Hamburg. Amtsgericht Bergedorf arbeitet Schlägerei zwischen ehemaligen TSG-Spielern und Kielern auf – mit einem überraschenden Ergebnis.
Wo doch eigentlich ein Ball über das Feld am Mittleren Landweg zum Homerun geschlagen werden soll, fliegen Baseballkeulen, Gesichtsmasken und Fäuste. So geschehen in der Partie der 2. Baseball-Bundesliga zwischen den Hamburg Marines und den Kiel Seahawks im Juli 2019. Es kommt zur Massenschlägerei mit blutigem Ende und Polizeieinsatz. Nach Spielabbruch müssen vier verletzte Gastspieler mit Prellungen und Platzwunden die Anlage verlassen.
Dreieinhalb Jahre später müssen sich nun Rafael B. (40) aus der Dominikanischen Republik und Joel C. (31) aus Kuba, mutmaßliche Auslöser der Keilerei, vor dem Amtsgericht Bergedorf verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Ex-Spielern der Marines gefährliche Körperverletzung vor. Das Verfahren wird vorläufig eingestellt, weil es nach über drei Jahren viele Erinnerungslücken, Widersprüche, Regelfragen und Verständigungsschwierigkeiten gab.
Massenschlägerei bei Baseballspiel: Wollte Kieler Werfer Gegner absichtlich treffen?
Die Erinnerungen der Zeugen an den Vorfall sind ungenau, der Tumult ist schwer zu rekonstruieren. Keinem der beiden Angeklagten kann klar eine Tat zugeordnet werden. Was durch die Aussagen der Prozessbeteiligten erkennbar wird: Die Stimmung zwischen den Spielern war damals extremst aufgeladen.
„In der Auseinandersetzung gab es Schläge von beiden Seiten“, sagt der damalige Spieler der Marines Gelson B. aus. Ursache der Eskalation im fünften Inning (Spielabschnitt) sei das Verhalten des Kieler Pitchers (Werfer) Sven R. gewesen: Der Marines-Schlagmann C. hatte das Gefühl, der Gegner wolle ihn absichtlich treffen. Als dieser sich nach dem Strikeout über den Schlagmann dann auch noch lustig machte, habe der verärgerte 31-Jährige die Keule auf den Boden geworfen und sei auf R. zumarschiert, erinnert sich Gelson B..
Plötzlich prügeln sich 30 Mann: „Die regeln das schon“
Der damalige Schiedsrichter Andreas O. verwies den Bergedorfer wegen unsportlichem Verhaltens daraufhin des Feldes. Doch dass irgendjemand mit der weggeworfenen Keule getroffen worden sei, kann heute keiner bestätigen. O. erinnert sich: „Sie landete mitten auf dem Spielfeld, nicht mal in der Nähe eines Spielers.“
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Ein Kieler hebt den Schläger der Bergedorfer auf, Rafael B. fordert diesen zurück. Als der Gastspieler dies verweigerte, ist das Maß übergelaufen, prügeln plötzlich bis zu 30 Mann inklusive Zuschauer aufeinander ein. Drei weitere Platzverweise werden noch gegen Marines-Spieler verhängt, bevor das Spiel endgültig abgebrochen wird. „Wir haben uns nicht direkt gekümmert, das aufzulösen. Wir dachten uns, die regeln das schon“, so Andreas O. Als die Polizei am Mittleren Landweg eintrifft, ist die Situation fast beruhigt.
Wie gesagt: alles lange her, viele widersprüchliche Aussagen. Gericht und Staatsanwaltschaft genügen trotz längerer Zeugenliste die genannten Aussagen, sodass nach zwei Stunden das Verfahren eingestellt wird. Die beiden Beschuldigten sind ja bereits bestraft worden: Der Deutsche Baseball-Verband verhängte lebenslange Sperren für beide und eine Geldstrafe von je 1000 Euro, die die Spieler an die TSG Bergedorf zurückzahlen müssen. Joel C. ist gegen die lebenslange Spielsperre vorgegangen, die dann auf zwei Jahre und ein Jahr Bewährung verkürzt worden ist.