Neuallermöhe/Bergedorf. Die Polizei setzt die mobile Radarfalle insbesondere vor Kitas ein und veröffentlicht nun die Ergebnisse für Bergedorf.
Es ist eine verkehrstechnische Erziehungsmaßnahme vor einer kindgerechten Erziehungseinrichtung. Seit dem 3. Januar steht dieser blaue Kasten mit unbestechlicher Technik vor der Internationaler Bund (IB) Kita Fleetkinder und der Clara-Grunwald-Grundschule am Walter-Rothenburg-Weg in Neuallermöhe. Es ist ein von Kinderhand designter mobiler Blitzeranhänger, der kreativ aussieht, aber auch eine ernsthafte Botschaft vermittelt: „Fahrt hier nicht zu schnell!“ Denn auch das eindeutig bunteste Modell aus dem Blitzerarsenal der Hamburger Polizei, das gegenwärtig 65 stationäre oder mobile Radarfallen umfasst, lässt Temposünder auffliegen.
Im September 2022 lud die Polizei Mädchen und Jungen aus dem Gemeinnützigen Jugendwerk unfallgeschädigte Kinder dazu ein, den Blitzer-Anhänger zu bemalen. Ein regelrechtes Potpourri findet sich auf der Ummantelung des Anhängers wieder aus Kinderhänden, Sonnenbildern, Polizeiautos und Verkehrszeichen wie auch diversen Hamburger Motiven.
Polizei Hamburg: Kunterbunte Blitzer wird vor Schulen eingesetzt
Allerdings: Was so nett aussieht, hat einen ernsten Hintergrund. Dieses Kinderkunstwerk wird vor Grundschulen und Kitas eingesetzt, wo maximal Tempo 30 erlaubt ist, soll durch seine außergewöhnlich Optik Aufmerksamkeit erzielen und besitzt somit auch präventiven Charakter. Seit dem 19. September ist der „kunterbunte Mahner“ im Einsatz und besetzt nun auch zum wiederholten Male Bergedorfer Boden.
Bereits vom 30. November bis 6. Dezember 2022 wurde von dem Gerät die Wentorfer Straße in Höhe der Kita Mäuseburg überwacht. Hier tappten in Fahrtrichtung stadtauswärts damals 134 von 36.985 gemessenen Autofahrern in die Blitzerfalle. Am aktuellen Standort Walter-Rothenburg-Weg hingegen ist die Lage recht ruhig, bis Freitagmorgen, 6 Uhr, wurden hier nur fünf Verstöße registriert. Das deckt sich auch mit dem Eindruck, den so mancher Kita-Mitarbeiter vom Straßenverkehr in Neuallermöhe hat: „Hier wird schon vernünftig gefahren. An meinem Wohnort Bergedorf-Süd ist das schon anders.“
Viele Auslösungen am Curslacker Neuer Deich und an der Hans-Duncker-Straße
Insgesamt könnten Bergedorfer Autofahrer den Eindruck gewinnen, unter besonderer Beobachtung der der Polizei zu stehen. Häufiger wartet ein gepanzerter Blitzeranhänger auf der Bundesstraße 5 (B5) kurz hinter der Abfahrt Billstedt, der vierspurige Curslacker Neuer Deich in Höhe der Flüchtlingsunterkunft ist ein ebenso beliebter Überwachungsort wie auch die Übergangsrampe der A25 zur A1 (Moorfleet).
Bei einigen Kontrollen im vergangenen Jahr war das Ergebnis oft bedenklich: Auf dem Curslacker Neuer Deich waren am 3. August innerhalb von vier Stunden 2400 Fahrzeuge gemessen worden. 213 Verkehrsteilnehmer waren schneller unterwegs als die erlaubten 50 Kilometer pro Stunde. Auf der Hans-Duncker-Straße gleich hinter der A25-Abfahrt Allermöhe wurden am 2. März bei 915 Messungen 115 Temposünder geblitzt – dort ist maximal Tempo 30 gestattet. Außerdem registrierte die Polizei zahlreiche Geschwindigkeitsverstöße áuf dem Felix-Jud-Ring und auf der Nettelnburger Straße.
Stationäre Blitzer spielen eher untergeordnete Rolle
Die Statistik 2022 für den Bereich des Bergedorfer PK 43 weist aus: Bei 161 Aufstellungen von mobilen Blitzeranhängern wurden insgesamt 846.315 Durchfahrten registriert – 21.057 Auto- oder sonstige Fahrer waren zu schnell. Dabei handelt es nach Angaben von Polizeisprecher Sören Zimbal um einen Bruttowert, „dieser muss noch um Rettungsfahrzeuge und ähnliche bereinigt werden, was bis zu 50 Prozent ausmachen kann.“ Zum Vergleich die Zahlen der beiden stationären Blitzeranlagen an der B5 im Bereich Boberg und an der Einmündung Krusestraße: Hier liegt die Anzahl der tatsächlich überführten Temposünder im vergangenen Jahr bei lediglich 3926. Der Bruttowert ist deutlich höher (8385), ist aber beispielsweise durch die Nähe zum BG Klinikum erklärbar.
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Die Verkehrsdirektion 1 entscheidet normalerweise nach drei mehr oder minder statistisch belegbaren Kriterien über die Aufstellorte ihrer mobilen Geschwindigkeitsüberwachung (mGÜA): zum einen werden Unfallschwerpunkte ausgewählt, zum nächsten Beschwerdesituationen aus Sicht von Anwohnern aufgegriffen und zum dritten Verkehrssituationen, wo aus polizeilicher Sicht eine „Gefährdung über Gebühr“ vorliegt – diese muss aber nicht aus etwa Unfalldaten belegbar sein.