Bergedorf. Das Ziel von 800 Baugenehmigungen wurde verfehlt. Allerdings kündigt das Bezirksamt für das Jahr 2022 fünf prominente Projekte an.
Nach fünf starken Jahren schaltet der Wohnungsbau im Bezirk Bergedorf gerade ein bis zwei Gänge zurück: Erstmals seit 2015 ist die Zahl der Genehmigungen deutlich unter die im Vertrag für Hamburg anvisierten 800 Baugenehmigungen gerutscht – und wird dort vorerst auch verharren.
2021 gab es laut Bergedorfer Wohnungsbauprogramm nur 528-mal grünes Licht vom Bezirksamt – 315 Baugenehmigungen betrafen das Stadtgebiet, 213 die Vier- und Marschlande. Für dieses Jahr prognostiziert das 60 Seiten starke Papier 681 Genehmigungen, für 2023 sind es 705. Grund sind Verzögerungen bei einigen Großprojekten, darunter das Stuhlrohr-Quartier, die Erweiterung des Ortskerns Ochsenwerder und die Überbauung des ehemaligen Edeka-Marktes am Lohbrügger Markt. Ab 2024 soll die Zahl der genehmigten Wohneinheiten wieder deutlich steigen. Das Bezirksamt erwartet dann vierstellige Genehmigungszahlen pro Jahr.
Wohnen in Bergedorf: Deutlich weniger Baugenehmigungen erteilt
Für Bergedorfs Entwicklung wird die Delle Auswirkungen bis in die zweite Hälfte des Jahrzehnts haben, vergehen von der Baugenehmigung bis zum Erstbezug einer Wohnung doch im Schnitt zwei Jahre. Ein Bevölkerungsplus wie zuletzt von 1000 bis 2000 Neu-Bergedorfern beziehungsweise gut einem Prozent pro Jahr dürfte es also vorerst nicht mehr geben.
Dennoch kündigt das Bezirksamt für 2022 an, gleich fünf prominente Projekte genehmigen zu wollen. So werde die Firma Glunz mit dem Abriss ihres alten Kaufhauses beginnen dürfen, an dessen Stelle bis 2024 dann 76 Neubauwohnungen entstehen. Grünes Licht auch für weitere 70, die gleich in der Nachbarschaft an der Stelle des alten Penndorf-Parkhauses gebaut werden. Und sogar 156 will das Bezirksamt Bergedorf am „Lindwurm“ in Lohbrügge genehmigen. Zwischen Hamburgs längstem Gebäude und dem Röpraredder wird der Parkplatz überbaut.
Kritik am Wohnungsbauprogramm gibt es von der Opposition
Der planungsrechtliche Startschuss soll in diesem Jahr zudem für zwei Großprojekte fallen: Nach Abschluss der Altlastensanierung sind Genehmigungen für die ersten 100 der 710 Wohnungen des neue Weidensteg-Viertels am Schleusengraben vorgesehen. Und auch an der Ecke Neuer Weg/Brookdeich soll es mit den ersten 100 Genehmigungen losgehen. Hier ist ein Quartier mit 660 Wohnungen geplant, für das fast die gesamte heutige Bebauung samt Aldi-Markt fallen wird.
Kritik am Wohnungsbauprogramm gab es von der Opposition in der Bezirksversammlung: „Der Entwurf hat leider eindeutige Schwächen“, monierte CDU-Stadtentwicklungsexperte Sven Noetzel. „Er verwehrt den Ortskernen in den Vier- und Marschlanden die dringend nötigen Entwicklungsperspektiven. Und er nimmt für 2025 wieder den Fritz-Reuter-Sportplatz an der Justus-Brinckmann-Straße ins Wohnungsbauprogramm auf, ohne zu erklären, wohin die Hockey-Spieler der TSG Bergedorf denn dann ausweichen sollen.“
CDU und AfD lehnten das Programm ab, die Linke enthielt sich. Doch mit Stimmen von SPD, Grünen und FDP wurde es beschlossen.