Bergedorf. Bezirksversammlung Bergedorf sieht Verbot mehrheitlich aber kritisch. Die Argumente dafür und dagegen.
Linken-Fraktionschef Michael Mirbach wollte der Fußball-WM in Katar die rote Karte zeigen. Doch sein Antrag, Public Viewing auf öffentlichen Flächen in Bergedorf zu verbieten, ist in der Bezirksversammlung durchgefallen.
Alle anderen fünf Fraktionen waren sich zwar einig in der scharfen Kritik an den fehlenden Menschenrechten im Emirat, an den Arbeitsbedingungen beim Stadionbau mit bis zu 15.000 Toten und am Fußball-Weltverband FiFa, der hier erneut den Profit über alle seine Prinzipien von Fairness und Toleranz gestellt habe. Doch niemand stimmte mit den Linken. Auch nicht für ihren Appell an alle Bergedorfer und vor allem die Gastronomen, die Spiele weder anzuschauen noch zu zeigen.
Public Viewing verbieten: „Die Stimmung ist eindeutig“
„Unser Bezirk würde sich in guter Gesellschaft mit Städten wie Frankfurt, Kiel, Berlin und etlichen in Frankreich befinden. Die Stimmung ist eindeutig. Selbst das Fanfest auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg fällt aus, weil der Organisator wenig Interesse erwartet und auch aus Überzeugung abgesagt hat“, warb Mirbach um Zustimmung. Doch ohne Erfolg.
Für die CDU hielt deren sportpolitischer Sprecher Lars Dietrich mit dem Argument dagegen, dass „Hinschauen gerade im Fall von Katar in jedem Fall besser als ein Boykott“ sei. Zudem dürfe sich die Bezirksversammlung nicht dazu versteigen, „der Gastronomie ausgerechnet in ihrer Erholungsphase nach Corona einen wichtigen Umsatz-Booster wie die Fußballweltmeisterschaft zu streichen“. Denn gespielt werde das Turnier in jedem Fall, „trotz aller berechtigten Kritik aus vielen Ländern“.
SPD-Fraktionsvize: „Das hätte vor keinem Gericht Bestand“
Auf die einfachste Formel brachte es AfD-Fraktionschef Reinhard Krohn: „Unsere Nationalmannschaft hat doch nichts damit zu tun, was in Katar vor der WM passiert ist.“ Vielmehr schwebe über dem jetzigen Verbotsantrag der Linken „der Geist der Unfreiheit“.
- Wegen Kindern: Bergedorf will Hundesauslaufflächen einzäunen
- Kapitän Heiko Buhr geht zum ersten Mal in die Winterpause
- Tausende für Hauni in Bergedorf – auch Peter Tschentscher
Detaillierter argumentierte Jurist und SPD-Fraktionsvize Heinz Jarchow: „Wir haben in rechtlicher Hinsicht ein Problem mit dem Beschlussvorschlag der Linken, die in ihrem Antrag das Bezirksamt auffordert, Anträge auf Public Viewing abzulehnen. Das hätte vor keinem Gericht Bestand.“ Allein deshalb schon müsse die SPD-Fraktion ablehnen.
„Einer der größten Sündenfälle des Sports“
Tatsächlich unterbinden auch die von den Linken angeführten Städte die öffentlichen Fanfeste nicht grundsätzlich. Vielmehr nehmen sie lediglich Abstand davon, wie in der Vergangenheit selbst als Veranstalter aufzutreten.
Das hält auch Heinz Jarchow für angebracht: „Die WM in Katar ist einer der größten Sündenfälle des Sports. Es ist gut, dass es klare Kritik aus der ganzen Welt gibt. Ich hoffe sehr, dass sie nicht verstummt, wenn das Turnier vorbei ist.“