Bergedorf. Bergedorf. Oberbillwerders Entwässrungskonzept muss den Spagat hinbekommen: Viel Wasser halten - und doch sicher entwässern.

Beim Blick auf Oberbillwerders Masterplan fallen die beiden unregelmäßig geschwungenen blauen Linien auf, die den künftigen Stadtteil wie Flussläufe von Ost nach West durchziehen. Bis zu 40 Meter breit sind sie nichts geringeres als Oberbillwerders Lebensadern – und das gleich im doppelten Sinn: Einerseits verlaufen hier autofreie Fuß- und Radwege durch üppiges Grün. Andererseits sind diese Zonen der wichtigste Überflutungsschutz bei Starkregen – quasi das Rückgrat des Entwässerungskonzepts.

Wasser als „erlebbares Element“

„Wir haben die Sorgen der Anlieger sehr ernst genommen und ein System entwickelt, das das derzeitige Wassermanagement der Wiesen nördlich des S-Bahnhofs Allermöhe verbessert“, sagt Karen Pein vom städtischen Projektentwickler IBA: „Gleichzeitig integrieren wir das Wasser in den Masterplan, machen es zum gestalterischen und erlebbaren Element Oberbillwerders.“

Entwässern ist schwierig

Tatsächlich muss es bei der schwierigen Lage dieses Stadtteils auf dem sehr tief gelegenen, kaum versickerungsfähigen Marschboden darum gehen, möglichst viel Wasser auf so breiten Flächen wie möglich aufzustauen, damit große Teile an Ort und Stelle verdunsten. Denn alles was über das zentrale Schöpfwerk Allermöhe weitergeleitet wird, landet im noch tieferen Bereich der Dove-Elbe zwischen Reitbrook und Spadenland. Von dort kann es nur bei Ebbe weiter in die Elbe fließen.

Doppelter Jahrhundert-Regen möglich

Also werden Oberbillwerders Bauflächen – rund 56 Prozent seiner 124 Hektar – gegen die Überflutung bei Starkregen um 1,50 Meter erhöht. Niedriger sind die Straßen, Sportplätze, Fuß- sowie Radwege und gar nicht erhöht schließlich die Grünflächen und natürlich das ständig wasserführende Grabensystem im Stadtteil. Alles zusammen soll ausreichen, um Sicherheit zu bieten für eine „Sintflut“ bis zum Doppelten eine Jahrhundert-Regenereignisses mit mehr als 100 Litern pro Quadratmeter.

Alles fließt ins blaue Quartier

Aufgebaut wird die Wasserwirtschaft in der Fließrichtung von Nordost nach Südwest. Dabei nimmt der nördliche Randgraben die Flut benachbarter Felder auf und führt – wie auch die Wasserläufe im Stadtteil – alles in Oberbillwerders blaues Quartier im Westen. Durch Kippwehre aufgehalten soll Wasser dort das gestaltende Element sein. Ob zumindest hier auch regelmäßig Wassersport möglich ist, wie ursprünglich in Zeichnungen für ganz Oberbillwerder angedeutet, ist angesichts schwankender Regegenmengen unsicher.

Wasserstand wie in Neuallermöhes Fleeten

Grundsätzlich soll versucht werden, den Wasserstand ähnlich hoch wie in den Fleeten von Neuallermöhe zu halten. Weil aber im Fall absehbarer Starkregenereignisse eine vollständige Entleerung der Wasserflächen Oberbillwerders in 48 Stunden möglich sein muss, dürfte es viele Trockenzeiten in den Wasserläufen geben.

Oberbillwerders Konzeption „vorbildlich“

Großes Lob für die Planung gibt es von Wasserbau-Ingenieur Lutz Krob, dessen Firma BWS mit der Prüfung des Masterplans beauftragt war: „Das Einbinden der Aspekte Regenwasserbewirtschaftung und Starkregenvorsorge in die Städtebau-Konzeption Oberbillwerders ist vorbildlich.“