Hamburg. Entwässerungskonzept für den neuen Stadtteil vorgestellt. Grüner Loop soll bis zu einem Viertel des Wassers der Binnenalster aufnehmen.

Auch vier Jahre nach der Starkregen-Katastrophe in Lohbrügge und Boberg sitzt die Angst noch tief. Vor allem beim Blick auf Oberbillwerder: Wie schlimm wird eine solche Sintflut, wenn ab kommendem Jahr gleich nebenan der Zukunftsstadtteil entsteht? Wenn seine 118 Hektar nicht mehr, wie noch an Himmelfahrt 2018, natürliche Staufläche sind, als die ausgedehnten Wiesen am Bahndamm zur Seenlandschaft wurden?

Überraschend entspannte Antworten gibt es darauf von der IBA, dem städtischen Projektentwickler Oberbillwerders: „Der Zukunftsstadtteil kann selbst Regenmengen trotzen, die über denen eines hundertjährigen Ereignisses liegen, wie es Himmelfahrt 2018 der Fall war“, sagte Projektkoordinator Christian Faber jetzt bei der Vorstellung des Entwässerungskonzepts im Stadtentwicklungsausschuss der Bezirksversammlung. Und Marco Hornbogen, Wasserwirtschaftsingenieur vom beauftragten Büro Fichtner, ging sogar noch weiter: „Oberbillwerder wird so geplant, dass es all diese Regenmengen auf seinen Flächen aufnimmt und deutlich weniger Wasser als die heutigen Wiesen zum Allermöher Schöpfwerk am Bahndamm abgibt.“

Oberbillwerder „wie eine sehr, sehr flache Badewanne anlegen“

Christian Faber, Projektkoordinator Oberbillwerder von der IBA Hamburg.
Christian Faber, Projektkoordinator Oberbillwerder von der IBA Hamburg. © IBA Hamburg | IBA Hamburg

Wer sich angesichts dieser Worte die Augen reibt, muss sich mit zwei Kernelementen der Entwässerungsplanung vertraut machen: Einerseits wird es den nördlichen Randgraben geben, der große Teile des Oberflächenwassers, das außerhalb von Oberbillwerder anfällt, um das Quartier herum führt. Andererseits erhält der Zukunftsstadtteil selbst ein Stauvolumen von bis zu 130.000 Kubikmetern. Er kann also in seinen Gräben, Innenhöfen und vor allem dem sich kreisförmig durch Oberbillwerder ziehenden Grünen Loop bis zu einem Viertel des Wassers der Binnenalster aufnehmen.

„Wir werden diesen Stadtteil wie eine sehr, sehr flache Badewanne anlegen“, erklärte Christian Faber. Das Regenwasser solle gehalten werden, um vor allem im Bereich des Loops Feuchtbiotope mit Wasserflächen und Uferstreifen sowie nicht zuletzt auch Freizeitbereiche für die Anwohner zu schaffen. Schließlich gebe der Masterplan des Senats für Oberbillwerder vor, „dass Kanäle und Gräben im Stadtteil regelhaft Wasser führen“.

So soll der CO2-freie Stadtteil einmal aussehen: eine Visualisierung einer Wohnstraße im künftigen Stadtteil Oberbillwerder.
So soll der CO2-freie Stadtteil einmal aussehen: eine Visualisierung einer Wohnstraße im künftigen Stadtteil Oberbillwerder. © IBA Hamburg GmbH/ADEPT mit Karres en Brands | IBA Hamburg GmbH/ADEPT mit Karres en Brands

Abfluss aus Oberbillwerder soll fast bei Null liegen

Um das zu erreichen, wird der Zukunftsstadtteil zwar nicht wie die beliebten Fleete im benachbarten Neuallermöhe mit Wasser aus Bille und Elbe gespeist. Dafür soll der Abfluss aus Oberbillwerder aber fast bei Null liegen: Es sind Kippwehre geplant, die selbst bei einem hundertjährigen Starkregenereignis nie mehr als fünf Liter pro Sekunde und Hektar abgeben.

Um das viele Wasser in Oberbillwerder aufnehmen zu können, wird der Grüne Loop sehr üppig geplant. Er soll samt Rad- und Wanderweg im Durchschnitt 40 Meter breit sein, insgesamt also 17 Hektar potenzielle Überschwemmungsfläche bieten. Vier Hektar davon sind als permanente Wasserflächen geplant, die auch in langen, heißen Sommern ohne Niederschlag möglichst nie trockenfallen sollen.

Innenhöfe der Gebäudekomplexe sind Wasserspeicher

Weitere Wasserspeicher sind die Innenhöfe der geplanten Gebäudekomplexe, die Niederschläge bis zu 15 Liter pro Quadratmeter aufnehmen. Wird es mehr, sorgen Überläufe dafür, dass das Wasser über Gräben in den Grünen Loop fließt. Der steht zudem in Verbindung mit dem ausgeprägten System von Gräben und Teichen im sogenannten blauen Quartier: Ganz im Westen Oberbillwerders gelegen, wird es sehr stark durch Wasserflächen geprägt werden.

„Im Loop planen wir eine Regelwassertiefe von 70 Zentimetern bei fünf bis acht Metern Breite“, sagte Christian Faber im Stadtentwicklungsausschuss. „Bei Regen dehnen sich diese Wasserflächen natürlich deutlich aus. Wir werden aber nie 1,70 Meter Wassertiefe überschreiten. Und selbst dann sind die Straßen im Stadtteil noch nutzbar.“

Wo heute noch Ackerfläche ist, soll Hamburgs neuer Stadtteil Oberbillwerder entstehen.
Wo heute noch Ackerfläche ist, soll Hamburgs neuer Stadtteil Oberbillwerder entstehen. © IBA Hamburg GmbH/Falcon Crest Air