Bergedorf. Eine Umfrage der WSB zeigt trotz aller Krisen ein positives Stimmungsbild in Bergedorf. Wie die Unternehmen ihre Zukunft planen.

Die Nachrichtenlage könnte kaum hoffnungsloser sein: Inflation, Krieg, Pandemie und Energiekrise lassen Schlimmes für die Zukunft und damit auch für Wirtschaft und Arbeitsplätze erahnen. Oder etwa doch nicht? Denn eine kleine, nicht repräsentative Umfrage der Bergedorfer Wirtschaftsinitiative WSB gibt zumindest Anlass zur Hoffnung. Demnach schauen Bergedorfer Unternehmen quer durch viele Branchen ganz und gar nicht trübsinnig in die Zukunft. Im Gegenteil: Viele wollen auch künftig investieren und sogar neues Personal einstellen.

WSB: 500 Bergedorfer Unternehmen wurden um eine Teilnahme gebeten

Gestartet wurde die Umfrage vor etwa einem Monat. „Angesichts der vielen Krisen wollten wir wissen, wie eigentlich die Stimmung in den Bergedorfer Unternehmen ist“, sagt WSB-Geschäftsführer Marc Wilken. Über ein Online-Werkzeug wurden nicht nur die etwa 180 WSB-Mitgliedsfirmen zur Teilnahme aufgerufen, sondern insgesamt 500 Bergedorfer Unternehmen aus Industrie, Handwerk, Dienstleistungen oder Einzelhandel. Knapp 60 Firmen quer durch die Branchen beteiligten sich. Also nur ein Bruchteil, „aber genug, um mit der Zahl arbeiten zu können“, meint Wilken.

57,5 Prozent der Firmen bewerten die Auftragslage positiv

Und das sind die Ergebnisse: Die aktuelle Auftragslage/Kundennachfrage bewerteten insgesamt 57,5 Prozent der Firmen als positiv – 35 Prozent gaben „eher gut“, 22,5 Prozent sogar „sehr gut“ an. Immerhin noch „durchschnittlich“ ist die Lage bei 17,5 Prozent der Befragten, „eher schlecht“ bei 25 Prozent. Keine Firma gab „sehr schlecht“ an. Auch investieren möchten die meisten weiterhin. 50 Prozent planen laut Umfrage, gleich viel Geld für Investitionen auszugeben, insgesamt 12,5 Prozent sogar „eher mehr“ oder „viel mehr“. 27,5 Prozent werden wohl „eher geringe“ Investitionen tätigen, „viel geringere“ zehn Prozent.

Auch der Einzelhandel kommt noch „ganz gut klar“

In den Branchen gebe es natürlich Unterschiede – so ist das Handwerk traditionell stark, und die Industrie habe ebenfalls noch „volle Auftragsbücher“, so Wilken. Aber auch andere Branchen zeigten sich durchaus widerstandsfähig. „Man kann zum Beispiel nicht sagen, dass der Einzelhandel durchweg leidet“, sagt der WSB-Geschäftsführer. Auch aus Gesprächen mit Bergedorfer Einzelhändlern höre er aktuell heraus, „dass viele noch ganz gut klarkommen“. Und das, obwohl der Oktober traditionell ein schwieriger Monat ist, weil der Sommer vorbei ist und Weihnachten noch fern.

Einige Firmen wollen sogar deutlich mehr Personal einstellen

Marc Wilken möchte die Lage nicht „zu rosig darstellen“, doch Weltuntergangsstimmung gebe es eben auch nicht, betont er – und verweist auf die Umfragedaten zur Personalplanung. Die ganz überwiegende Mehrheit der Bergedorfer Unternehmen will demnach kein Personal abbauen, sondern „gleichbleibend“ arbeiten (60 Prozent). 12,5 Prozent wollen sogar „mehr“, 2,5 Prozent „viel mehr“ Personal einstellen. 17,5 Prozent der Firmen planen indes mit weniger, 7,5 Prozent mit viel weniger Arbeitskräften.

Schließlich erfragte die WSB noch ein allgemeines Stimmungsbild zur „Zukunft Ihres Unternehmens im Allgemeinen“. 2,5 Prozent sehen tatsächlich eine „existenzielle Bedrohung“, eine „nicht so gute Lage“ fürchten auch noch 7,5 Prozent. Doch die langen Balken der Statistik stehen auf der Gegenseite. Immerhin „gleichbleibend“ werde die Firma in Zukunft arbeiten können, meinen 37,5 Prozent. „Eher gut“ sehen es hingegen 45 Prozent – und „neue Marktchancen“ wittern gar 4,5 Prozent. „Auch das passt nicht zu den allgemeinen Hiobsbotschaften“, so Wilken. Er glaubt, dass die lokale Wirtschaft mit ihren regionalen Kunden womöglich besser durch Krisen kommt und hofft, dass „sich Verwerfungen zumindest moderat präsentieren“.

Inflation und Energiekosten treiben aber auch Bergedorfer Firmenchefs um

Dass es zu Einbrüchen kommen kann, ahnen auch manche Firmenchefs, die zudem nach dem „Top-Thema 2023“ gefragt wurden. Inflation, Digitalisierung und Energiekosten treiben sie demnach um. Und was möchten sie allen Bergedorfer Unternehmen mit auf den Weg geben? „Flexibel sein“, „Ideen umsetzen“, „gegenseitig helfen“, wurden genannt. Und: „optimistisch bleiben!“