Bergedorf. Die Zahl der Impfwilligen im Center sinkt unter 30 pro Tag. Warum Dr. Motamedi davor warnt, vorhandene Strukturen abzubauen.
Sie könnten bis zu 100 Menschen täglich gegen Corona impfen. Doch aktuell finden kaum mehr als 20 den Weg zum Frascatiplatz: Bergedorfs einziges Corona-Impfcenter liegt zwar verkehrsgünstig nahe der A-25-Anschlussstelle Bergedorf, hat Hunderte Parkplätze direkt vor der Tür und arbeitet auch für nicht angemeldete Patienten praktisch ohne Wartezeit. „Aber die Sorge vor einer Ansteckung ist bei vielen Menschen aus dem Kopf. Obwohl die Spätfolgen in Form von Long Covid bereits Millionen Menschen betreffen und der Schutz der Boosterimpfungen aus dem Herbst 2021 mittlerweile nicht mehr wirkt“, sagt Dr. André Motamedi.
Der Bergedorfer Gynäkologe hatte das Impfcenter Ende Januar 2022 eröffnet, um die damals von Impfwilligen hoffnungslos überlaufenen Hausarztpraxen zu entlasten. „Und um etwas dazu beizutragen, dass Bergedorf gut durch die Pandemie kommt“, sagt der 54-Jährige. Knapp 100 Patienten zählte das Corona-Impfcenter in den ersten Wochen nach seiner Eröffnung täglich. Zwei Ärzte und vier Assistentinnen sorgten für kurze Wartezeit.
4300 Impfungen am Frascatiplatz seit Eröffnung Ende Januar
„Insgesamt haben wir mittlerweile 4300 Impfungen verabreicht. Das Engagement am Frascatiplatz hat sich also gelohnt“, zieht Dr. Motamedi Bilanz. „Bis heute verweisen viele Hausärzte auf uns – jetzt weil sie kaum noch zehn Patienten für einen Impftermin zusammenbekommen. So viele braucht es aber, um kein Serum wegwerfen zu müssen, denn aus jeder Ampulle lassen sich zehn Impfdosen ziehen.“
Ob es das Corona-Impfcenter auch im neuen Jahr noch geben wird, ist angesichts der eingeknickten Nachfrage offen. „Im Oktober gab es noch mal ein Anwachsen auf gut 60 Patienten täglich, weil die Ständige Impfkommission den Booster für alle Menschen ab 60 Jahren empfohlen hatte. Aber jetzt hat sich die Nachfrage wieder halbiert“, sagt André Motamedi. „Ich schaue mir die Entwicklung in den kommenden Wochen genau an und entscheide dann über die Zukunft.“
Gesundheitsbehörde betreibt Impfzentren in Harburg und am Flughafen Fuhlsbüttel
Eine Strategie, bei der er sich in guter Gesellschaft mit der Hamburger Gesundheitsbehörde befindet. Die betreibt nach ihrem Rückzug aus Bergedorf noch immer zwei Impfzentren – eines in den Harburg-Arcaden an der Lüneburger Straße, das andere am Flughafen in Fuhlsbüttel. „Sie bleiben trotz der deutlich geschrumpften Nachfrage bis Jahresende offen. Ob wir aber auch 2023 weitermachen, ist offen“, sagt Behördensprecher Martin Helfrich. Das hänge auch an der noch ausstehenden Entscheidung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, die 50-prozentige Kostenübernahme durch den Bund fortzusetzen.
Helfrich sieht Hamburgs Gesundheitsbehörde ohnehin nicht in der Pflicht, Impfzentren anzubieten: „Das ist originäre Aufgabe der niedergelassenen Ärzte. Vor allem dann, wenn Corona bald nicht mehr den Status einer Pandemie haben sollte.“ Insofern begrüße er das Engagement von Dr. Motamedi in Bergedorf.
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Dr. Motamedi empfindet einen Abbau vorhandener Strukturen als fatal
Der mag sich auch nicht so einfach mit dem Gedanken einer Schließung seines Impfcenters anfreunden: „Die Lage ist doch heute so, dass viele Menschen gar nicht mehr wissen, wo sie noch ohne viel Aufwand eine Impfung gegen Corona bekommen. Dabei ist das entscheidend, wenn wir das Virus mit samt seinen vielen neuen Mutationen im Griff behalten wollen.“ Ein Abbau der vorhandenen Strukturen wäre aus seiner Sicht fatal.
Das Corona-Impfcenter am Frascatiplatz, das natürlich auch Tests anbietet, ist täglich außer mittwochs und sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Die Patienten können zwischen den neuesten Impfstoffen von Biontec und Moderna wählen. Auch die Vakzine für Erst- und Zweitimpfungen sowie der Totimpfstoff Novavax sind vorhanden. Patienten werden mit und ohne Anmeldung (www.jameda.de) behandelt. Zumindest bis Ende Dezember.