Bergedorf. Baukosten sprengen den Rahmen. Planung für den Veranstaltungssaal hat viel Geld verschlungen. Was wird nun aus der Förderung?
Es ist ein Trauerspiel: Nach fünf Jahren der Vorplanungen gibt der Bergedorfer Verein zur Förderung der Waldorfpädagogik schweren Herzens bekannt, dass die bereits sehr weit fortgeschrittenen Planungen zur Modernisierung der Hasse-Aula gestoppt werden: Es wird schlichtweg zu teuer.
„Vom Bezirk und der Stadtentwicklungsbehörde kamen Signale, das Projekt sei inzwischen zu umfangreich für eine Rise-Unterstützung“, sagt Thomas Schramm: Der Nutzen für den Stadtteil und den Bezirk stünde in keinem Verhältnis mehr zum Geldeinsatz, hörte der Geschäftsführer der Bergedorfer Steiner-Schule.
Rudolf-Steiner-Schule Bergedorf: 450-Quadratmeter-Anbau ist vom Tisch
Dabei hatte man Großes mit der Hasse-Aula, benannt nach dem Bergedorfer Komponisten Johann Adolph Hasse (1699–1783), vor: Geplant war ein Anbau an das 1910 erbaute Tonnengewölbe, um das komplette Ensemble für Gehbehinderte erreichbar zu machen. Dafür sollte es hinter dem Haus an der Hassestraße einen dreigeschossigen Anbau mit etwa 450 Quadratmetern geben, samt Aufzug. Dazu wären ein Foyer, sanitäre Anlagen und Garderoben gekommen, ein Lager und Künstlerräume hinter der Bühne. Die bröckelnde Fassade von Aula und Turnhalle sollte ebenso originalgetreu rekonstruiert werden wie die alte pneumatische Orgel mit neubarockem Gehäuse aus der Erbauungszeit.
Hasse-Aula hat immense Planungskosten verschlungen
Doch teure Genehmigungen, Kostensteigerungen und die denkmalrechtlichen Anforderungen häuften sich. Dabei gingen reichlich Planungskosten ins Land: Allein die erste Phase kostete 81.000 Euro, gefördert durch das Rise-Programm. Dann musste umgeplant werden, denn weder Verein noch Denkmalschutz und Bezirksamt waren glücklich. Jetzt folgte ein Entwurf mit einer etwas günstigeren Kostenprognose. Inzwischen aber war eine europaweite Ausschreibung mit Fachplanern vonnöten, dafür waren 495.000 Euro angesetzt.
Fördergelder hätten noch 2022 eingesetzt werden müssen
„Zuletzt waren Gesamtkosten von 5,4 Millionen Euro veranschlagt worden – bei einem Finanzierungsdelta von rund 2,8 Millionen Euro“, errechnete Schramm. Er bedauert, dass nach vielen Bemühungen jetzt die versprochenen Fördergelder flöten gehen. Etwa 2,1 Millionen Euro waren zusammengekratzt worden: „Entweder hätten sie noch 2022 eingesetzt werden müssen, oder es fehlt die Co-Finanzierung.“
Immerhin 500.000 Euro wollte der Förderverein der Schule beisteuern, weitere Hilfen waren zugesagt: Der Kulturfonds des Bundes sagte ebenso Unterstützung zu wie das Berliner Förderprogramm Orgeln, der Sanierungsfonds der Bürgerschaft, die Stiftung Denkmalschutz und Aktion Mensch. Zudem wollte das Bundeswirtschaftsministerium für knapp 434.000 Euro eine neue Lüftungsanlage spendieren. Die indes sollte auf den Anbau, der nun nicht realisiert wird.
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Barrierefreiheit bleibt dennoch Thema
Nun also ist der Traum von einer modernen Aula für 235 Gäste vorbei. „Leider können wir jetzt nur noch die Fassade streichen und die Fenster reparieren. Das ist nicht mehr als ein bisschen Anhübschen“, sagt ein sichtlich geknickter Thomas Schramm. Zwar könne sich der Bezirk über den Neubau des Körber-Hauses freuen, aber einen kleineren Veranstaltungssaal hatte man sich doch auch gewünscht: Kammerchor und Hasse-Gesellschaft fragen an, auch gern mal Musiker, die eine CD-Aufnahme planen: „Die Akustik ist speziell, es gibt einen starken Widerhall“, sagt der Geschäftsführer, der das Thema Barrierefreiheit trotzdem noch nicht ganz aufgeben will – wenn auch ein seitlicher Fahrstuhl am Küchenfenster des Nachbarn vorbeiführen würde.