Hamburg. Franziska Schubert macht noch bis zum 14. Oktober Station im CCB. Was sie dabei so alles von Menschen aus dem Bezirk hört.
„,Wasserschaden’ ist meine tägliche Musik“, berichtet Franziska Schubert. Bestimmt 300-mal am Tag höre sie dieses Wort. Die Hamburger Stadtschreiberin macht für eine Woche im CCB Station, um für die Menschen aus dem Bezirk ansprechbar zu sein und Eindrücke zu sammeln. Ihr Domizil hat sie in einem leerstehenden Geschäft im ersten Stockwerk gegenüber von Peek & Cloppenburg.
Am Sonnabend war über dem Geschäft ein Wasserrohr geplatzt und sorgte für Überflutungen auf beiden Etagen. Wer an Peek & Cloppenburg vorbeigeht, der schaut auch in das Geschäft, um zu sehen, wie groß der Wasserschaden ist und wann endlich wieder geöffnet wird.
Hamburger Stadtschreiberin hört von den Menschen kaum Positives über Bergedorf
„Ich möchte gern erfahren, was die Menschen an Bergedorf lieben. Und was sich aus ihrer Sicht gern verändern darf“, sagte sie vor dem Start der Bergedorfer Aktion, die von unserer Zeitung präsentiert wird. Was die Menschen an Bergedorf lieben, davon berichtete bisher nur eine Person. Eine ältere Dame lobte das Grün in der Innenstadt.
Ansonsten fällt den Bergedorfern nichts Gutes zu ihrem Stadtteil ein. Einer will Bergedorf komplett abreißen, für einen Anderen ist es der letzte Haufen, vergleichsweise milde fällt das Urteil eines Dritten aus, der meint, vor 20 Jahren sei der Stadtteil besser gewesen. Über einen Mangel an Gesprächspartnern kann sich Franziska Schubert nicht beklagen. „Die Menschen haben die Ankündigung in der Zeitung gelesen und sind gekommen“, sagt sie. Was sie ihr erzählt haben, hält sie fest.
Häufig wird sie bei den Gesprächen mit Angst, Wut und Aggression konfrontiert. Die Energiekrise und die Inflation sind wichtige Themen. „Die Menschen haben das Gefühl, sie kommen nicht vor. Aber sie wollen gehört werden“, sagt sie. Dabei sei ihr nicht klar, ob es sich um ein Bergedorfer oder ein generelles Phänomen handelt. Sie erzählt, dass sie viel in der Stadt unterwegs war und mit Hamburgern gesprochen hat. Deswegen denkt sie, dass es ein generelles Phänomen ist.
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Rassistischen Äußerungen stellt sich die Stadtschreiberin strikt entgegen
Was ihr noch aufgefallen ist: „Es schleicht sich Rassismus in die Sprache ein.“ Das wolle sie im Gespräch nicht stehen lassen und beziehe eindeutige Position. Sie würde sich mehr Mitgefühl für andere Menschen wünschen. Wichtig sei es ihr, die Menschen ernst zu nehmen. „Ich empfinde mich als Stimmungsbarometer“, sagt die studierte Schauspielerin und studierende Sozialwissenschaftlerin aus Bremen, die auf Umwegen zur Schriftstellerei kam. Die Stadtschreiberin hat nun die Aufgabe, das Gehörte in Literatur umzusetzen.
Noch bis einschließlich Freitag, 14. Oktober, ist sie gegen 11 Uhr („je nachdem wie pünktlich die S-Bahn fährt“) bis 17 Uhr im CCB anzutreffen. Wer mehr über die Arbeit der Stadtschreiberin oder das dahinter stehende Stipendium erfahren will, schaut in ihren Blog und ihre Homepage www.stadtschreibe rin.de.
Für den 21. Oktober ist eine Lesung in der Bergedorfer Sternwarte geplant
Vier Monate kann Franziska Schubert in Hamburg sein und in der Seemannsmission Altona wohnen. Das mit 6000 Euro dotierte Stipendium, finanziert von der Hamburger Volksbank als Hauptsponsor, führt sie unter anderem in den Hafen, auf die alte Hafen-Fähre „Bergedorf“ im Oevelgönner Museumshafen sowie demnächst in das Museum der Gegenwart. „Einfach Spitze“ ist für sie der Wechsel von einem Einkaufszentrum in ein Museum. Am Freitag, 21. Oktober, ist ab 15 Uhr eine Lesung in der Bergedorfer Sternwarte geplant. Dann wird Franziska Schubert auch über ihre Erfahrungen im CCB berichten.