Bergedorf. Nur noch wenige Wohnungen sind trotz hoher Kaufpreise zu haben. Erste Eigentümer berichten, warum der Bonava-Neubau so gefällt.

15 Meter ragt die weiße Fassade von Haus I in die Höhe. Dort, wo bis Mitte 2019 drei Klinkerhäuser aus den 1950er-Jahren standen, wird in diesen Tagen an der Holtenklinker Straße das kleine Quartier Op de Diek des Bauinvestors Bonava vollendet. Wer vielleicht von der massiven Front zur Straßenseite abgeschreckt wird, könnte im Innern dennoch angenehm überrascht werden. Interessenten für eine der wenigen noch freien Wohnungen brauchen allerdings ein dickes Portemonnaie.

Konstantin Klein zuckt mit den Schultern, nickt dann zustimmend, als er aus dem schallgeschützten Fenster der voll ausgestatteten Musterwohnung auf die Holtenklinker Straße blickt: „Am Anfang sagen alle Nachbarn, dass dieses innerstädtische Quartier zu groß, zu opulent ist. Doch das hat sich, wie ich höre, geändert. Und wir sind von unseren Wohnungen sowieso total überzeugt“, sagt der Projektleiter.

Wohnen für Gutsituierte: Letzte Konturen an Op de Diek

Bei der Preisspanne von 290.090 Euro bis 629.900 Euro für die fast ausschließlich angebotenen Eigentumswohnungen (43 von 47) war schnell klar, dass in Op de Diek eher Besserverdienende und nicht die große wohnungssuchende Masse zu Hause sein wird. Am Brookdeich mussten aufgrund der Einrichtung der Baustelle 20 Parkplätze für fast zwei Jahre gesperrt werden, weil sonst die Materialanlieferung auf dem räumlich engen Baugrundstück über einen Wassergraben nicht möglich gewesen wäre. Die dort installierte Brücke sowie das Parkverbot wurden am Mittwoch, 25. Januar, aufgehoben.

Das ist die Rückseite des Quartiers Op de Diek: Bewohner des Haus II blicken in Richtung Brookdeich auf eine Rasenfläche und Sandkisten.
Das ist die Rückseite des Quartiers Op de Diek: Bewohner des Haus II blicken in Richtung Brookdeich auf eine Rasenfläche und Sandkisten. © BGDZ | Jan Schubert

Optisch gelohnt hat es sich in jedem Fall: Dass hier mitten an der eng bebauten Holtenklinker Straße zwei helle, nicht überhohe und durch ein geräumiges, bald begrüntes Plateau mit einigen Spielelementen getrennte Wohnhäuser entstanden sind – wer hätte das bei der wuchtigen Fassade erwartet? So ging es auch Lisa Michalke, seit Kurzem Inhaberin einer Zwei-Zimmer-Wohnung (73 Quadratmeter) in Haus II. Der Blick aus ihrem Schlafzimmer auf diesen geräumigen Innenhof indes habe ihre letzten Zweifel ausgeräumt. „Es ist nicht besonders günstig gewesen“, sagt die 31-Jährige, „aber ich bin total davon überzeugt, dass Bergedorf in den nächsten Jahren noch weiter aufgewertet wird.‘ Und dann sei da noch die für sie ideale Lage, ganz nah dran an den Einkaufsgelegenheiten Bergedorfs sowie der Natur des Landgebiets: „Ich fühle mich sehr wohl, hier leben viele unterschiedliche Menschen.“

Bewohner sind unter anderem junge Paare in der Familiengründungsphase

Zur Seite Brookdeich haben die Bewohner von Haus II den Ausblick auf eine üppige Grünfläche und Spielgeräte. Insgesamt gibt es vier Eingänge, entsprechend auch vier Hausnummern (90, 92, 94, 94 a). Dazu findet sich im Innenhof auch noch Raum für die Einfahrt zur Tiefgarage, die tatsächlich nur 14 Pkw-, dafür aber 113 Fahrradstellplätze bietet – und Wallboxen zum Aufladen von E-Fahrzeugen.

Trotz der nicht kostengünstigen Verkaufspreise verlief die Vermarktung für die Bonava erfreulich. 40 von 47 Wohnungen sind verkauft, nach Kleins Kenntnis vermehrt an junge Paare in der Familiengründungsphase und an private Kapitalanleger, die Wohnungen weitervermieten. Die Übergabe an die neuen Mieter begann im vergangenen September, zunächst in Haus I, ab Mitte November dann auch in Haus II.

Bauleiter Konstantin Klein sitzt in einer der noch verfügbaren Musterwohnungen in der Wohnküche. Die Küche kann übrigens von Interessenten gleich mitgekauft werden.
Bauleiter Konstantin Klein sitzt in einer der noch verfügbaren Musterwohnungen in der Wohnküche. Die Küche kann übrigens von Interessenten gleich mitgekauft werden. © BGDZ | Jan Schubert

Eine der noch nicht bezogenen Wohnungen ist bereits reserviert, die sechs weiteren (vier Zwei-Zimmer-Wohnungen, zwei Drei-Zimmer-Wohnungen, 69 bis 95 Quadratmeter) sind für Summen zwischen 359.900 und 499.900 Euro erhältlich – mit Terrasse oder Balkon, kleinem Ankleidezimmer, sogar eine vorinstallierte Küche ist im Verkaufspreis inkludiert. „Zuletzt haben wir auf dem Wohnungsverkaufsmarkt schon deutliche Zurückhaltung gespürt und haben mit einer Op-de-Diek-Sparedition reagiert“, berichtet Konstantin Klein - wobei Sparedition relativ ist, wenn bei etwas geringerer Ausstattung der Wohnflächen ein fünfstelliger Euro-Betrag weniger zu zahlen ist. Zwischenzeitlich kippte die in Fürstenwalde beheimatete Bonava allerdings die Regelung, weil der Effekt beim Kunden nicht so recht einsetzte.

Was noch fehlt: Außenbeleuchtung, Pflanzen und Weidentipis

Zwar ist für Op de Diek eine Einweihungsfeier nicht vorgesehen, möglicherweise aber ein internes Bewohner-Kennenlernen-Fest. Bis dahin ist noch ein wenig zu tun: Ende Februar sollten die Außenanlagen baulich abgeschlossen sein, in erster Linie das Plateau zwischen den Häusern mit dem Anlegen von Hochbeeten, Weidentipis und einem Unterstand. Auch Außenbeleuchtung und weitere Anpflanzungen fehlen noch, in den Häusern selbst wird noch an den Gemeinschaftsflächen nachgebessert. Auf dem Gehweg an der Holtenklinker Straße sind Radweg und Bordstein bei den Bauarbeiten beschädigt worden, auch hier wird ausgebessert.

Der Blick auf die Neubaufassade von der Holtenklinker Straße. Etwas versteckt auf der linken Seite befindet sich die Einfahrt zum Quartier.
Der Blick auf die Neubaufassade von der Holtenklinker Straße. Etwas versteckt auf der linken Seite befindet sich die Einfahrt zum Quartier. © BGDZ | Jan Schubert

Bonava baute im Bezirk Bergedorf bereits folgende Objekte: „Wohnen am Reiherfleet“ (98 Reihenhäuser) und Achter de Fleet (134 Miet- oder Eigentumswohnungen) beide in Neuallermöhe, die Lohbrügger Gärten (291 Eigentums- oder Mietwohnungen) am Reinbeker Redder sowie die Kirchwerder Wiesen mit 68 Einfamilien- oder Doppelhaushälften. „Bergedorf ist als Standort stark. Aktuell haben wir aber eine Phase, in der wir uns künftige Vorhaben noch mal genau angucken“, beschreibt Konstantin Klein die eher vorsichtige Politik seines Arbeitgebers. Denn eines sei auch klar: Bei der generellen Zurückhaltung von Kapitalanlegern müsse doch wieder stärker der Bau von Mietwohnungen in Betracht gezogen werden.