Bergedorf. Bezirksversammlung beschließt Sicherungsmaßnahmen einstimmig. Doch es gibt auch Kritik an diesem Vorgehen.

Es sind unheimliche Begegnungen, wenn Kinder auf nicht angeleinte fremde Hunde treffen. Für viele Eltern ist das der schlimmste Alptraum. Doch solche Treffen gehören zum Alltag. Vor allem im Umfeld mancher Bergedorfer Hundeauslauffläche, wie etwa in den für Vierbeiner freigegebenen Sander Tannen, wo aber mittendrin ein Spielplatz liegt. Oder am Wassermannweg nahe der Goerdelerstraße in Lohbrügge-Nord, wo gerade erst ein neuer Baggerspielplatz entstanden ist – ganz ohne Abgrenzung zur direkt anschließenden Hundeauslauffläche. Nur Schilder weisen hier auf die Grenzlinie hin.

„Beim Spielen und Toben beachten weder Kinder noch Hunde diese Trennung“, beschrieb Stefan Kubat (FDP) am Donnerstag in der Bezirksversammlung alltägliche Szenen, die vor Ort schon zu mancher Schocksekunde und viel Ärger geführt hätten. Ein Zustand, der aus seiner Sicht so nicht bleiben kann. Zusammen mit den Koalitionspartnern aus SPD und Grünen brachte er für die Liberalen einen Antrag ein, sämtliche Hundeauslaufflächen im Bezirk komplett mit Zäumen, Hecken oder anderen Abgrenzungen abzusichern.

Hundeauslaufflächen: Hunde könnten plötzlich auf die Straße laufen

Das gilt aus Kubats Sicht unbedingt auch für die kleine, für Vierbeiner freigegebene Fläche zwischen Lohbrügger Landstraße und Marnitzstraße, die zwar über Zäune verfügt, aber an ihren Zugängen keine Tore hat. „So können Hunde plötzlich auf die Straßen laufen, oder wartende Fahrgäste an der Bushaltestelle Lohbrügger Kirchstraße unfreiwillig Besuch von ihnen bekommen.“

Der Antrag der Koalition wurde zwar einstimmig von allen sechs Fraktionen der Bezirksversammlung angenommen. Doch sein Tenor, Kinder und Familien vor Begegnungen mit Hunden unbedingt schützen zu müssen, blieb nicht ohne Widerspruch.

CDU-Politiker und Hundebesitzer kritisiert Eltern

„Ich erlebe immer mehr überbesorgte Eltern, die sich zur Aufgabe gemacht haben, ihren Nachwuchs grundsätzlich von Hunden abzuschotten“, sagte Mathias Zaum (CDU), der täglich mit seinem Hund in den Sander Tannen unterwegs ist. Dieses Verhalten sei falsch, weil solche Eltern ihrem Nachwuchs jede Chance nähmen, ein natürliches Verhältnis zu Hunden aufzubauen. „Es braucht in unserer Gesellschaft dringend mehr Toleranz – und zwar auf beiden Seiten: von Eltern gegenüber Hundehaltern und auch umgekehrt. Wir brauchen weder nachlässige Hundehalter noch übervorsichtige Eltern.“

Der Beschluss der Bezirksversammlung weist indes in eine andere Richtung: Das Bezirksamt muss sich nun jede einzelne Hundeauslauffläche anschauen, um sie so weit wie möglich einzuzäunen. Priorität sollen dabei die Flächen am Wassermannweg und an der Lohbrügger Landstraße haben. Spätestens zum 22. März 2023 soll das Amt dann im Umweltausschuss berichten, welche Einzäunungen oder sonstigen Einfriedungen bereits erfolgt sind und wie in diesem Sinne weiter vorgegangen werde.

Mathias Zaum trug das zwar mit, mochte sich aber mit dem Gedanken an riesige Schutzanlagen nicht so recht anfreunden. „Wenn diese kleine Auslauffläche zwischen Lohbrügger Landstraße und Marnitzstraße tatsächlich komplett dicht gemacht werden soll, dann aber bitte mit lebendigen Zäunen, vielleicht welchen aus Weiden“, erinnerte der Lohbrügger an einen Bezirksversammlungsbeschluss vom September, wonach neue Zäune möglichst zu Lebensräumen für Tiere und Insekten werden sollen.