Hamburg. Studentenwohnheim an der Billwiese wird nach zähem Ringen abgerissen. Bezirk Bergedorf sperrte sich lange. Die Gründe.
Was vor Kurzem noch als wertvoller Denkmalschutz eingeschätzt wurde, fällt jetzt dem Abrissbagger zum Opfer: Die gemeinnützige Johann Carl Müller Stiftung lässt ihr Studentenwohnheim in der Billwiese 22 abreißen – und damit fällt dem Vorstand um Peter Eck ein Stein vom Herzen. Schließlich hätte eine Sanierung des 1970 eingeweihten Gebäudes mindestens 20 Millionen Euro gekostet.
Es war ein zäher Kampf um den Sichtbeton, den Hamburgs Denkmalschutzamt „aus architekturhistorischen Gründen“ sehr schätzte und das Studentenwohnheim zunächst erhalten wollte – um die Bedeutung von Bildungsbauten in der 1960-er/70er-Jahren zu dokumentieren. Daher wurde noch im Februar 2021 der Abbruchantrag abgelehnt, aber in der Weihnachtszeit 2021 reagierten die Historiker auf den eingelegten Widerspruch und strichen das Objekt schließlich aus der Denkmalliste der Stadt.
Studentenwohnheim: Abriss im Inneren begann schon im Februar
Damit es sich niemand noch anders überlegt, wollte die Stiftung schnell Tatsachen schaffen und begann schon wenige Wochen später, im Februar 2022, mit dem Abbruch – letztlich auch, damit das leer stehende Haus nicht von Vandalen heimgesucht wird. „Erst mal mussten wir drinnen das ganze Metall und die Aluminiumrahmen fachgerecht recyceln oder entsorgen, auch mit Asbest belastete Dämmplatten“, berichtet Peter Eck, der indes für Küchen und Spülbecken noch dankbare Abnehmer fand, ebenso für Schreibtische und Betten. 190 Studenten hatten hier gewohnt.
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Wie ein Neubau auf dem 12.200 Quadratmeter großen Grundstück aussehen wird, ist derzeit noch unklar. Laut Wohnungsbauprogramm sind zwar 140 Wohnungen möglich, aber „wir müssen erst mit dem Bezirk abstimmen, wie breit und hoch wir bauen dürfen, was alles Platz finden kann“, sagt Eck, der auch den schützenswerten Baumbestand achten will. Erste Ideen mögen ein Studentenwohnheim (mit maximal 100 Plätzen) verbinden mit einem Service-Wohnen für Senioren (mit angeschlossenem ambulanten Pflegedienst). Man denke auch über betreute Wohngruppen für demente Senioren nach, könne sich für die Studenten ebenfalls kleine Apartments denken, so der Vorstand: „Vielleicht bauen wir kleine Einzimmerwohnungen mit 20 oder 24 Quadratmetern. Da passen dann immerhin eine Mini-Küche und eine Dusche mit Klo rein.“
Neue Bebauung wird eine Herausforderung
Während der Architekt die Pläne modifiziert, muss auch die Finanzierung noch belastbar kalkuliert werden. „Das wird eine Herausforderung bei steigenden Baupreisen und Zinsen, zudem bei Fachkräfte- und Materialmangel“, ahnt Eck, der indes auf eine Ausschreibung im nächsten Jahr hofft. Jedenfalls wolle man nicht so lange warten wie der Nachbar: Gleich nebenan möchte die Schulbehörde, wie berichtet, auf dem Gelände der ehemaligen Förderschule ein Gymnasium bauen, das sechste im Bezirk. Peter Eck vermutet: „Die fangen aber wohl nicht vor 2026 an.“