Hamburg. In den 60er-Jahren eröffnetes Kaufhaus verschwindet aus dem Stadtbild von Bergedorf. Was an der Mohnhof-Kreuzung geplant ist.
Glunz-Chefin Julia Hartenstein hatte am Montag Tränen in den Augen: „Für mich ist das doppelt emotional. Einerseits sind nach Jahren des Leerstands und der immer wieder neu gestarteten Planungen jetzt endlich die Abrissbagger da. Aber andererseits fällt mit dem alten Kaufhaus der Gebrüder Glunz die Keimzelle unseres Familienunternehmens.“
Von der Öffentlichkeit fast unbemerkt machen sich die Rückbau-Experten seit Montag von hinten am vierstöckigen Backsteinbau zu schaffen. Grund für dieses Vorrücken über den alten Glunz-Parkplatz ist die Hanglage des Gebäude-Komplexes: Der einstige Kaufhaus-Eingang an der Kreuzung Mohnhof liegt gut vier Meter höher und fußt auf zwei Kellergeschossen, die wie eine massive Stützwand wirken. Ohne sie könnten Fußweg und Fahrbahn in die Baugrube rutschen, was das Finale der Abrissarbeiten im Auftrag des nun verpflichteten Generalunternehmers Otto Wulff nicht gerade vereinfacht. Als Ersatz ist eine massive Bohrpfahlwand geplant, für die es am Mohnhof mindestens zur Sperrung des Fuß- und Radwegs kommen wird.
Glunz Bergedorf: Laden- und Gewerbeflächen im Neubau nicht vorgesehen
Ist das alles erledigt, wird im Sommer der seit Jahren angekündigte Neubau beginnen. Insgesamt 76 barrierefreie Zwei- bis Dreizimmerwohnungen sind geplant, die alle im Eigentum von Glunz-Immobilien verbleiben und vermietet werden. Die Größen von 33 bis 87 Quadratmetern sollen für einen Generationen-Mix aus jungen Familien und Senioren sorgen. Die Fertigstellung des Gesamtprojekts ist für Sommer 2024 geplant.
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Dann wird vom Kaufhaus der Gebrüder Rudolf und Otto Glunz aus den 60er-Jahren nichts übrig bleiben. Denn Laden- oder Gewerbeflächen sind nicht mehr vorgesehen. Vielmehr lässt Julia Hartenstein an diesem traditionsreichen Ort ein reines Wohnquartier bauten – als Glunz-Prestigeprojekt, wie die Investitionssumme in zweistelliger Millionenhöhe erahnen lässt. „Ich habe nicht das Ziel, die für das Grundstück maximale Wohnfläche herauszukitzeln, sondern lege Wert auf hochwertige Materialien und viel Grün“, sagt die Glunz-Chefin in dritter Generation.
Glunz lässt Hochhaus mit Firmenzentrale stehen
Konkret entsteht an der Mohnhof-Kreuzung ein sechsstöckiger Gebäuderiegel mit 48 Wohnungen. Durch ihn vom Straßenlärm geschützt soll sich dahinter ein kleiner Park erstrecken, an dem ein langgezogener dreistöckiger Neubau mit weiteren 28 Wohnungen steht.
Nicht betroffen vom jetzt begonnen Abriss ist das Hochhaus an der Hassestraße, in dem unter anderem die Haspa und die Glunz-Immobilienverwaltung selbst sitzen. Und auch das Mehrfamilienhaus auf der anderen Seite des Baufeldes, an der Töpfertwiete gelegen, bleibt stehen.