Hamburg. Seit 2018 steht das Gebäude leer und gilt als Schandfleck. Investor will es abreißen und Wohnungen bauen. Woran dieses Vorhaben hakt.

Wucherndes Gestrüpp, vernagelte Tore, Graffiti und Müll: Das seit 2018 geschlossene Penndorf-Parkhaus an der Rektor-Ritter-Straße ist das wohl schäbigste Gebäude im Umkreis. 68 Wohnungen will Investor Revitalis Real Estate AG hier schaffen, zudem einladend gestaltete Außenbereiche sowie einen Innenhof mit Spielgeräten und begrünten Dächern. Doch dass bisher nichts passiert ist, nervt die Nachbarschaft gewaltig. „Dieses Parkhaus voller Graffiti und kaputten Fenstern“ sei „eine schlechte Visitenkarte“ für die schöne Wohngegend, meint etwa Leander Sichot (51), der seit 20 Jahren hier lebt.

Ähnliches Unbehagen empfindet Josefine Altenburg (20), wenn sie auf dem Heimweg gerade im Winter an dem Gemäuer vorbeigeht: „Das geht überhaupt nicht mehr“, sagt sie. Auch Heinz Jarchow (SPD), Chef des Stadtentwicklungsausschusses, machte sich kürzlich ein Bild von dem Parkhaus des Grauens und meint: „Das ist beileibe kein Juwel mehr und nicht attraktiv, was die Gesamtentwicklung um die Rektor-Ritter-Straße angeht.“

Neubau: Planungsphase ist eigentlich längst abgeschlossen

Dabei ist laut Revitalis der Weg zum schicken Wohnhaus inzwischen weitgehend geebnet. Im vergangenen Jahr schloss der Bauinvestor die Planungsphase mit allen Ausschreibungen und Vergaben ab. Wenn die entsprechende Baugenehmigung erteilt sei, gibt sich der Bauherr 24 Monate Zeit, um das Prestige-Wohnhaus im Zentrum Bergedorfs fertigzustellen.

Woran also hakt es noch, dass Bergedorfs gruseligstes Parkhaus endlich verschwindet? Nach Angaben von Revitalis-Sprecherin Daniela Börger seien sowohl Abbruch- als auch Bauantrag beim Bergedorfer Bauamt im Juni eingereicht worden. In der gängigen Praxis kann dieser Vorgang sechs bis zwölf Monate dauern. Dagegen besteht keine Abhängigkeit des Abrissstarts von der Entwicklung auf der in der Nähe gelegenen Glunz-Baustelle: „Das sind zwei vollständig unabhängige Projekte.“

Interesse an den Mietwohnungen ist schon jetzt groß

Der Bauinvestor ist auch für den Zustand der Ruine zuständig und hat nach eigenen Angaben zuletzt Anfang 2022 den Wildwuchs auf dem Grundstück beseitigt, führt zudem „regelmäßige Sichtkontrollen“ durch. In welchem Abstand dies geschieht, sagt Revitalis indes nicht.

Trotz der abschreckenden Optik des alten Parkhauses: „Das Interesse an den Wohnungen ist schon jetzt groß“, weiß Daniela Börger, die im Neubau „einen ausgeglichenen Wohnungsmix für Singles, Paare und Familien“ anpreist. Dort entstehen ausschließlich Mietwohnungen (zwei bis vier Zimmer) in der Größenordnung von etwa 40 bis 85 Quadratmeter.

Es wird eine Wärmepumpe in Kombination mit einer Fotovoltaikanlage installiert

Auch die Energiebilanz ist zeitgemäß: Revitalis realisiert ein Energieeffizienzhaus. „Dabei beziehen wir für die Heizung 55 Prozent aus der Primärenergie und 45 Prozent aus regenerativen Energiequellen durch Photovoltaikanlagen und Luftwärmepumpen auf dem Dach“, weiß Daniela Börger. Im Erdgeschoss soll zudem Wohnraum entstehen, der sich auch zur klassischen Gewerbeeinheit umwandeln lässt – besonders geeignet etwa für Freiberufler.

Immer wieder gebe es zudem die Behauptung, dass durch den Abriss des Parkhauses 95 zentrumsnahe Parkplätze einfach verschwinden. Davon könne jedoch nicht die Rede sein, so Daniela Börger, „69 Stellplätze sind in der Tiefgaragenplanung berücksichtigt“.

Weitere 26 Parkplätze wurden bereits andernorts im Bezirk verteilt

Hinzu kommen dort Behindertenparkplätze, E-Ladeplätze, Räume für Kinderwagen und Gehhilfen, Mieterkeller und insbesondere Fahrradabstellmöglichkeiten mit einem höheren Schlüssel als es der Bergedorfer Koalitionsvertrag vorschreibe – allerdings nur für Mieter. Die weiteren 26 Parkplätze seien aus dem Baulastverzeichnis gelöscht worden, da sie nicht mehr benötigt wurden.