Ärztin Olga Hamburg (l.) und Assistentin Aynisa Esen)
Impfcenter von Dr. André Motamedi am Frascatiplatz (mit Ärztin Olga Hamburg (l.) und Assistentin Aynisa Esen) © Ulf-Peter Busse | Ulf-Peter Busse

Wer die verbleibenden fünf Tage nun noch nutzen will, um seinen Corona-Schutz aufzufrischen, kann auch ohne Termin kommen. Zwei angestellte Impfärztinnen und mehrere Assistentinnen stehen am Frascatiplatz bereit. Auch Buchungen sind möglich, online über das System „jameda“ oder telefonisch unter 040/65 05 56 81. „Wir sind bis zur letzten Minute im Einsatz“, verspricht Dr. Motamedi.

„Sorge vor einer Ansteckung mit Corona ist bei vielen Menschen aus dem Kopf“

Dass es zur Schließung kommen könnte, hatte sich bereits im November angedeutet. Damals war selbst der Effekt der Impf-Empfehlung gegen Corona für alle Menschen über 60 Jahren durch die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Instituts schon nach wenigen Wochen verpufft. „Die Sorge vor einer Ansteckung ist bei vielen Menschen aus dem Kopf“, sagte André Motamedi damals angesichts von Zahlen, die von kurzfristig über 60 Patienten damals schon wieder auf unter 30 abgefallen waren.

Eine Entwicklung, die er bis heute nicht nachvollziehen kann: „Das Virus ist und bleibt unter uns. Und Boosterimpfungen, die viele Monate, vielleicht sogar über ein Jahr zurückliegen, verlieren ihren Schutz.“ Sie müssten dringend aufgefrischt werden. „Die Spätfolgen in allen ihren Ausprägungen von Long Covid betreffen bereits jetzt Millionen Menschen. Eine vierte Impfung in diesem Winter macht großen Sinn. Und zwar nicht nur für Menschen über 60.“

Das Aus des Corona-Impfcenters befindet sich übrigens in guter Gesellschaft mit dem Rückzug der Gesundheitsbehörde. Auch sie schließt ihre beiden letzten verbliebenen Impfzentren am Flughafen und in Harburg zum Jahreswechsel. Begründung: Der Schutz vor Corona sei fortan allein Sache der niedergelassenen Ärzte.