Lohbrügge. Das alte Bauerndorf ist längst in der Großstadt aufgegangen. Nun soll an historischer Stelle ein Treffpunkt entstehen. Was geplant ist.
Was ist nur vom ehemaligen Bauerndorf Lohbrügge übrig geblieben? Eine alte Bauernkate an der Straße An der Twiete. Und der ehemalige Dorfplatz an der Ecke Binnenfeldredder/Leuschnerstraße. Hier symbolisieren immerhin noch sieben Linden das vergangene Dasein ebenso vieler Bauernhöfe in einer einst weitläufigen, landwirtschaftlich genutzten Gegend.
Der Stadtteilverein Lohbrügge hat dort zusammen mit dem Kultur- & Geschichtskontor eine Hinweistafel aufgestellt. Das alte Bauerndorf ist längst verschwunden, es musste seit 80 Jahren der Wohnbebauung Lohbrügges zunehmend weichen. Die Höfe wurden abgerissen, auf den alten Ackerfeldern entstand in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre der Stadtteil Lohbrügge-Nord – damals das größte Neubaugebiet Europas.
Am einstigen Zentrum Lohbrügges ist ein Dorfplatz geplant
Das Großprojekt hat aus dem kleinen Ackerbürger-Dorf das Lohbrügge von heute gemacht – den mit 38.000 Menschen einwohnerstärksten Stadtteil im Bezirk Bergedorf. Er erstreckt sich über eine Fläche von stattlichen 13 Quadratkilometern. Doch die Geschichte ist Grund genug für die Bergedorfer Politik, diesem historisch bedeutsamen Ort eine entsprechende Würdigung zu erweisen.
Denn der alte Dorfplatz am Binnenfeldredder ist „wenig gepflegt und meist mit viel Grün überwuchert“, stellt Bergedorfs SPD-Fraktionschefin Katja Kramer fest. Als ehemalige Lohbrüggerin findet sie, dass „eine Aufwertung dieses Platzes dringend geboten“ sei. Nur eine Geschichtstafel sei dann doch arg wenig, so Kramer.
Ideen für den Dorfplatz: Bänke, Beet und Geschichtstafel
Katja Kramer hat sich gemeinsam mit den Koalitionskollegen von Grünen und FDP Gedanken gemacht, wie diese Würdigung geschehen könne. Herausgekommen sind dabei Ideen, die sogar der Opposition bestens gefallen: Die Ampel-Koalition favorisiert auf einem neu zu gestaltenden Dorfplatz eine Sitzecke mit zwei Bänken, eine Geschichtstafel in der Mitte des Platzes, einen kleinen Weg und ein Beet, das im Halbkreis an der Kreuzung angelegt ist.
Die Ideengeber glauben, so „den Platz erheblich aufwerten und das Bewusstsein für die Lohbrügger Geschichte“ bei der Allgemeinheit und insbesondere den Lohbrüggern nachhaltig stärken zu können. Und noch eine gedankliche Anregung gibt es: eine Bauernskulptur aus einem noch zu bestimmenden Material herzurichten und dort aufzustellen.
Auch die Opposition ist von den Plänen angetan
Alle Mitglieder der Bezirksversammlung schlossen sich diesem Vorschlag für einen schöneren Dorfplatz in Lohbrügge an. Kommentar von Matthias Zaum (CDU): „Dieser Antrag ist so gut, der hätte von uns sein können.“ Der Unionsmann aus Lohbrügge regte als zentrales Element eine Blühwiese und/oder einen Obstbaum an – auch dies erinnere schließlich an das ehemalige Bauerndorf. Kreative Vorschläge scheint es zur Genüge zu geben.
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Dass Lohbrügges alter Ortskern aus heutiger Sicht so gar nicht zentral liegt, sondern gut zwei Kilometer entfernt von der Fußgängerzone Alte Holstenstraße, hat seine Ursache in der wechselvollen Geschichte des Stadtteils: Eigentlich sollte Lohbrügge nämlich „Sande“ heißen, als es vor knapp 100 Jahren als sogenannte „Großgemeinde“ damals noch vor den Toren Bergedorfs entstand. Sande war die Bezeichnung des Arbeiterortes, der sich entlang der Alten Holstenstraße als Wohnstadt Hunderter Arbeiter des dort angrenzenden Bergedorfer Eisenwerks sowie weiterer Fabriken gebildet hatte.
Gestaltung des neuen Dorfplatzes wird Thema im Umweltausschuss
Doch weil viele Orte den Namen Sande trugen – eine Art Sammelbegriff für leicht zu besiedelnde öde Flächen – entschied man sich 1929 für Lohbrügge: Das winzige Dorf in der Nachbarschaft wurde so der Namensgeber für seinen Zusammenschluss mit dem 7200 Einwohner zählenden Sande sowie Boberg, das damals 900 Bürger zählte.
1937 wurde die Gemeinde Lohbrügge schließlich Teil der Stadt Bergedorf und nachfolgend durch das Groß-Hamburg-Gesetz zum Stadtteil von Hamburg.
Nun soll das Bezirksamt die Gestaltung des Dorfplatzes am „Binner“ übernehmen und die anfallenden Kosten aus dem Quartiersfonds bezahlen. Bevor es dann aber weitergeht, hat die Politik verabredet, dass die Pläne zu Lohbrügges womöglich geschichtsträchtigster Ecke im Umweltausschuss vorgestellt werden sollen.