Hamburg. Auch viele Hausärzte impfen nicht mehr gegen Corona. Kritik kommt aus dem Bethesda. Wo in Bergedorfer noch Impfungen möglich sind.

Die warmen Temperaturen machen leichtsinnig. Nach zwei Jahren Corona fühlt sich die Pandemie überstanden an – trotz einer Inzidenz, die in Hamburg weiter über 1000 liegt. Schlimmer noch: Auch die Gesundheitsbehörde scheint infiziert. Sie zieht sich jetzt komplett aus dem Impfen zurück. Kommenden Dienstag, 26. April, ist auch im Bergedorfer Impfzentrum an der Chrysanderstraße der letzte Tag.

Für Matthias Gerwien, Sprecher des Agaplesion Bethesda Krankenhauses, ist das ein Drama: „Seit Beginn der Corona-Pandemie in Hamburg am 27. Februar 2020 ist rechnerisch alle acht Stunden ein Mensch an oder mit Corona verstorben. Das waren Familienmitglieder, Nachbarn, Freunde. Darunter auch viele Bergedorfer.“ Der beste Schutz sei die Impfung. „Sie ist bewährt, gut verträglich und heute in ausreichender Menge verfügbar. Doch die Wahrheit ist: Noch immer haben sich Tausende in unserer Stadt nicht impfen lassen.“

Impfzentrum: Viele benötigen noch eine Booster-Impfung gegen Corona

„Und noch viel mehr Menschen brauchen jetzt ihre zweite oder dritte Impfung. Und wenn sie über 60 Jahre alt sind auch schon die vierte“, ergänzt Dr. André Motamedi, der seit Januar das Impfcenter am Frascatiplatz betreibt. Er weiß, dass sich auch viele Hausärzte schon aus dem Impfen zurückgezogen haben. Denn die Nachfrage ist so gering, dass sie kaum die sechs oder zehn Patienten zusammenkriegen, um alle Dosen aus einem Fläschchen der Vakzine von Biontech, Moderna oder Novavax zu verimpfen.

„Deshalb bleiben wir geöffnet“, sagt Motamedi. „Es braucht in Bergedorf wenigstens eine verlässliche Anlaufstelle.“ Sein Impfcenter ist täglich außer mittwochs von 10 bis 17 Uhr und sonntags von 10 bis 13 Uhr besetzt. Termine können online unter jameda.de/hamburg/impfzentren gebucht werden. Aber es wird auch ohne Termin geimpft.

Impfungen für Reisen wichtig

Zum Team gehören drei Impfärzte und fünf Arzthelferinnen. Sie stellen den Dienst im Impfcenter am Frascatiplatz sicher – und am Standort Fuhlsbütteler Straße in Barmbek, den André Motamedi erst vor vier Wochen eröffnet hat. Unter seinen Patienten sind derzeit viele U­kraine-Flüchtlinge, weil Impfärztin Dr. Olga Hamburg Russisch spricht.

Dass spätestens zur Reisesaison im Sommer auch die Zahl der Auffrischungsimpfungen wieder deutlich anzieht, ist für Bethesda-Sprecher Gerwien absehbar: „Die EU-Kommission hat festgelegt, dass die Grundimmunisierung und auch jede Auffrischungsimpfung nur 270 Tage oder neun Monate gilt. Wer das überschreitet, verliert bei Auslandsreisen seinen Impfstatus. Das heißt, dass alle, die im Sommer verreisen wollen, sich unbedingt boostern lassen sollten, wenn die letzte Impfung im Oktober 2021 oder früher datiert ist.“ Immerhin: Auch wenn die Frist überschritten ist, reicht eine erneute Impfung, um den Status wieder herzustellen.

Wie präsent Corona auch in Bergedorf noch immer ist, zeigt der Blick auf die Patientenzahlen im Bethesda: Am Dienstag lagen hier zehn Menschen im Alter von 71 bis 97 Jahren auf der Isolierstation. Ein 80-jähriger Mann musste auf der Intensivstation behandelt werden.