Bergedorf. . Anita König Seit 30 Jahren Anästhesistin am Bethesda – Seit zehn Jahren Chefärztin

Vor einer Operation hat wohl jeder Mensch Respekt – und viele haben ein flaues Gefühl bei dem Gedanken an Narkose und Schmerzen. Anita König versucht, ihren Patienten genau dieses Unwohlsein – und die Angst – zu nehmen. Sie sagt voller Überzeugung: „Die Narkose ist heute so sicher wie nie.“ König muss es wissen, arbeitet sie doch nun seit 30 Jahren als Anästhesistin im Bethesda Krankenhaus, ist seit zehn Jahren Chefärztin der Anästhesie.

Die Laufbahn der 58-Jährigen verlief eher ungewöhnlich. 1988 fing sie am Bethesda an, direkt nach dem Mutterschutz als Assistenzärztin in Teilzeit und mit einem befristeten Vertrag. Nach ihrer Beförderung zur Oberärztin hatte sie zwei Jahrzehnte später den Mut, sich im eigenen Haus auf den Chefposten zu bewerben. Und obwohl gerade die höchsten Posten in Kliniken eher an externe Bewerber vergeben werden, wurde sie ausgewählt.

Ungewöhnlich ist ihre Laufbahn auch, weil König nie einen konkreten Karriereplan hatte. Nur dass sie Ärztin werden wollte, das wusste sie schon als kleines Kind: „Ich habe mich eben schon immer gern um Menschen gekümmert“, sagt die 58-Jährige. Nach Abitur und Studium in Hamburg wollte sie ursprünglich Kinderärztin werden. Nach einer kurzen Station in Geesthacht kam sie jedoch zur Anästhesie und nach Bergedorf. Die eher junge medizinische Disziplin faszinierte sie.

Hatten sich vorher noch die Operateure selbst um die Narkose gekümmert und die Aufsicht während der OP an einen Pfleger übergeben, entwickelte sich ihr Fachgebiet schnell weiter. Heute wird mit jedem Patienten ein detailliertes Vorgespräch geführt, es gibt andere und bessere Medikamente, die seltener zu Übelkeiten führen und bessere Überwachungsmöglichkeiten. Während der Operation ist der Anästhesist immer dabei.

„Jeder Patient ist anders, aber auch jede Operation“, sagt König. Sie und ihr neunköpfiges Team kümmern sich um jeden ihrer rund 4000 Anästhesiefälle im Jahr ganz individuell.

Was hat sich in 30 Jahren sonst verändert? Heute werden auch Menschen bis ins hohe Alter operiert. Königs älteste Patientin war 102 und hatte einen gebrochenen Oberschenkelhals. „Außerdem haben die Menschen immer mehr Sorgen vor dem Kontrollverlust, sie liefern sich nicht gern aus“, sagt König. Umso wichtiger sei es ihr, ein gutes Vertrauensverhältnis aufzubauen und die Narkose in einem geschützten Raum einzuleiten – auch im hektischen Klinikalltag.

Hektik kommt bei Anita König selten auf, trotz ihrer 60-Stunden-Wochen. Die sind aber auch ihrem weiteren Engagement geschuldet, darunter Fortbildungen in Palliativ- und Schmerzmedizin, Qualitätssicherung, OP-Management, eine Lehrtätigkeit an der HAW, Reanimationskurse an Schulen und Vorträge im Haus im Park. Zum Ausleich geht die Oststeinbekerin gern joggen und verbringt Zeit mit Freunden oder der Familie.