Bergedorf. Bildhauerin Christiane Lüdtke lockt mit „going public“ in Laden-Leerstand. Das Atelier wird nach zwei Wochen zur temporären Galerie.

Ein vergessener Laden im CCB Bergedorf wird zum Hingucker: „going public“ hat Christiane Lüdtke ihr Projekt im ehemaligen Budni genannt – genau so wie den Börsengang junger Unternehmen. Doch die Aktien, mit denen die Bergedorfer Künstlerin die ehemalige Drogerie-Fläche gleich neben Sport ABC im Fachmarktzentrum beleben will, haben keinen Geldwert. Sie investieren in Aufmerksamkeit, Anspruch und Ausdauer.

Ab sofort und für mehr als zwei Wochen sind alle Besucher des Einkaufszentrums eingeladen, acht Künstlern auf den gut 500 Quadratmetern im Obergeschoss des CCB-Fachmarktzentrums über die Schultern zu schauen und mit ihnen zu diskutieren. Vertreten sind diverse Genres von Bildhauerei über Fotografie bis hin zu Porträt-Modellage und Sprache in verschiedensten Darstellungsformen.

In ehemaliger Budni-Filiale: „Kunst im Entstehen“ mit dem Publikum diskutieren

„Kunst im Entstehen“ hat die Initiatorin die Schau überschrieben, die am Dienstag dieser Woche im noch völlig leeren Laden gestartet ist. „So viel Platz ist ein Traum“, schwärmte Maren Hansen aus Eimsbüttel, die mit ihren mystischen Stoffmalerin Teil des Künstler-Oktetts ist. „Es ist schwer, in Hamburg überhaupt Atelierflächen zu bekommen. Und hier haben wir nun fast unendlich viel Raum sowie Tausende Menschen, die als potenzielles Publikum an unserem Gemeinschaftsatelier vorbei laufen.“

Täglich außer sonntags laden die Künstler von 15 bis 19 Uhr zu Besuchen und Gesprächen ein, während sie weiter an ihren Werken arbeiten. Denn bis Sonnabend, 19. November, muss alles fertig sein. Mit der öffentlichen Vernissage von 17 bis 19 Uhr verwandelt sich das Atelier dann in eine Galerie. Sie zeigt die hier entstandenen Arbeiten bis 30. November.

Aus dem Gemeinschaftsatelier wird ab 19. November eine Galerie

Die Öffnungszeiten dieser Schau sind dann wieder von 15 bis 19 Uhr. Zudem ist für Sonnabend, 26. November, ab 15 Uhr eine öffentliche Diskussion zum Thema „Raum als Ressource – Lebenswerter Raum“ geplant. Die Begrüßung wird Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann übernehmen.

„going public“ im CCB-Fachmarktzentrum ist bereits die fünfte Schau dieser Art, die Christiane Lüdtke seit der Premiere im Jahr 2000 organisiert hat. Orte waren unter anderem das ehemalige Glunz-Gartenparadies an der Töpfertwiete, alte Fabrikhallen am Weidenbaumsweg und zuletzt 2008 der Schlosspark. Die aktuelle Aktion im CCB wird finanziell unterstützt vom Förderprogramm „Frei_Fläche“ der Kreativgesellschaft Hamburg, Bergedorfs City-Belebungsprojekt Fleks, dem Einkaufszentrum selbst und dem Bezirk.

Fortschritt im Internet verfolgen

Der tägliche Fortschritt der entstehenden Arbeiten kann auf der Homepage www.goingpublic-bergedorf.de verfolgt werden. Dort stellen sich auch die beteiligten Künstler vor. Neben Maren Hansen und Christiane Lüdtke sind das die Wentorfer Malerin Dagmar Nettelmann Schuldt, Gips- und Keramik-Expertin Claudia Hinsch aus Altona, die Bergedorfer Fotografin Birte Schlund, Sprachkünstler Matthias Berthold aus Altona und Glasmalerin Ute Meta Kühn aus der Hamburger Neustadt.

Als Nummer acht freut sich der Altonaer Porträt-Experte Johannes Zech besonders auf den Austausch mit den Menschen im CCB: „Ich suche die Bergedorfer Poesie, gern auch als Rap gesungen oder als Graffiti gesprayt“, sagt Zech, der seine Kunst so beschreibt: „Heilige und Helden, aus Fernsehen und Zeitschriften, in der Fußgängerzone und in Träumen, gelangen wie Verwandte und Freunde gelegentlich in meine Anordnungen. In ihren Porträts einen Fitzel ihres Wesens zu erwischen und zu gestalten, das ist der Spaß.“