Bergedorf. Sanierung des Technik-Denkmals in Bergedorf hat begonnen. Seitdem ist klar: Der Serrahn-Kran kommt gar nicht aus Hamburg.
Eine Überraschung hat Projektleiter Gorch von Blomberg bei den Vorbereitungen der Sanierung des Krans am Serrahn erlebt. Da es keinerlei Unterlagen mehr gibt, musste er umfangreich recherchieren, unter anderem bei der Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv in Dortmund. Dort fand er zwar nichts Schriftliches, jedoch in einem Musterbuch aus dem Jahr 1910 ein Foto des Serrahn-Krans mit dem Herstelleraufdruck „Düsseldorfer Krahnbaugesellschaft Liebe-Harkort m.b.H.“.
Bisher war man in Bergedorf davon ausgegangen, dass das Stahlbauwerk 1901 bei Kampnagel in Hamburg gebaut worden war. Es gibt kein Herstellerschild mehr. „Vermutlich wurde einer der anderen beiden Kräne, die einst am Serrahn standen, bei Kampnagel gebaut, und es gab eine Verwechslung“, vermutet von Blomberg.
Serrahn-Kran: Arbeiten haben Mitte Juli begonnen
Auf der Grundlage der Arbeiten des Harburger Kranexperten wird seit Mitte Juli das Bergedorfer Denkmal wieder schick gemacht. Diese Arbeit haben Eva Wentlandt und Hans-Werner Weber übernommen. Sie ist Restauratorin technischer Denkmäler, hat es in Berlin mit dem Abschluss Master studiert. Er ist Maschinist und Spezialist im Umgang mit diesen historischen Aggregaten.
Los ging es mit der Innenreinigung des Krans von Taubenexkrementen sowie verendeten Vögeln. Allein drei Tage brauchten beide für diese Arbeit. In einem zukünftigen Nutzungskonzept müsse dringend der Umgang mit den Tauben geregelt werden, regen sie an. Eva Wentlandt berichtet von guten Erfahrungen, die mit der Arbeit von Falknern gemacht wurden. Die Tauben werden durch die Greifvögel vertrieben.
Serrahn-Kran bekommt fünf bis sechs Farbschichten
Derzeit rücken die Experten dem Rost zu Leibe. An manchen tragenden Teilen sind die Schäden so groß, dass das Material ersetzt werden muss. Grundsätzlich gilt aber: so fiel wie möglich im ursprünglichen Zustand erhalten. Danach wird die Farbe entfernt, die Außenhaut gewaschen und der Kran neu gestrichen. Fünf bis sechs Farbschichten werden aufgetragen.
Das möglichst genau Wiederherstellen eines technischen Denkmals bedeutet viel akribische Detailarbeit. So wurden Farbproben genommen, die derzeit im Labor untersucht werden. Der Kran soll wieder seine ursprünglich Farbe bekommen. Auch dazu fehlt es an Informationen. Die frühen Bilder des Krans sind nur schwarz-weiß, neuere Bilder zeigen einen anderen Anstrich.
Neue Innenbeleuchtung für den Serrahn-Kran
Die Elektrik wird dann noch wieder flott gemacht. Der Kran erhält eine neue Innenbeleuchtung. Hinzu kommen noch eine Reihe von Feinarbeiten, etwa das Ersetzen der Scheiben.
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Ein Detail wird sich nicht wiederherstellen lassen, und es ist genau genommen zwar historisch, gehört aber nicht zum Denkmal. Auf dem gemauerten Fuß des Krans wurden einst Apo-Plakate geklebt – und später mit einer Folie abgedeckt. Die Folie muss runter, um den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen. Dabei werden wohl die Plakate der 68er nicht zu retten sein.
Bei den Arbeiten stimmen sich die beiden Fachleute mit den Nutzern des Serrahn ab, denn ohne Lärm und Dreck geht es nicht. Morgens wird mit Rücksicht auf die Hotelgäste nicht gebohrt oder gehämmert. Und wenn ein Schiff anlegt, ruhen diese Arbeiten ebenfalls.
Serrahn-Kran ist idealerweise Ende September fertig
Wenn die Handwerker gut vorankommen, könnte die Sanierung Ende September abgeschlossen werden, so von Blomberg. Bei Wetterkapriolen etwa während der Malarbeiten kann es aber zu Verzögerungen kommen. Bis Ende November sollen aber alle Arbeiten definitiv abgeschlossen sein.
Das vom Eigentümer, dem Bezirk Bergedorf, in Auftrag gegebene 100.000-Euro-Projekt beschränkt sich auf den Kran und lässt das mechanische Innenleben außen vor. Dass dies auch restauriert werden kann, steht für den Projektmanager außer Frage. Allerdings müsste es einen Träger geben, der sich dann um den Betrieb des Krans kümmert, etwa im Rahmen von Festen oder Vorführungen. Und diesen Träger gibt es wenigstens derzeit noch nicht.